Umdenken erfordert
Inselstaat Samoa führt den Linksverkehr ein
Der Grund für die Umstellung in Samoa ist der Gebrauchtwagen-Markt", so die samoanische Journalistin Cherelle Jackson. "Früher sind die meisten Fahrzeuge aus den USA importiert worden. Heute sind die wirtschaftlichen Verbindungen zu Australien und Neuseeland enger." Dies habe die Regierung dazu veranlasst, auf Linksverkehr umzustellen.
Der Zeitplan sei extrem eng, argumentiert die Journalistin, die auch davon berichtet, dass mehr als 33.000 Samoaner gegen diese Regelung protestieren - zum Teil in Demonstrationen aber auch in einer Petition. "Selbst in einem so kleinen Staat wie Samoa sind derzeit mehr als 17.000 Autos angemeldet, die dann nach dem Juli 2009 auf der falschen Straßenseite fahren müssen", erklärt Jackson.
Enormer finanzieller Aufwand für Umstellung
Die Umstellung der Infrastruktur koste dem Staat umgerechnet 80 Millionen Euro. Für ein Land dessen Bruttoinlandsprodukt 2005 rund 404 Millionen Dollar betrug, ist das sehr viel Geld. "Was viele Samoaner an der raschen Umstellung stört, ist die Tatsache, dass besonders ärmere Menschen sich in Zukunft wohl kein Auto mehr leisten werden können", so Jackson.
Ab Februar 2008 können in dem 160.000-Einwohner-Staat Autos mit Rechtslenkung erworben werden - und diese werden zumeist von Australien oder von Neuseeland importiert. Das soll zumindest die Umstellung im Juli 2009 schon vorab erleichtern, wie dies Tusa Misi Tupuola vom Samoa Transport Control Board gegenüber Radio New Zealand International mitteilte. Der stellvertretende Premierminister Misa Telefoni argumentiert im Samoa Observer ungeachtet der Proteste damit, dass ein Großteil der Bevölkerung den Linksverkehr vorziehe.
Jedes Land bestimmt selbst
Jedem Land der Welt bleibt es nach der "UN Convention on Road Traffic" von 1949 vorbehalten, die Art der Verkehrregelung selbst zu übernehmen. Allerdings muss es der Konvention zufolge eine einheitliche Regelung für ein Staatsgebiet geben.
Dass dies bis dahin nicht selbstverständlich war, zeigt sich am Beispiel Österreich: Jahrelang gab es keine einheitliche Regelung, sondern Rechts- und Linksfahrzonen. 1930 wurde der Rechtsverkehr im Westen Österreichs eingeführt, der allerdings für die restlichen Bundesländer bis 1938 nicht galt. Nach dem Anschluss an das Deutsche Reich und der Übernahme der deutschen Straßenverkehrsordnung, gab es noch mehrere Monate eine Ausnahmeregelung für Niederösterreich, Wien und Teile des Burgenlands und der Steiermark.
Türen auf der falschen Seite: Bim fiel Umstellung zum Opfer
Traditionelle Linksfahr-Länder sind Großbritannien, Irland und alle ehemaligen britischen Kolonien. Einer der letzten verkehrsdichteren Staaten, der die Verkehrsregeln umgestellt hat, war Schweden. Hier herrschte bis 1967 Linksverkehr, während die Nachbarländer Dänemark und Norwegen immer rechts fuhren. Wie viel die Umstellung damals tatsächlich kostete, kann heute nicht mehr eruiert werden. Allerdings wurden in vielen schwedischen Städten mit der Einführung des Rechtsverkehrs die Straßenbahnen eingestellt, da diese vielfach nur Türen auf einer - in diesem Fall der falschen - Wagenseite hatten.
Umstellung von Rechts- auf Linksverkehr eher selten
1968 stellte auch Island auf den Rechtsverkehr um. In späteren Jahren gab es Umstellungen in Staaten wie etwa in Nigeria, Sierra Leone, Ghana und Burma. Zumeist stellte man von Links- auf Rechtsverkehr um. Eine Umstellung in die andere Richtung gab nur in einem Fall: Während der argentinischen Besetzung der britischen Falkland-Inseln wurde im April 1982 der Straßenverkehr von Links- auf Rechtsverkehr umgestellt. Dies wurde nach dem Abzug der argentinischen Truppen im Juni 1982 wieder rückgängig gemacht. (pte)
Symbolbild
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