Schmutzkampagnen

Ex-Jedermann: “So ein Wahlkampf ist widerwärtig”

Österreich
25.10.2017 10:22

Schauspieler Peter Simonischek hat sich über den jüngsten Schmutzkübel-Wahlkampf der Parteien in Österreich empört gezeigt: "Sich so abzuputzen, das war so widerwärtig." Besonders hart ins Gericht ging er dabei mit der SPÖ: "Der kurze Satz 'Ja, das war ein Fehler' wurde stereotyp wiederholt, um sofort danach zu einem Rundumschlag auszuholen und so viel Dreck wie möglich auf die anderen Parteien zu verteilen. Mir ist in so einem Fall das Opfer aber immer sympathischer." ÖVP-Chef Sebastian Kurz nahm Simonischek in Schutz. Die große Koalition hat sich für den "Rekord-Jedermann" aufgebraucht.

"Ich habe bisher grundsätzlich SPÖ gewählt. Und das hat sich für dieses Mal - hoffentlich nicht für immer - völlig erledigt. Die SPÖ ist mir durch diesen Wahlkampf derart suspekt geworden", sagte Simonischek im Interview mit der "Presse" am Mittwoch. Aufgrund der jüngsten Aussagen mancher Genossen habe der 71-Jährige nicht das Gefühl, dass der Wahlkampf für die Sozialdemokraten vorbei sei.

"Kurz spricht mir aus der Seele"
Obwohl sein Herz noch immer eher links schlage, zeigte er sich von ÖVP-Chef Kurz durchaus angetan: "Er spricht mir aus der Seele, denn ich finde auch, dass sich der Stil in der Politik ändern muss. Mal sehen, ob er das auch umsetzt." Sorgen mache er sich jedoch wegen Kurz' doch noch recht jungen Alters. Das sei in mancherlei Hinsicht ein Manko. "Ich weiß nicht, ob ein junger Mensch so gefestigt sein kann, dass er diese Prügel von allen Seiten so einfach wegsteckt." Der Schauspieler sprach da vor allem das deutsche Satiremagazin "Titanic" - das in Bezug auf den Wahlsieg von Kurz mit dem Titel "Endlich möglich: Baby-Hitler töten!" für einigen Wirbel sorgte - und den "Falter" an, der Kurz als "Neofeschist" bezeichnete.

Simonischek hält Begriff '"Rechtsruck" für überzogen
Dass sich nun mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit eine ÖVP/FPÖ-Koalition abzeichnet, sieht Simonischek pragmatisch. "Gäbe es nicht diese verhängnisvolle rot-schwarze Tradition, wäre mit eine große Koalition lieber. Aber diese Konstellation ist für mich aufgebraucht." Trotz der starken Zugewinne von ÖVP und FPÖ ist für Simonischek der Begriff "Rechtsruck" irritierend. "Ich möchte nichts verharmlosen, aber der Begriff, der durch alle Medien geht, soll Angst machen. Es wird mit der Angst vor der Wiederkehr des Nationalsozialismus gespielt - und das halte ich für völlig überzogen."

"Es wird auf lange Sicht zur Islamisierung kommen"
Auch die Furcht vieler Bürger vor einer möglichen Islamisierung des Landes kam in dem Interview zur Sprache. "Ich habe davor keine Angst. Aber dass es auf lange Sicht zu einer Islamisierung kommen wird, steht außer Zweifel. Das sage ich fernab jeder Ideologie, rein demografisch kann es nicht anders sein, im Sinne des physikalischen Systems kommunizierender Gefäße."

"Religion ist eine Erfindung, was sollte sie sonst sein?"
Wie man mit dem Islam umgehen soll? Simonischek: "Wir sollten gut miteinander umgehen, auch mit Andersgläubigen." Für den Schauspieler ist ohnehin jede Religion eine "menschliche Erfindung". Simonischek: "Was soll sie denn sonst sein? Und wenn ich das weiß, kann ich doch nicht dem anderen, der sich etwas anderes ausgedacht hat, den Kopf abschneiden. 'Allah ist groß' zu schreien und gleichzeitig zahllose Menschen zu ermorden, das zu verstehen, dafür bin ich völlig ungeeigent." Man müsse laut Simonischek diese Attentäter fragen, was sie sich für einen Gott ausgedacht haben, der so etwas gut finde.

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