Gutes Omen

Hillary Clinton gewinnt Vorwahl in New Hampshire

Ausland
09.01.2008 20:33
Hillary Clinton hat sich am Dienstag in New Hampshire mit einem hart erkämpften Vorwahlsieg gegen ihren Partei-Konkurrenten Barack Obama durchgesetzt: Auf republikanischer Seite ließ John McCain schon längst die Sektkorken knallen, da lieferten sich die beiden Demokraten noch ein Kopf-an-Kopf-Rennen, mit dem niemand gerechnet hatte. „Comeback Kid“ Hillary war am Ende denkbar knapp vorn. Blickt man zurück in die Vergangenheit, müsste sie jetzt eigentlich mit 80-prozentiger Wahrscheinlichkeit Kandidatin ihrer Partei werden und mit etwas Glück auch gleich Präsidentin. Seit 1952 gewannen acht von zehn späteren Präsidenten nach einem Sieg in New Hampshire auch das Rennen um das oberste Amt.

Die Wähler in New Hampshire, wo seit 1952 immer die erste Primary (Vorwahl) der Präsidentschaftswahlen abgehalten wird, haben sich schon oft als zuverlässiger Gradmesser für die politische Stimmung in den ganzen USA erwiesen. Die meisten Sieger der Vorwahlen wurden in den vergangenen Jahrzehnten tatsächlich Spitzenkandidat ihrer Partei für die Präsidentschaft. Bis 1992 bedeutete ein Vorwahlsieg in den USA fast schon so gut wie fix die Präsidentschaft.

Auf Seiten der Republikaner erhielten etwa Gerald Ford (1976), Ronald Reagan (1980 und 1988) sowie George Bush senior (1988 und 1982) Auftrieb durch einen Sieg in New Hampshire. Alle drei waren Präsidenten der USA, wobei Ford 1976 verlor, zuvor aber das Amt nach dem Abgang Richard Nixons bekleidete. Bei George W. Bush irrten sich die Wähler: Er unterlag damals dem jetzigen Republikaner-Sieger John McCain, wurde aber später Präsident.

Bei den Demokraten waren unter den Siegern der letzten Jahrzehnte der spätere Präsident Jimmy Carter (1976 und 1980), Kandidat Michael Dukakis (1988), Ex-Vizepräsident Al Gore (2000) und zuletzt der Senator John Kerry (2004). Einmal lagen die Wähler in New Hampshire in der jüngeren Vergangenheit gewaltig daneben: 1994, als Bill Clinton hinter Gouverneur Paul Tsongas aus Massachusetts nur auf den zweiten Platz kam. Clinton wurde später Präsident.  

Frauen sicherten den Sieg Clintons
Den Ausschlag für den Sieg von Hillary Clinton - die ehemalige First Lady kam auf 39 Prozent der Stimmen, ihr Konkurrent Barrack Obama auf 37 Prozent - gaben die Wahlstimmen der Frauen, wo ein klares Übergewicht von 46 Prozent für Clinton stimmten.

Außerdem beteiligten sich in New Hampshire weit weniger junge Wähler an der Abstimmung als noch in Iowa. Allerdings hat Obama in diesem Bereich weiter einen deutlichen Vorsprung. Bei den unter 30-jährigen Wählern hatte Obama in New Hampshire einen Vorsprung von zwei zu eins. Bei den Wählerversammlungen in Iowa aber waren es noch vier zu eins gewesen. In der Altersgruppe von 30 bis 45 Jahren lagen Clinton und Obama in New Hampshire gleichauf. Die Älteren geben zumeist Clinton den Vorzug.

„Lasst uns zusammen Amerika zu einem Comeback verhelfen, so wie New Hampshire mir zu einem Comeback verholfen hat“, rief eine strahlende Hillary Clinton am späten Abend ihren jubelnden Anhängern zu, von Müdigkeit und Tränen keine Spur. „Ich möchte eine Präsidentin werden, die das Volk an die erste Stelle setzt.“

Bilder der Vorwahlen in New Hampshire siehe Infobox!

Obama: Gute Miene zum bösen Spiel
Schon kurz vorher hatte Obama gute Miene zum bösen Spiel gemacht und der Überraschungssiegerin des Abends zum „hart erfochtenen Sieg“ gratuliert, der nach ersten Analysen hauptsächlich den weiblichen Wählern zu verdanken ist. War Obama zweifellos tief enttäuscht, ließ er seine Anhänger dies nicht spüren. Er stehe nach wie vor „unter Strom“, versicherte der 46-Jährige unter dem Jubel seiner Gefolgsleute. „Wir sind bereit, das Land in eine fundamental andere Richtung zu steuern. Es gibt kein Problem, das wir nicht lösen können.“

"Phoenix aus der Asche"
Das Duell zwischen Obama und Clinton drängte in den Hintergrund, dass es an diesem Wahltag noch ein anderes „Comeback Kid“ gab: McCain, noch vor kurzem im Rennen um das Präsidentenamt schon fast totgesagt. Chaos in seinem Wahlkampfteam, ein im Vergleich zu seinem republikanischen Hauptkonkurrenten Mitt Romney schon beinahe armseliges Spendenaufkommen - da wetteten nicht viele mehr auf einen Erfolg des einstigen Vietnam-Kriegshelden. Aber McCains Rechnung ging auf: Statt seine Kräfte im Bundesstaat Iowa, einem für ihn aussichtslosen Pflaster, zu verschleißen und seine Spendendollars zu verschleudern, setzte er ganz auf eine Wiederauferstehung wie Phoenix aus der Asche in New Hampshire.

„Mac is back“
Er sei zwar zu alt, um als „Comeback Kid“ bezeichnet zu werden, scherzte der 71-Jährige in der Nacht vor seinen Fans. „Aber wir haben dem Land gezeigt, was ein wahres Comeback ist.“ Und so sahen es auch die Fans, die immer wieder skandierten: „Mac is back (Mac ist zurück)!“ Schon am Mittwoch wollte McCain wieder mit seinem Wahlkampf-Bus, dem „Straight Talk Express“ (Express der klaren Sprache) durch die Lande rollen. Hillary Clinton wollte zusammen mit ihrem Gefolge „aufstehen, die Ärmel aufkrempeln und uns auf den Weg machen“. Und Obama steht, wie er sagte, weiter „unter Strom“. Keine Frage: Der US-Vorwahlkampf bleibt spannend.

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