Das freie Wort

Impfpflicht für Gesundheitsberufe

Ich arbeite seit Jahren als Krankenpfleger auf einer Intensivstation und bin auch geimpft. Ich halte mich an alle Empfehlungen und Vorgaben, um jegliches Infektionsrisiko zu vermeiden. Ich arbeite mit Kolleginnen zusammen, die sich nicht haben impfen lassen, aber die vorgegebenen Schutz- und Kontrollmaßnahmen widerspruchslos und akkurat einhalten und damit aus meiner Sicht keine größere Gefahr für andere darstellen. Wer in der Krankenpflege arbeitet, tut dies zu einem relativ bescheidenen Gehalt. Man arbeitet zu familienunfreundlichen Zeiten, die sogar nachweislich gesundheitsschädigend sind, muss möglichst alle Unzulänglichkeiten des Systems kompensieren, ist immer öfter mit Patienten und Angehörigen konfrontiert, die gar nicht so nett sind wie jene freundlichen alten Menschen auf den Werbebildern in den Medien, und leistet offenbar immer noch zu wenig. Die Politik hatte und hat kein Ohr für die seit Jahren bestehenden Probleme. Die Pandemie hat uns schon viele Pflegekräfte gekostet. Sei es durch die Erkrankung selbst oder aufgrund von Überforderung und Flucht aus dem Beruf. Weder von den unterschiedlichen Arbeitgebern noch von der Politik gibt es auch nur das geringste Signal in Richtung Verbesserung der Arbeitsbedingungen. Diesen Totstellreflex zeigen Politiker immer, wenn es eng wird und sie keine Ahnung haben, wie man ein dringendes Problem lösen kann. Ich verliere garantiert eine sehr kompetente Kollegin, wenn die Impfpflicht für Gesundheitsberufe eingeführt wird. Hochgerechnet auf alle Pflegenden, werden möglicherweise Tausende gehen oder gekündigt werden. Woher will man in der Not Ersatz für diese Pflegekräfte nehmen? Ist sich Herr Mückstein dessen wirklich bewusst, welche Lunte er da anzündet? Impfpflicht von mir aus ja, aber dann für alle und nicht nur für jene, die das vorher Genannte schon seit langer Zeit stillschweigend erdulden. So eine Perspektive wird junge Menschen jedenfalls nicht scharenweise in den Pflegeberuf ziehen.

Franz Karner, Neumarkt

Erschienen am Mo, 15.11.2021

Kommentare

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Kommentarfunktion steht Ihnen ab 6 Uhr wieder wie gewohnt zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen
das krone.at-Team

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

Weitere Leserbriefe
navigate_before
today

Fr., 3. Mai. 2024

arrow_drop_down
navigate_next
  • Ing. Anton Kern

    EU-Wahl wie Brief ans Christkind

    Jedes Mal dasselbe. Kaum stehen nach Jahren wieder EU-Wahlen vor der Türe, die gleiche Prozedur. Jene Abgeordneten, welche die letzten Jahre ...
  • Dr. Norbert Leitgeb

    Zur Europawahl

    Es ist bemerkenswert, mit welchem Eifer das EU-Parlament Umwelt- und Klimaschutz einfordert. Bei anderen. Nicht bei sich selbst! Denn mit kaum zu ...
  • Philipp Magnes

    Emsige Arbeit in der Beamtenburg der EU

    Sehr geehrte Damen und Herren, ich ersuche um Berücksichtigung meiner Sorgen. Es ist zum Kotzen! Europa brennt und in der Beamtenburg der EU in ...
  • Josef Höller

    Ein Spiel mit dem Feuer

    Bis vor gar nicht langer Zeit hörte man bezüglich Ukraine- Krieg von offizieller Seite mit der größten Selbstverständlichkeit und Überzeugung, dass ...
  • Mag. Martin Behrens

    Der Standort Österreich

    Als der damalige Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl vor vielen Jahren Österreich als „abgesandelt“ bezeichnete, ging ein Aufschrei der ...
  • Dipl.-Päd. Günther Kraftschik

    Es „köchelt“

    Man schreibt also den Posten des ÖNB-Gouverneurs frühzeitig aus, um sicherzustellen, dass diese Position „in die richtigen Hände“ kommt. Eine in der ...
  • Ing. Mag. Paul Töplitz, MBA

    Rauchverbot

    In vielen Ländern Europas und auch in den USA versucht man die Menschen mithilfe von Gesetzen und Erlässen vor dem schädlichen Nikotinrauch zu ...
  • Monika Wurzenberger

    Bargeld

    Für manche ist es überholt, für andere und beileibe nicht nur Alte ist es sicherer als das Internet. Ich möchte nicht wissen, wie einfach es ist, ...
  • Helga Marsteurer

    Die Tierställe der Zukunft?

    In Höfemuseen wundern sich die Besucher oft darüber, dass die Fenster der Ställe winzig sind. Das hatte früher einen guten Grund. Durch solche Löcher ...
  • Dr. Wolfgang Geppert

    Wahlarzt

    Die „Kronen Zeitung“ berichtet über den Wahlarztbesuch einer Krebspatientin aus Wels. Der Mediziner begutachtete die 63-Jährige eine knappe Stunde ...
  • Walter Pachner

    Rede am 1. Mai

    Hallo, Herr Babler! Um auf Ihre Rede am 1. Mai zurückkommen: Nicht Herr Kickl oder die FPÖ sind die Gefahr für unsere Demokratie, sondern Ihre ...
  • Friedrich Leisser

    Ro¨čić – der Sparefroh der Wiener Staatsoper

    Bogdan Ro¨čić gibt sich gerne als der Entdecker neuer Stimmen in unserer Wiener Staatsoper. Weltstars sind Mangelware, seit er die Direktion dieser ...
navigate_before
today

Fr., 3. Mai. 2024

arrow_drop_down
navigate_next



Kostenlose Spiele