US-Privatsphäre-GAU

Erzwungener Daten-Striptease für 191 Mio. Wähler

Web
29.12.2015 09:58

Wenn ein Land maschinell wählt, ist die Veröffentlichung der Wählerdaten der größte anzunehmende Unfall. Genau dieser Super-GAU im Datenschutz ist nun den USA passiert. Ein IT-Sicherheitsforscher hat eine Datenbank gefunden, die sensible Infos zum Wahlverhalten von mehr als 191 Millionen US-Bürgern enthält. Besonders pikant: Der im Netz öffentlich zugängliche Datensatz enthält nicht nur persönliche Daten, sondern auch das Wahlverhalten und die politische Zugehörigkeit. Von wem er stammt, ist unklar.

Entdeckt hat die Daten einem "Forbes"-Bericht zufolge der IT-Experte Chris Vickery. Er analysierte die 300 Gigabyte große Datenbank und staunte nicht schlecht, als er entdeckte, dass sie Wählerdaten zu 191,34 Millionen US-Bürgern enthält.

Die Daten umfassen Infos wie Name und Adresse, Geburtsdaten, Infos zur Parteizugehörigkeit und zum Wahlverhalten seit dem Jahr 2000. Zwar wurde die Stimmabgabe für eine bestimmte Partei selbst nicht festgehalten, dem Nachrichtenmagazin zufolge wohl aber, ob jemand an den Wahlen der letzten 15 Jahre teilgenommen hat oder nicht. Selbst eine Vorhersage, ob jemand zur nächsten Wahl gehen wird, ist enthalten.

Datenbank öffentlich zugänglich
Die Datenbank, die Vickery entdeckt hat, ist offenbar achtlos auf einem Server deponiert worden, ohne dass der Urheber überprüft hätte, ob dieser von außen zugänglich ist.

Für Werbetreibende und Spammer dürfte sie ein gefundenes Fressen sein, immerhin erhalten sie damit ein fast 200 Millionen Datensätze starkes Verzeichnis von US-Bürgern inklusive derer Adressen und Telefonnummern. Aber auch für Verbrecher und Terroristen könnte sie interessant sein, schließlich lässt sich mit Adressen auch anderes Schindluder treiben.

Vickery: "Das ist eine bittere Pille. Es überschreitet eine rote Linie. Unsere Gesellschaft war noch nie mit dem Gedanken konfrontiert, dass all diese Daten, alle am gleichen Ort, für jeden auf der ganzen Welt zu jedem beliebigen Zweck jederzeit zugänglich sind."

Herkunft der Daten unklar
Die Angelegenheit wird noch mysteriöser, wenn man die Herkunft der Daten prüft. Vickery hatte sich nach seinem Fund an das Softwareunternehmen NationBuilder gewandt. Es sammelt Daten für Parteien, erschien also als logische Quelle. Dort dementierte man, die Datenbank erstellt zu haben. Anfragen bei anderen Firmen aus der Branche brachten ebenfalls kein Licht ins Dunkel.

In weiterer Folge wurde das FBI kontaktiert, wo man sich nicht zu der Angelegenheit äußern wollte. Die Empfehlung der Bundespolizei, sich beim Secret Service über die Herkunft der Datenbank zu erkundigen, blieb ebenfalls erfolglos: Die Sicherheitsspezialisten des Präsidenten beantworteten sie laut "Forbes" nicht.

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