Zwischen Brutto und Netto klafft eine Lücke. Denn die Arbeitnehmer schultern in Österreich eine riesige Last. Im internationalen Vergleich liegt Österreich nicht nur bei den Steuern, sondern auch bei den Lohnnebenkosten in den unrühmlichen Top-Plätzen. Von einer Abgabensenkung profitieren Beschäftigte ebenso wie krisengebeutelte Unternehmen. Deshalb muss es jetzt heißen: Österreicher entlasten – und Wirtschaft ankurbeln!
Der Faktor Arbeit ist viel zu hoch belastet: Bei den Lohnnebenkosten ist Österreich auf dem unrühmlichen Platz 5 in der EU. Satte 29,6 Prozent kommen für die Unternehmen auf einen Bruttolohn obendrauf. Ergebnis sind die „echten“ Arbeitskosten. Zum Nettolohn klafft aber eine riesige Lücke.
39.000 Euro Jahresnetto, 72.500 Euro Kosten
Beispiel: Ein (Wiener) Arbeitnehmer mit einem Monatsgehalt von 4000 Euro brutto kostet seiner Firma 72.500 Euro jährlich (siehe Tabelle unten). Davon abgezogen werden 16.500 Euro Lohnnebenkosten, die der Arbeitgeber trägt. Das ergibt 56.000 Euro, das steht am Lohnzettel. Davon fallen dann SV-Abgaben und ebenso die AK-Umlage sowie die Lohnsteuer von 7100 Euro an. „Am Ende bleibt ein Netto von 38.800 Euro“, betont Denes Kucsera vom Thinktank Agenda Austria.
Der größte Brocken bei den Arbeitgeber-Abgaben ist die Pensionsversicherung, die 12,55 Prozent und somit über 7000 Euro ausmacht. Auch die Krankenversicherung (3,78 Prozent) und die Arbeitslosenversicherung (2,95 Prozent) fallen ins Gewicht.
Die Arbeiterkammer und die Wirtschaftskammer kommen dank der riesigen Rücklagen zwei Jahre ohne Einnahmen aus.

Dénes Kucsera, Agenda Austria
Bild: Elke Mayr
Hier stehen aber konkrete Leistungen entgegen, eine Kürzung hätte wegen des Versicherungsprinzips wohl Folgen und könnte Finanzierungsprobleme im Sozialstaat verursachen.
Doch einen nicht so kleinen Teil der Lohnnebenkosten könnte man leichter einsparen oder etwa aus dem Budget finanzieren. Rund 2000 Euro (3,7 Prozent) zahlt ein Arbeitgeber für einen durchschnittlichen Arbeitnehmer in den Familienlastenausgleichsfonds (finanziert Kindergeld, Familienbeihilfe usw., kurz „FLAF“) ein, 1680 Euro entfallen auf die Kommunalsteuer, 202 Euro auf die Wirtschaftskammer-Umlage 2 und 240 Euro auf die Wohnbauförderung. In Wien steigt nächstes Jahr der Beitrag zur Wohnbauförderung, den neben den Arbeitgebern auch Beschäftigte zahlen, sogar um 50 Prozent.
Sieben Milliarden Euro für Familienleistungen
Langfristig muss die Regierung echte Reformen angehen, um die Ausgaben etwa für Gesundheit und Pensionen in den Griff zu bekommen. Dann können auch die Abgaben sinken. Aber auch kurzfristig gibt es Möglichkeiten. So können etwa die Lohnkosten für die Betriebe gleich bleiben und die Mitarbeiter erhalten dank niedriger Lohnnebenkosten trotzdem mehr Netto.
Im Regierungsprogramm steht bereits eine Abschaffung des Beitrags zum FLAF, der künftig aus dem Staatshaushalt finanziert werden soll. Das steht jedoch unter Budgetvorbehalt, bräuchte also eine Gegenfinanzierung. Sieben Milliarden Euro jährlich sind es, 30 bis 40 Prozent finanzieren sich aber laut der Ökonomin Monika Köppl-Turyna selbst, wegen positiver Effekte auf die Wirtschaft.
Eine Senkung finanziert sich teilweise von selbst, da dank mehr Beschäftigung auch die Einnahmen steigen.

Monika Köppl-Turyna, Eco Austria
Bild: Weinwurm GmbH
Für eine kurzfristige Hilfe hat Kucsera einen weiteren Ansatz: Die Wirtschaftskammer hat zwei Milliarden Euro Rücklagen „auf der hohen Kante“, die Arbeiterkammer sitzt auf stolzen 600 Millionen Euro.
Enorme Rücklagen der Kammern zurückgeben
Hätten die Kammern plötzlich gar keine Einnahmen aus den Zwangsbeiträgen mehr, könnten sie so zwei Jahre mit den vorhandenen Rücklagen auskommen. Kucsera: „Nach zwei Jahren Pausieren der Rücklage stünde man vor der Entscheidung, Beiträge anzuheben oder die Pflichtumlagen dauerhaft abzuschaffen.“
Von einer Senkung haben nicht nur die Unternehmen etwas. „Sinkende Lohnkosten werden sehr wohl an die Beschäftigten weitergegeben, und zwar kurzfristig zu einem Viertel bis zur Hälfte“, so Köppl-Turyna. Alle profitieren davon, weil die Unternehmer wieder mehr Spielräume haben, Löhne zu erhöhen.
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