U-Bahn

Fast eine Milliarde und ein zerstörtes Stadtbild

Salzburg
13.08.2016 17:47

"Ich bin kein Verhinderer, ich werde für Kostenwahrheit bezahlt": Willi Rehberg (80), einst erfolgreicher Thyssen- und Aqua Engineering-Manager und nun für ein Jahr zum Stadtbahnbeauftragten ernannt, sitzt in seinem Büro in der Faberstraße und brütet stoisch über die Kostenaufstellungen der Stadtbahn: Einst mit 535 Millionen, dann mit 750 Millionen kalkuliert und nun an der Milliarde Euro schrammend, da das 25-prozentige Risiko und die Valorisierung nicht eingerechnet wurde.

Rehberg legt nach sechs Monaten Arbeit die Details seiner Recherchen vor, die die eine Million Euro teure und vom Land beauftragte Machbarkeitsstudie zunichtemachen. Die Variante Bahnhof - Mirabellplatz - Staatsbrücke - Festung -Nonntal ist so gut wie unfinanzierbar.

Stadt würde sich nachhaltig massiv verändern
Der 3,3 Kilometer lange Tunnel würde den größten Teil der Kosten verschlingen. Hauptschauplatz ist die Staatsbrücke, an der links und rechts der Salzach Ausgänge geplant sind. 25 Meter tief müsste sich der Tunnel durch den tückischen Seeton durchbohren: "Eines ist klar, wir hätten mindestens fünf Jahre lang eine Baustelle, der Garten des Café Bazar müsste wegen der Ausgänge weichen, auf der anderen Seite der Fisch Krieg. Die Stadt würde sich nachhaltig massiv verändern." Welche Zerstörung droht, zeigt er anhand der Stadt Karlsruhe, die einen in der Länge vergleichbaren Tunnel baut und eine einzige Baustelle ist. Die Kosten sind dort auf das Doppelte explodiert, der Anteil der Stadt hat sich vervierfacht.

Von den drei für die Landesstudie beauftragten Expertenbüros PTV, Hebrich Consult und Traffix hat sich letzteres distanziert und die Studie nicht unterschrieben. Der Grund: Die Errichtungskosten sind zu niedrig angesetzt. Es fehlen die Kosten für Betrieb, Wartung, Instandhaltung der Stationsbauwerke und der Lüftungsanlagen, die verkehrswirtschaftliche Bewertung ist veraltet: "Die Studie enthält außerdem keine Aussagen, Berechnungen und Details zum Rettungskonzept und Belüftungskonzept. Die Begleiterscheinungen während und nach der Baustelle wurden nicht berücksichtigt", sagt Rehberg. Die Kosten für die Grundablöse - oder am langen Ende Enteignungen - sind mit lediglich 15 Millionen veranschlagt. Vorgegangen wird nicht nach dem Eisenbahngesetz, das heißt Jahre lange Prozesse drohen, wenn sich Besitzer quer stellen sollten.

Die Schieneninfrastruktur-Dienstleistungsgesellschaft (SCHIG), die für den Bund das Projekt bewertet, vermisst konkrete Kostenaufstellungen. Eine 50-prozentige Finanzierungszusage gibt es zwar vom Verkehrsministerium, die Triebwagen und diverse Infrastrukturdetails werden aber nicht bezahlt. Der Anteil für Stadt und Land würde so die halbe Milliarde übersteigen: "Damit wären die Budgets von Stadt und Land jährlich mit 50 bis 60 Millionen Euro belastet, das muss die Politik entscheiden, ob sie sich das leisten will", meint der Beauftragte. Das Land hält entgegen Stadtchef Heinz Schaden weiter an der Umsetzung fest, es wird wegen der Kosten nun eine zweite Variante vom Bahnhof über Mülln und dem Rudolfskai geprüft.

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