„Schwachstelle“

Louvre: Direktorin schildert neue Details zum Raub

Ausland
19.11.2025 18:30

Mitte Oktober hatten Diebe weniger als acht Minuten gebraucht, um am helllichten Tag mithilfe eines Lastenaufzugs durch ein Fenster in die Apollo-Galerie des Pariser Louvre einzudringen und Schmuckstücke im Wert von 88 Millionen Euro zu entwenden. Die Museumsdirektorin schilderte am Mittwoch neue Einzelheiten zum Raub und stellte ein neues Sicherheitskonzept vor. 

Laurence des Cars stand einem parlamentarischen Untersuchungsausschuss Rede und Antwort. Sie enthüllte dabei auch neue Details über die Sicherheitslücke, die den Einbruch am 19. Oktober ermöglichte.

„An diese Methode war überhaupt nicht zu denken ...“
Die Räuber hätten die Vitrinen mit Elektrotrennschleifern geöffnet, die zum Schneiden von Beton gedacht sind. „Als die Vitrinen in der Apollo-Galerie 2019 ausgetauscht wurden, war an diese Methode überhaupt nicht zu denken“, sagte sie. Die Glasschränke seien damals in erster Linie entworfen worden, um einem Angriff mit Waffen standzuhalten.

Louvre-Direktorin Laurence des Cars enthüllte auch neue Details über die Sicherheitslücke, die ...
Louvre-Direktorin Laurence des Cars enthüllte auch neue Details über die Sicherheitslücke, die den Einbruch am 19. Oktober ermöglichte.(Bild: AP/Michel Euler)

Aufnahmen von Museumskameras hätten nun gezeigt, dass die Vitrinen während des Raubes „bemerkenswert gut gehalten haben und nicht auseinandergebrochen sind“, sagte die Direktorin. „Videos zeigen, wie schwierig es für die Diebe war.“

Kronjuwelen im Materialwert von 88 Millionen Euro gestohlen
Seit dem Diebstahl vor einem Monat, bei dem Kronjuwelen im Materialwert von etwa 88 Millionen Euro abhandenkamen, hatte die Direktorin mehrfach eingeräumt, dass die Ausstattung des riesigen Museums mit Videokameras eine „Schwachstelle“ sei.

Dieses Foto zeigt die Halskette und die Ohrringe aus dem Schmuckset der französischen Kaiserin ...
Dieses Foto zeigt die Halskette und die Ohrringe aus dem Schmuckset der französischen Kaiserin Marie-Louise.(Bild: AFP/STEPHANE DE SAKUTIN)

20 Notfallmaßnahmen
Des Cars betonte nun am Mittwoch: „Nach dem Schock, den Emotionen und der Bewertung ist es an der Zeit zu handeln.“ So soll das Museum einen mobilen Polizeiposten bekommen. Die Details würden derzeit mit den zuständigen Ministerien besprochen. Bis Ende des Jahres sollen zudem 100 neue Überwachungskameras im Museum angebracht werden, betonte die Direktorin. Die Kameras seien Teil von mehr als 20 Notfallmaßnahmen. Zu diesen gehöre auch die Schaffung der Stelle eines Sicherheitskoordinators im Museum, die noch im November ausgeschrieben werden solle.

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Nach dem Schock, den Emotionen und der Bewertung ist es an der Zeit zu handeln. 

Museumsdirektorin Laurence des Cars

Abstellen von Fahrzeugen soll verhindern werden
Rund um den Louvre sollen zusätzlich ab Dezember Barrieren errichtet werden, um das Abstellen von Fahrzeugen zu verhindern. Die Diebe waren am 19. Oktober mit einem Lastenaufzug so nahe an die Fassade gekommen, dass sie problemlos in eines der Fenster eindringen konnten. 

Die Museumsdirektorin verteidigte auch die Pläne von Präsident Emmanuel Macron, den Louvre mit einem neuen Eingang und einem gesonderten Ausstellungsraum für die „Mona Lisa“ zu versehen. Die Hälfte der geplanten Arbeiten beträfe die Renovierung veralteter Einrichtungen, sagte sie.

Raubzug mit Hebebühne und Motorrollern

  • Der Raubzug mehrerer Täter am 19. Oktober hatte international Schlagzeilen gemacht. Die Maskierten hatten einen mit einer Hebebühne ausgestatteten Lkw neben dem Museum in der französischen Hauptstadt geparkt. Während zwei der Täter auf Motorrollern an der Straße warteten, gelangten die anderen beiden mit der Hebebühne auf einen Balkon im ersten Stock und von dort durch ein Fenster in das Museum, wo sie auch Personal bedrohten.
  • Die Diebe flohen auf den Motorrollern mit acht kostbaren Schmuckstücken früherer Königinnen und Kaiserinnen – darunter waren mit Edelsteinen übersäte Diademe, Halsketten, Ohrringe und Broschen. Die mit Smaragden und Hunderten Diamanten verzierte Krone der Kaiserin Eugénie (1826-1920) gehörte ebenfalls zur Beute, wurde allerdings später in der Nähe des Louvre beschädigt gefunden – offenbar hatten die Täter sie bei der Flucht verloren. 
  • Der Wert des entwendeten Schmucks wurde auf 88 Millionen Euro geschätzt. In einer gemeinsamen Stellungnahme sprachen das französische Innen- und Kulturministerium von Schmuckstücken, die über ihren Marktwert hinaus „einen unschätzbaren kulturellen und historischen Wert“ hätten. 
  • Nach der Festnahme mehrerer Tatverdächtiger laufen Ermittlungsverfahren gegen drei mutmaßlich an dem Einbruch beteiligte Männer sowie gegen eine Frau wegen Beihilfe.

Ausstellung wurde kürzlich gesperrt
Vor einigen Tagen hatte der Louvre eine seiner Galerien für Besucher geschlossen, nachdem sich mehrere Balken als instabil erwiesen hatten. Das Museum ermittelt derzeit die Ursachen der Instabilität. 65 Mitarbeiter mussten ihre Arbeitsplätze räumen.

(Bild: AFP/THIBAUD MORITZ)

Frankreichs Innenminister gibt Hoffnung nicht auf
Unterdessen zeigt sich Frankreichs Innenminister Laurent Nuñez hoffnungsvoll, dass die gestohlenen Schmuckstücke noch gefunden werden. „Solange wir nicht den Beweis dafür haben, dass sie verkauft wurden, bin ich zuversichtlich“, sagte Nuñez der Zeitung „La Tribune Dimanche“. Er verwies darauf, dass die Behörden von dem vierköpfigen Einbruchskommando mutmaßlich drei Beteiligte geschnappt haben.

Der Louvre ist das meistbesuchte Museum der Welt und erstreckt sich im Zentrum von Paris über eine Fläche von 37 Hektar. Es sind 35.000 Werke ausgestellt, 2200 Wachleute sind im Einsatz und jährlich kommen neun Millionen Besucher.

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