Arbeiten ohne Gehalt – und das für 62 Tage lang. Was sich wie ein Albtraum anhört, ist für Frauen in Kärnten Realität. Ab dem 31. Oktober arbeiten Frauen statistisch gesehen bis zum Jahresende gratis.
„Solange Frauen für die gleiche Arbeit weniger verdienen, ist Gleichstellung nur ein Lippenbekenntnis“, so Gaby Schaunig, Referentin für Armutsbekämpfung und Stellvertreterin des Landeshauptmanns. Österreich und Deutschland hinken, was die Gleichstellung von Gehältern bei Frauen und Männern betrifft, weit hinterher. Schaut man sich die Lage in Kärnten an, so arbeiten Frauen ab dem 31. Oktober bis zum Jahresende gratis.
Frauen verdienen also 17 Prozent pro Stunde weniger als Männer. Und dieser Lohnunterschied schließe sich nur langsam. „Fragwürdig ist außerdem, dass sich laut Statistik Austria zwei Drittel der Unterschiede nicht durch Faktoren wie Branche, Beruf und Arbeitszeit erklären lassen“, meint Schaunig. Laut ihr müsse es mehr Klarheit und Offenlegung der Gehälter seitens Arbeitgeber geben und sie begrüßt die EU-Lohntransparenzrichtlinie, die bis Juni 2026 umgesetzt wird.
EU-Lohntransparentrichtlinie
Ab diesem Tag müssen Arbeitnehmer Auskunft über das Durchschnittsgehalt vergleichbarer Kollegen geben und bei einer Personaleinstellung Geldspannen angeben. Mit diesem Gesetz sollen diskriminierende Gehaltsstrukturen aufgehoben werden. „Die Richtlinie kann das Tabu rund ums Gehalt brechen und endlich Licht in die dunklen Lohngefälle bringen“, so Schaunig.
„Es liegt ein Fehler im System, denn es ist offensichtlich, dass Frauen mehr unbezahlte Arbeit – etwa Care Arbeit – leisten, weniger verdienen und am Ende ihres Lebens kleinere Pensionen haben“, betont Schaunig. Bei der Care Arbeit kann es sich beispielsweise um die Pflege von Kindern oder Angehörigen handeln. Für diese unbezahlte Arbeit unterbrechen Frauen oft ihre Erwerbstätitgkeit oder arbeiten in Teilzeit, was sich einerseits negativ auf den Lohn und in weiterer Folge auf die Pension auswirkt.
Strukturelle Ungleichheit
Zwar gibt es in Kärnten individuelle Finanzkompetenz und Workshops für Frauen, doch „das beseitigt strukturelle Ungleichheiten nicht, denn es ist nicht die Aufgabe einzelner Frauen, ein ungerechtes System zu korrigieren“, so Schaunig.
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