Ein Weihnachtsgruß, der Wien spaltet: Das rote XXL-Mascherl auf der Kärntner Straße ist vom Dekor zum Selfie-Hotspot geworden. Was als Stimmungsmacher begann, bringt nun Polizei, Verkehr und Geduld an Grenzen. Hier sehen viele auf viele Arten rot. Von Weihnachtsfrieden keine Spur.
Es leuchtet, es glitzert, es hängt und es zieht die Influencer dieser Erde wie die Motten das Licht an. Seit Jahren gehört das rote XXL-Mascherl am Eckhaus von Popp & Kretschmer nahe der Staatsoper fix zur Adventkulisse Wiens. Heuer aber ist alles anders. Aus festlicher Zierde wurde eine Attraktion mit Nebenwirkungen.
Hier wird die Straße zur Bühne
Der Lokalaugenschein zeigt ein nicht gänzlich unbekanntes, zugleich befremdliches Bild: Menschen bleiben abrupt stehen, Smartphones schnellen nach oben, der Zebrastreifen wird zur Bühne. Ampeln? Nebensache. Autos bremsen, hupen, stocken. Wer hier wartet, wartet nicht auf Grün, sondern auf das perfekte Foto.
US-Reisejournalisten machten Mascherl groß
Dabei ist das Mascherl kein Neuling. Seit 16 Jahren schmückt es die Kärntner Straße zur Weihnachtszeit. Doch erst in den vergangenen zwei Jahren wurde es zur internationalen Sehenswürdigkeit. Reiseberichte aus den USA lösten einen regelrechten Boom aus. Seither fragen Touristen sogar nach, bis wann die Schleife hängt – um ihre Wien-Reise exakt zu timen. Die sozialen Netzwerke erledigen den Rest.
Natürlich: Andere Städte kennen solche Phänomene längst. Leuchtende Straßen, ikonische Deko, Selfie-Spots mit internationaler Anziehungskraft. Paris hat seine Pyramide, London seine Lichter, Wien nun offenbar sein Mascherl. Vielleicht sogar ein neues Tourismussegment: Kurztrip wegen einer Schleife.
„Red light, no go!“
Der Andrang ist so groß, dass zuletzt sogar die Polizei eingreifen musste. Streifenwagen mit Blaulicht, Durchsagen am Übergang. „Verlassen Sie die Straße, es ist Rot. Red light, no go, red light!“ Denn wo viele schauen, schaut kaum noch jemand auf den Verkehr. Fußgänger blockieren die Kreuzung, Autos kommen kaum durch, genervte Lenker liefern die akustische Untermalung. Weihnachtsstimmung klingt anders.
Wurde schon einmal untersagt
Ob es das Mascherl in dieser Form im kommenden Jahr geben wird, ist fraglich. Es wurde schon einmal aus Sicherheitsgründen aus dem Verkehr gezogen.
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.