Anti-Werbung
Schweizer Schock-Werbespot in Nigeria
Staatlich finanzierte Anti-Werbung für die Schweiz ist ungewöhnlich. „Präsenz Schweiz“, die Image-Agentur des Bundes, und Schweiz Tourismus geben jedes Jahr Millionen aus, um das Land im besten Licht darzustellen. Die ungewöhnliche Aktion begründete Eduard Gnesa, Direktor des Bundesamts für Migration, folgendermaßen: „Wir haben die Verpflichtung, diesen Menschen aufzuzeigen, was eine Flucht für Folgen für sie haben kann.“ Dem „Sonntagsblick“ zufolge hatte er selbst die Idee für die „Schockkampagne“, die von seinem Bundesamt finanziert wird.
Blocher: „Schweiz ist kein Paradies“
Justiz- und Polizeiminister Christoph Blocher von der Schweizerischen Volkspartei erklärte am Rand einer Parteiveranstaltung, er begrüße solche Aktionen voll und ganz. „Wir müssen den Afrikanern aufzeigen, dass die Schweiz kein Paradies ist.“ Dass die Eidgenossenschaft mit dieser Idee richtig liege, zeige sich auch daran, „dass jetzt andere europäische Länder mit ähnlichen Projekten nachziehen wollen“, fügte er hinzu.
Grund für die Negativ-Propaganda-Offensive, die etwa 300.000 Euro kosten soll, ist der wachsende Strom von Wirtschaftsflüchtlingen aus Afrika. Diese haben kaum Chance auf eine Aufenthaltsbewilligung im Alpenstaat. 300.000 unqualifizierte Jobs sind dort in den vergangenen Jahren abgebaut worden, und dank des Personenfreizügigkeits-Abkommens mit Brüssel kann die Schweizer Wirtschaft auf ein riesiges Reservoir von Arbeitskräften aller Qualifikationsstufen zurückgreifen. So bleibe den Afrikanern in der Schweiz oft nur der Asylantrag und ein Leben ohne Arbeit.
EU wird weitere Kampagnen mitfinanzieren
Ein weiterer Grund für die Warnung ist laut Gnesa auch die Tatsache, dass jedes Jahr Tausende afrikanischer Migranten auf der Flucht nach Europa im Mittelmeer ertrinken. Die Schweiz nimmt mit dieser Antimigrations-Offensive eine Pionierrolle ein. Auch die EU soll bereits auf die Spots aufmerksam geworden sein. Laut „Sonntagsblick“ beteiligt sie sich bereits an einem ähnlichen Projekt der Eidgenossenschaft in Kamerun. Wie erfolgreich die Kampagne ist, lässt sich noch nicht sagen.
Von Jänner bis Oktober zählte das Bundesamts für Migration 37 Asylanträge von Nigerianern mehr als vor Jahresfrist, nämlich 246. Ob die Kampagne weitergeführt wird, wird nächstes Jahr entschieden. Im Moment diskutiert das BFM auch mit der Demokratischen Republik Kongo über die Möglichkeit einer solchen Kampagne. Gnesa erklärte, er könne sich „gut vorstellen, diese Idee in weiteren afrikanischen Ländern zu lancieren“.
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