Schwerer Fall

Warum werden wir eigentlich dick?

Gesund
01.02.2007 17:00
Na toll! Die Waage zeigt immer mehr statt weniger, Jeans und Röcke werden immer enger (vielleicht doch zu heiß gewaschen?) und der Spiegel wird auch immer schmäler. Diagnose: Schon wieder zugenommen! Warum habe ich bitte immer Hunger? Und warum werden wir eigentlich dick?

Es ist nicht alleine der volle Magen, der das Sattsignal an das Hirn meldet. Der Körper besitzt zahlreiche weitere Einrichtungen, um festzustellen, ob er gerade mehr oder weniger Nahrung braucht. So ist sichergestellt, dass er immer genügend Nährstoffe erhält. 

Die Sättigungs- und Hungersignale gelangen ans Hunger- und Sättigungszentrum im Zwischenhirn. Sie werden dort gesammelt, koordiniert und ausgewertet. Wie von einem Computer. Im Normalfall isst der Mensch auch ohne Waage oder Kalorienrechner nicht zu viel und nicht zu wenig.  

Aber was ist schon der Normalfall
Das Körpergewicht ist mehr als bisher angenommen bestimmten Mechanismen unterworfen. Hunger und Sättigung werden nicht nur durch die Mahlzeit selbst bestimmt. Hormone spielen eine entscheidende Rolle. Sie regeln unter anderem die Einlagerung von Fett in die Zellen sowie Aufspaltung und Abbau. 

Derzeit explodiert die Flut von Erkenntnissen förmlich. Nach neuesten Theorien ist das Zentralorgan für die Fettsucht das "selbstsüchtige Gehirn". Dieses programmiert die Hormone so, dass es sich seinen benötigten Zuckeranteil von 25 Prozent der Gesamtzufuhr sichern kann. Eine Gewichtabnahme ist nur dann möglich, wenn dieses Verhältnis vom Gehirn anders eingestellt wird. 

Dagegen aber wehrt sich das Gehirn vehement: Zum Beispiel schaltet es Nervenzellen (Neurone), die zu viel Zucker melden, einfach ab! Daraus folgt, dass über eine Drosselung der Nahrungszufuhr alleine eine Gewichtabnahme nahezu unmöglich ist.  

Viele Hormone regeln unseren Appetit
Durch einen Mangel des "Glückshormones" Serotonin entstehen typischerweise am Abend Heißhungeranfälle. Serotonin hemmt Appetit und Nahrungsaufnahme. Das Gewicht wird dadurch reduziert. Man setzt diese Substanz einerseits gegen Depressionen ein, kann sie aber auch zum Abnehmen anwenden. 

Da ist etwa das 1994 entdeckte Hormon Leptin (griechisch "leptos" = dünn), ein natürlicher Appetitzügler, der vorwiegend im Fettgewebe produziert wird. Leptin kontrolliert in der Bauchspeicheldrüse die Erzeugung von Insulin, das wiederum für ein Gleichgewicht in unserem Zuckerhaushalt sorgt. 

In die Regelung des Stoffwechsels greifen auch Sexualhormone ein. So etwa regen die weiblichen Sexualhormone Östrogen und Progesteron die Aufspaltung und Aufnahme von Fett aus der Nahrung an, ohne den Appetit zu beeinflussen. Das männliche Sexualhormon Testosteron baut gemeinsam mit Adrenalin vor allem die Fettschicht des Bauches ab. 

Derzeit werden ungefähr 100 so genannte Hungergene weltweit in Labors untersucht. Ein entsprechendes Medikament gegen Appetit und Hunger steht aber noch nicht zur Verfügung.  

Philosophen einst und jetzt sehen übrigens gar keine Veranlassung, Gott ins Handwerk zu pfuschen. Schon 1826 meinte der Franzose Jean Brillat-Savarin in seinem Werk "Die Physiologie des Geschmackes": "Der Herr hat den Menschen geheißen zu essen. Er lädt ihn ein durch den Appetit und belohnt ihn durch den Genuss!"

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