krone.at-Test

“Vector Thrust”: Coole Dogfights im Cel-Shade-Look

Spiele
25.07.2015 08:30
Das kleine portugiesische Entwicklerstudio TimeSymmetry hat mit "Vector Thrust" eine militärische Flugsimulation für den PC veröffentlicht, die vor allem Fans von Arcade-Flugsimulationen wie "Ace Combat" ansprechen soll. In Cel-Shading-Optik steuert der Spieler darin eines von über 200 freischaltbaren Kampfflugzeugen und liefert sich rasante Dogfights mit seinen Gegnern. Wie sich "Vector Thrust" spielt, hat krone.at getestet.

Wer sich eine wendungsreiche Fliegerstory à la "Top Gun" von "Vector Thrust" erwartet, wird von der Kampagne des Kampfjet-Actionspiels enttäuscht. Es handelt sich um eine mit Audio-Kommentaren und Textboxen erzählte etwas wirre Geschichte eines fiktiven Kriegs, in dem der Spieler in die Haut eines namenlosen Kampfpiloten schlüpft und Luftschlacht um Luftschlacht schlägt.

Kampagne lehrt die Spielmechanik
Das ist nicht sonderlich einfallsreich, genügt aber als Untermalung für die insgesamt 13 Einzelspieler-Missionen, bei denen der Spieler den Umgang mit den Fliegern und ihrer Bewaffnung lernt und nach und nach Eskort-, Kampf- und Bodenangriffsmissionen absolviert. Die Kampagne dient aus unserer Sicht vor allem als Vorbereitung für die Gefechtsszenarien und den Multiplayer-Modus.

Schade: Bis man sich wirklich wie ein Fliegerass fühlt, dauert es eine Weile. Zu Beginn muss der Spieler nämlich mit betagtem Gerät wie dem Saab Draken oder der MiG 21 durch die Gegend fliegen, erst im späteren Spielverlauf kann er mit verdienten Credits weitere Flieger - existierende und erdachte - freischalten.

Flieger mit viel Liebe zum Detail designt
Apropos Flieger: Die sind die große Stärke von "Vector Thrust". Man sieht jedem einzelnen der insgesamt mehr als 200 steuerbaren Jets an, dass sie mit viel Liebe zum Detail designt wurden: Bewegliche Höhen- und Seitenruder, glühende Nachbrenner – an den Modellen gibt es nicht auszusetzen, der Detailgrad gefällt.

Auch die Schlachtfelder wissen zu gefallen: Zwar sind die Bodentexturen gerade im Tiefflug recht matschig, dreidimensionale Elemente wie Schluchten und Krater verleihen den Schlachtfeldern aber taktischen Tiefgang und Charakter.

Generell gilt: Eine Schönheit ist "Vector Thrust" nicht geworden, die cool designten Flieger und die insgesamt stimmige Optik mit netten Details wie etwa Animationen beim Durchbrechen der Schallmauer wissen aber zu gefallen. Kleines Manko: Die Explosionen könnten etwas spektakulärer sein und das HUD geht im Getümmel oft ein wenig unter.

Viele Modi, schmucklose Präsentation
Neben der Kampagne gibt's in "Vector Thrust" einen Challenge-Modus, bei dem der Spieler beispielsweise durch besonders geschickte Flugmanöver sein Können präsentieren muss und neue Flieger freischaltet. Im Arcade-Modus werden Highscores gejagt und im Skirmish-Modus darf man sein eigenes Szenario spielen und bestimmen, was genau zu tun ist. Ein solider Mehrspielermodus ist ebenso an Bord wie ein "Quick Action"-Modus mit mehr oder minder zufällig generierten Schlachten.

Präsentiert wird all das leider ausgesprochen schmucklos – hier sieht man dem Spiel an, dass die Ressourcen von TimeSymmetry doch arg begrenzt gewesen sein dürften. Die Menüs sind zweckmäßig gelöst und nicht sonderlich hübsch anzusehen, bei der Kampagne setzt man auf die bereits angesprochenen Audio- und Textschnipsel statt auf Zwischensequenzen, und insgesamt gestalten sich die Menüs – etwa jenes, in dem die Controllerbelegung eingestellt wird – eher unübersichtlich.

