Mikl-Leitner in Graz

Ministerin: “Innenstadt ist wie eine offene Wunde”

Österreich
21.06.2015 11:21
Innenministerin Johanna Mikl-Leitner hat am Sonntagvormittag die Tatorte in der Grazer Innenstadt besucht, an denen der 26-jährige Amokfahrer am Samstag drei Menschen getötet und 34 teilweise lebensgefährlich verletzt hatte. "Die Grazer Innenstadt ist wie eine offene Wunde", sagte Mikl-Leitner sichtlich bewegt. Es sei "unfassbar, was hier passiert ist". Auch die Festnahme des Täters ließ sich die Ministerin beschreiben.

Am Tag nach der verheerenden Amokfahrt herrschte am Sonntagvormittag in der Grazer Innenstadt große Stille. Einige Menschen fanden sich vor den zahlreichen Kerzen und Blumen an den Unglücksstellen ein. "Graz trauert", steht auf der großen Anzeigentafel am Jakominiplatz und beschreibt die düstere Stimmung an diesem strahlenden Sonntag.

Weiße Rosen niedergelegt
Mikl-Leitner ließ sich - in Begleitung von Landespolizeidirektor Josef Klamminger, dessen Stellvertreter Manfred Komericky und Stadtpolizeikommandant Kurt Kemeter - zunächst die Tatorte zeigen. Sie verharrte vor der Stadtpfarrkirche und der Bank in der Herrengasse, wo ein Kind, ein Mann und eine Frau ihr Leben verloren hatten, und legte weiße Rosen nieder.

Dann sprach Mikl-Leitner mit Augenzeugen und einem Arzt, der wie viele andere in der Innenstadt unmittelbar nach der Amokfahrt den Opfern Erste Hilfe geleistet hatte. Die Ministerin zeigte sich auch beeindruckt, wie solidarisch viele Grazer den Verletzten geholfen hatten.

In der Polizeiinspektion Schmiedgasse ließ sich die Ministerin von zwei Polizisten die Festnahme des Täters schildern. "Er ist stehen geblieben, wir haben zum Täter gesagt, er soll aussteigen. Er hat alles gemacht, was wir gesagt haben", so die Beamten: "Wir haben ihn dann fixiert." Die Ministerin erkundigte sich, ob der Mann Widerstand geleistet habe. "Nein, kein Widerstand."

"Einfach unfassbar, was hier passiert ist"
Vor dem Rathaus am Hauptplatz sagte Mikl-Leitner gegenüber der Presse: "Es ist einfach unfassbar, was hier passiert ist. Es ist nicht entschuldbar." "Die Wunde" werde schwer heilen: "Es braucht Zeit." Sie lobte die Zusammenarbeit zwischen den Einsatzorganisationen. Polizei und Rettungskräfte hätten in dieser höchst schwierigen Situation ausgesprochen professionell gearbeitet.

Wichtig sei auch, dass der Täter in Gewahrsam sei. Die Ministerin hielt fest, dass "man sich nie zu 100 Prozent vor Amokläufen schützen kann". Sie fühle sich wie die gesamte Stadt Graz betroffen, ihre Gedanken seien bei den Familien der Opfer.

Experte: "Gefühl des Zusammenhalts" wichtig
Nach dem Drama sagte Georg Psota, Chefarzt der Psychosozialen Dienste Wien, am Sonntag, dass für direkt und indirekt Betroffene speziell eingerichtete Notrufnummern und die Unterstützung durch Familie, Freunde und Bekannte nun besonders wichtig seien. "Die Menschen brauchen ein Gefühl des Zusammenhalts und genau das, was es in Graz momentan gibt: Notrufnummern, unter denen sie Hilfe erhalten."

Die Hotline für Betroffene und Angehörige ist unter der Telefonnummer 14844 erreichbar.

Nicht an Spekulationen beteiligen
Österreichern, die zwar keine unmittelbare Verbindung zu den Ereignissen in der steirischen Landeshauptstadt haben, von diesen aber geschockt oder verunsichert sind, rät der Experte, "besonnen" mit der Tragödie umzugehen. Das gelinge, indem man sich zwar über die Tat informiere, aber nicht an Spekulationen über mögliche Hintergründe teilnehme. Menschen, die nach der Amokfahrt Angst verspüren, sollten sich dem Experten zufolge an professionelle psychologische Einrichtungen wenden.

Beileid, Trost und Gedichte in Kondolenzbuch
Die Stadt Graz hat auch ein Online-Kondolenzbuch für die Opfer der Amokfahrt angelegt. Gegen 12.30 Uhr am Sonntag waren bereits mehr als 2.500 Einträge vorhanden, aus allen Bundesländern, aber auch aus Deutschland, China, aus der Schweiz, aus Schwedens Hauptstadt Stockholm oder aus dem australischen Brisbane.

Am Samstag um 12.30 Uhr war der 26-Jährige aufs Gaspedal gestiegen. Mit bis zu 100 km/h raste er durch die Grazer Innenstadt und fuhr dabei etliche Passanten an. Auslöser für die Wahnsinnstat soll eine Psychose gewesen sein.

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