Krankheit?

Debatte über Sucht nach Computerspielen

Digital
28.06.2007 16:08
In den USA ist eine neuerliche Debatte über die Sucht nach Computerspielen entbrannt. So sind sich die Experten weiterhin uneinig, ob exzessives Computerspielen in den Katalog klassischer Suchterkrankungen wie Alkoholismus oder Drogenmissbrauch aufgenommen werden soll.
Im Rahmen einer Tagung der American Medical Association haben sich nun einige Ärzte und Suchtexperten gegen die sofortige Aufnahme der "Internet- und Spielesucht" in das Handbuch psychischer Störungen der American Psychiatric Association ausgesprochen. Gleichzeitig wurde die Wichtigkeit weiterer Forschungsaktivitäten in diesem Bereich betont.


"Aus unserer Sicht handelt es sich bei Computerspielesucht eindeutig um eine Suchterkrankung, die vergleichbare Verhaltensmuster, Abhängigkeitssymptome und Entzugserscheinungen hervorruft, wie wir sie von psychotropen Substanzen wie Alkohol oder anderen Drogen kennen" , meint Sabine Miriam Grüsser-Sinopoli, Leiterin der interdisziplinären Suchtforschungsgruppe Berlin (ISFB). "Je mehr die virtuelle Welt für den Spieler an Attraktivität zunimmt und das Selbstwertgefühl steigert, desto schwieriger wird es für Betroffene, sich mit den alltäglichen Problemen der realen Welt auseinander zu setzen", so die Suchtexpertin.

Neben vegetativen Symptomen wie Nervosität, Verschiebung des Schlaf-Wach-Rhythmus steige die Tendenz zu Vereinsamung und Ängsten in "realen" sozialen Beziehungen. Bei Spielverhinderung komme es oft zu aggressiven Ausbrüchen, so Grüsser-Sinopoli.

Computer- als Verhaltenssucht
Im Gegensatz zum Missbrauch von bewusstseinsverändernden Substanzen wie Alkohol, Drogen oder Medikamente werden stoffungebundene Süchte wie exzessive Computer- und Internetnutzung, Glücksspielsucht oder aber auch unkontrollierte Kaufzwänge unter dem Begriff Verhaltenssucht zusammengefasst. Wie in den USA wird die Verhaltenssucht aber auch im deutschsprachigen Raum in den gängigen Klassifikationssystemen psychischer Störungen bisher nicht als eigenständiges Störungsbild beschrieben. Lediglich das "Pathologische (Glücks)Spielen" findet sich in den internationalen Klassifikationssystemen DSM-IV und ICE-10 unter der Kategorie der "Psychischen und Verhaltensstörungen" wieder.

Verbote helfen nicht
Wie mehrere US-Kollegen plädiert Grüsser-Sinopoli für die Aufnahme derartiger Sucht-Verhaltensweisen in die internationalen Klassifikationssysteme. "Das ist im Sinne einer klaren Diagnose, Therapie und der Verabschiedung von präventiven Maßnahmen, wie wir sie etwa bei der Glücksspielsucht kennen, enorm wichtig." So könne zukünftig auch besser geklärt werden, ob ein süchtiges Verhalten oder lediglich ein exzessives Verhalten über einen gewissen Zeitraum vorliege. In beiden Fällen seien einseitige Verbote - beispielsweise durch das Eingreifen der Eltern bei computerspielenden Kindern und Jugendlichen - aber kein probates Mittel, um das Problem zu lösen. (pte)

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