Grundsolides, spaßiges Arcade-Gameplay
Angesichts der bestenfalls mittelprächtigen Präsentation profitiert "Vector Thrust" enorm von seinem eigentlichen Gameplay. Im Cockpit sind die Schwächen der Kampagne und der Menüs nämlich schnell vergessen. Das Game fühlt sich rasant an, die Steuerung der Flieger ist sehr gut gelungen.

Schon nach kurzer Eingewöhnungszeit vollführen selbst Einsteiger rasante Rollen, Loopings und – nicht mit jedem Flieger im Game realistisch, trotzdem machbar - Steigflüge bis in 25 Kilometer Höhe, um dann mit Überschallgeschwindigkeit auf ihre Feinde herabzudonnern.

Mit einem echten Flugsimulator hat das zwar nichts mehr gemein, wer auf arcadelastige Kampfjet-Action steht, wird spielerisch mit "Vector Thrust" aber durchaus seine Freude haben. Zum Arcade-Anspruch passt auch, dass jeder Flieger eine schier endlose Zahl Raketen und unbegrenzt MG-Munition tragen kann.

Unkomplizierte Steuerung, mittelprächtige KI
Generell gilt: Wer schon einmal einen Ableger der beliebten "Ace Combat"-Serie gespielt hat, wird sich bei der Steuerung von "Vector Thrust" schnell heimisch fühlen, gerade mit dem vom Game unterstützten Xbox-360-Controller kommt schnell jenes Fluggefühl auf, das Fans auch an der Namco-Serie schätzen.

Etwas schade ist, dass die Künstliche Intelligenz der Gegner nicht unbedingt clever agiert. Beim Testen hängten sich die künstlichen Piloten zwar stets mit einer beachtlichen Hartnäckigkeit ans Heck unseres Jägers, sehr viel mehr als sich hinter den Spieler zu setzen und bei passender Distanz zu feuern, haben sie aber selten zu bieten.

Editor an Bord, Sound geht in Ordnung
Lobenswert: "Vector Thrust" kommt mit einem Editor, der es Spielern erlaubt, eigene Szenarien zu entwickeln. Leider ist der – ebenso wie die restlichen Menüs – nicht sonderlich anwenderfreundlich und erfordert eine gewisse Einarbeitungszeit. Praktisch ist er trotzdem, schließlich lassen sich mit ihm die nicht unbedingt vor Abwechslung strotzenden Missionen, die das Game mitbringt, um eigene Ideen ergänzen.

Beim Sound von "Vector Thrust" gibt es Licht ebenso wie Schatten. Der Soundtrack untermalt das Game passend, bietet oftmals genau jene martialisch-epischen Stücke, die man sich bei einem Genrevertreter wünscht. Die Soundeffekte sind so gut getroffen, wie man das Dröhnen eines Überschalltriebwerks in einem Spiel nachstellen kann. Bei den Sprechern merkt man allerdings bisweilen, dass hier offenbar kein Geld für Profis ausgegeben werden konnte.

Fazit: Man merkt "Vector Thrust" an, dass hier kein millionenschweres Studio, sondern ein kleiner Indie-Entwickler am Werk war. Die schmucklose Inszenierung und die kargen Menüs sprechen nicht unbedingt für das Game, auch die Kampagne ist eher Beiwerk. Das Spielgefühl selbst – und darum geht es bei einer Action-Flugsimulation – ist den Portugiesen aber gut gelungen. Genre-Fans, die am PC wieder einmal in die Fußstapfen der "Top Gun"-Helden Maverick und Goose treten wollen, könnten dem Game also trotz allem eine Chance geben - vor allem beim Budgetpreis von 20 Euro.

Plattform: PC
Publisher: Iceberg Interactive

krone.at-Wertung: 6/10

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