Mascherl lockt Massen

Likes, Schleife, Strafe: Wien im Ausnahmezustand

Wien
15.12.2025 19:00

Sie kommen aus aller Welt für ein Foto – und treffen auf Polizei und Gedränge. Das Mascherl am Eingang zur Kärntner Straße ist Weihnachtssymbol, Social-Media-Star und Ordnungsthema zugleich.

Das rote Mascherl an der Fassade von Popp & Kretschmer ist längst mehr als Dekoration. Es ist Ziel. „Wir sind extra aus dem Libanon nur für die Schleife gekommen. Ich bin Bloggerin, das bringt viele Likes“, sagt eine junge Frau und richtet das Handy neu aus. Ein paar Meter weiter eine Familie aus der Türkei: „Wir sind nur drei Tage hier und wollen die Schleife und den Weihnachtsmarkt sehen.“

Ausnahmezustand vor Ort
Was romantisch klingt, wird im Alltag zur Belastungsprobe. Die Menschen bleiben stehen, queren bei Rot, blockieren Gehsteige. Die Polizei ist präsent – sichtbar und konsequent. Wer bei Rot über die Straße geht und erwischt wird, zahlt 30 Euro, bar vor Ort. Amtshandlung sofort erledigt. Auch das gehört inzwischen zum Mascherl-Erlebnis.

Die Blogger aus dem Libanon kamen für Likes
Die Blogger aus dem Libanon kamen für Likes(Bild: Katia Wagner, Krone KREATIV)

Polizei straft direkt vor Ort
Rainer Trefelik, Chef von Popp & Kretschmer, sieht die Lage nüchtern. „Am Samstag haben Polizisten an der Ecke Ring/Kärntner Straße die Leute wegen der hohen Besucherzahlen nicht mehr abbiegen lassen“, sagt er. Mit der Exekutive gebe es „immer ein gutes Einvernehmen“. Strafen hält er für legitim, „ein durchaus probates Mittel“. Kritik an der Situation weist er zurück. „Das muss eine Stadt aushalten“, so Trefelik und verweist auf Demonstrationen, Fanmärsche und andere Großereignisse, die die City regelmäßig an die Belastungsgrenze bringen und die Polizei noch mehr beschäftigen würden.

Für die türkische Familie gehört das Mascherl zum Weihnachtserlebnis in Wien.
Für die türkische Familie gehört das Mascherl zum Weihnachtserlebnis in Wien.(Bild: Katia Wagner)

Nutzen begrenzt
Der Nutzen für das eigene Geschäft bleibt begrenzt. „Es ist nicht so, dass die Massen jetzt so in unser Geschäft strömen“, sagt Trefelik offen. Die meisten kommen für das Bild – und gehen wieder. Der Effekt sei „eher indirekt“.

Foto? Wozu?
Nicht alle machen mit. Eine Touristin aus Kassel bleibt stehen, schaut kurz hin – und geht weiter. „Wir haben kein Bild gemacht. Wozu? Mich vor einer Schleife zu sehen, interessiert doch keinen. Die Erinnerungen trägt man ohnehin im Herzen.“ 

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