München im Schock
Oktoberfest: Nach Chaos jetzt wieder „Wiesn-Leben“
Das Münchner Oktoberfest hat seine Pforten nach einer Bombendrohung am Mittwoch statt normalerweise um 10 Uhr erst um 17.30 Uhr geöffnet. Zehntausende warteten da schon auf den Einlass (siehe Video oben). An den Eingängen herrschte eineinhalb Stunden lang Chaos, bis wieder das normale Wiesn-Leben einkehrte. Auslöser der Schließung war ein Familienblutbad im Norden der Stadt samt Drohbrief für die Wiesn.
„Eine Stunde in der Warteschlange für drei Meter“, schilderte „Krone“-Sportchef Peter Moizi, der sich direkt in dem Chaos vor den Eingängen befand. Teilweise seien die Leute über Zäune geklettert, in der Menge Pfeifkonzerte zu hören gewesen. Und: Ein WC-Besuch sei nicht so einfach gewesen. „Menschen verrichteten neben anderen ihre Notdurft“, beschrieb Moizi die Situation.
„Jetzt herrscht wieder normales Wiesn-Leben“
Dann sei es schnell gegangen: Die Wiesn-Sicherheitskräfte stellten auf Blockabfertigung um und ließen die Leute in Massen aufs Gelände, damit vor den Toren wieder Ruhe einkehrte. „Jetzt, um 18.45 Uhr, herrscht wieder normales Wiesn-Leben“, schilderte Moizi am frühen Abend.
Die Oktoberfestbesucher hatten zuvor Stunden vor den Eingängen ausharren müssen – nach einer Drohung gegen die Wiesn hatte man beschlossen, das Gelände geschlossen zu halten und es vollständig zu durchsuchen. Bei der Suche, bei der rund 500 Polizisten und 30 Sprengstoff-Spürhunde aus ganz Bayern im Einsatz waren, konnten keine Bedrohungen gefunden werden.
Für uns war es ein bedrückender Moment, als die Wiesn geschlossen wurde und wir alle das Gelände verlassen mussten. Aber die Sicherheit unserer Gäste geht vor.
Ein Sprecher der Wiesn-Wirte
Wiedereröffnung erst nach Abstimmung beschlossen
In einer Abstimmung zwischen Stadt, Polizei und Wiesn-Wirten wurde am Nachmittag dann beschlossen, dass die Wiesn um 17.30 Uhr für Besucher geöffnet wird. Gäste, die eine Reservierung hatten, fallen um diese nicht um. „Mittagsreservierungen können je nach Verfügbarkeit auf die kommenden Tage umgebucht werden“, teilten die Wiesn-Wirte mit.
„Die Polizei hat mich informiert, dass es aus deren Sicht unbedenklich ist, wenn die Wiesn fortgesetzt wird“, reagierte der Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) auf seinem Instagram-Kanal erleichtert.
Schreiben mit Bombendrohung gegen das Oktoberfest
Reiters Angaben zufolge basierte die Schließung auf Erkenntnissen im Zusammenhang mit einem gelegten Feuer und Explosionen samt Sprengfallen in der Nacht auf Mittwoch in einem Wohnhaus im Norden der Stadt. Die Polizei hatte in einer Wohnung in Starnberg ein Schreiben gefunden, in dem eine Bombendrohung gegen das Oktoberfest enthalten war. Regulär hätte die Wiesn in München (dauert noch bis Sonntag, 5. Oktober) um 10 Uhr ihre Pforten geöffnet.
„Ausnahmezustand“ am Vormittag
Bis zur Wiedereröffnung der Wiesn durchlebten die Menschen in der bayrischen Landeshauptstadt bange Stunden der Ungewissheit. „Es herrscht Ausnahmezustand. Polizei und Hubschrauber kreisen über der Stadt, überall wird nach Spuren gesucht. Die Menschen sind sehr ängstlich“, berichtete „Krone“-Sportchef Moizi, der aktuell in München weilt, am Vormittag. Die Behörden verschickten in der Folge eine Warnmeldung an Handys in München. Darin wurde vor „extremer Gefahr“ gewarnt.
„Krone“-Sportchef Peter Moizi hat die Ausnahmesituation in München miterlebt:
Sohn (57) richtete Familienblutbad an
Die „Bild“ berichtete, ein 57-jähriger Deutscher habe sein Elternhaus im Münchner Stadtteil Lerchenau mit Sprengsätzen präpariert, seinen Vater (90) erschossen, seine Mutter (81) angeschossen, das Elternhaus in Brand gesetzt und sich dann – nachdem er von der Polizei verfolgt wurde – selbst erschossen. Die 21-jährige Tochter konnte sich aus dem brennenden Haus retten. Mutter und Tochter wurden ins Krankenhaus gebracht. Die Leiche des 90-jährigen Vaters konnte noch nicht aus dem Haus geborgen werden.
Vor dem Haus brannte auch ein Transporter aus, ein paar Straßen weiter zwei Autos. Die Einsatzkräfte stießen in dem Wohnhaus auch auf Handgranaten mit Stolperdraht.
Fotos vom Tatort und vom Wiesngelände:
Täter trug Rucksack mit Sprengvorrichtung
Der 57-jährige Verdächtige lebte laut Polizei in Starnberg. Er hatte bei seiner Flucht vor der Polizei einen Rucksack bei sich, in dem sich eine Sprengvorrichtung befand, die entschärft werden musste. Der Deutsche besaß keine Erlaubnis zum Umgang mit Waffen oder Sprengstoff. Er war polizeilich nicht bekannt.
Zu Mittag stürmte das SEK Bayern im Landkreis Starnberg, der an München grenzt, die Wohnung des Täters. Vorher wurde sichergestellt, dass sich in der Wohnung keine Sprengfallen befanden. Die Umgebung wurde weiträumig abgesperrt.
Streit ums Erbe wohl als Tatmotiv
In der Wohnung fanden die Ermittler schließlich auch das Bekennerschreiben, das die Schließung der Wiesn zur Folge hatte. Die Ermittler gehen inzwischen von vorsätzlicher Brandstiftung nach einem Familienstreit um das Erbe aus.
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

















