Das freie Wort

Vulkan-Selfies

Wenn es irgendeines Beweises bezüglich „Dummheit der Menschen“ bedurfte, so ist dieser mit dem Foto über den Vulkanausbruch auf der Kanaren-Insel La Palma in der „Krone“ ein für allemal gelungen. Eine gigantische Lavamasse bedroht die Menschen. Giftige Gase legen sich wie ein Nebelschleier um Teile der Insel. Behörden rieten den Bewohnern, am Wochenende ihre Häuser möglichst nicht zu verlassen und Schutzmasken zu tragen. Und nun das Unglaubliche: Manche reisen in das Katastrophengebiet, um Vulkan-Selfies zu machen. Das Bild zeigt unter anderem eine Frau und einen Mann, die sich in „Pose“ werfen, um ein „Der Vulkanausbruch und wir beide“-Selfie zu machen. Menschen verlieren ihr Hab und Gut, all das, was sie in jahrelanger Arbeit aufgebaut haben, und dann kommen irgendwelche Idioten und halten dieses „menschliche Leid“ für ein verblödetes Selfie sensationslüstern auch noch fest. Es ist ein vollkommen unverständliches Phänomen, dass heute, anstatt ein „schönes Bild“ zu machen, immer ein Bild entsteht, auf dem ICH – und das abgebrannte Haus, ICH – und die Katastrophe, ICH und der Vulkanausbruch usw. zu sehen ist. Doch das Wichtigste auf diesen sogenannten Selbstporträts, sprich Selfies, ist, so scheint es, das ICH. Dieses überzeichnete „Ich-Bewusstsein“ ermöglicht es, in ein Katastrophengebiet zu reisen, das Leid anderer festzuhalten und sich auch noch über ein „gutes Foto“ zu freuen. Traurig, aber wahr. „Des einen Freud, des anderen . . . Leid!“

Gerhard Forgatsch, Wien

Erschienen am Mo, 15.11.2021

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