Die Eröffnung der Koralmbahn zwischen Graz und Klagenfurt werde den Fahrplan revolutionieren, heißt es seit Jahren. Am Dienstag wurde der Vorhang gelüftet: Der Fernverkehr der ÖBB wird um 30 Prozent ausgeweitet. Gerade zwischen Wien und dem Süden nimmt die Bahn Fahrt auf.
Nördlich des Semmerings wurde sie lange Zeit belächelt oder gar angefeindet, aber am 14. Dezember geht sie in Betrieb: die Koralmbahn inklusive des 33 Kilometer langen Tunnels, der die Bundesländer Kärnten und Steiermark miteinander verbindet. Fast sechs Milliarden Euro hat das Projekt gekostet. Baulich ist längst alles fertig, derzeit laufen die Einsatzübungen, und auch die finale Betriebsbewilligung ist noch ausständig.
Dass der neue, 130 Kilometer lange Bahnabschnitt zwischen Graz und Klagenfurt nicht nur im Süden Österreichs vieles verändern wird, belegt der neue ÖBB-Fahrplan, der am Dienstag vorgestellt wurde und ab 14. Dezember gilt. „Die ÖBB weiten österreichweit ihr Angebot im Fernverkehr um circa 30 Prozent aus“, betont Vorstandsvorsitzender Andreas Matthä.
33 Verbindungen zwischen Wien und Graz
So gibt es zwischen den beiden größten Städten des Landes, Wien und Graz, künftig 33 tägliche Verbindungen – derzeit sind es 18. „Praktisch ein Halbstundentakt“, so Matthä. Viele Züge halten zudem nur in Bruck an der Mur, sind also deutlich schneller unterwegs als derzeit. (In Wiener Neustadt sorgt der fehlende Stopp allerdings für Ärger.)
Graz und Klagenfurt waren bisher direkt nur mit dem Bus erreichbar, ab Mitte Dezember stehen 29 Bahnverbindungen pro Tag zur Verfügung. Darunter sind auch Direktverbindungen ohne Zwischenhalt, die, wie von der „Krone“ heute Früh bereits berichtet, nur 41 Minuten brauchen! Zum Vergleich: Mit dem Auto sind es mindestens eineinhalb Stunden.
Deutlich schneller nach Italien
Deutlich schneller geht es bald auch von Klagenfurt nach Wien: Da die Züge künftig die Koralmbahn nutzen und nicht mehr quer durch die Obersteiermark fahren, dauert die Reise 3:10 Stunden statt 3:55 Stunden. Pro Tag gibt es 26 Verbindungen (derzeit zehn).
Zwischen Villach und Salzburg bietet der neue Fahrplan einen Stundentakt (20 Direktverbindungen). Zwischen Graz und Salzburg ist die Strecke über die Koralmbahn künftig die schnellste Möglichkeit (inklusive fünf Direktverbindungen), dasselbe gilt für die Strecke Innsbruck und Graz. Zwischen Linz und Graz soll die Fahrzeit (trotz zusätzlicher Halte) immerhin „annähernd gleich bleiben“.
Die Reisenden nach Italien und Slowenien kommen durch die deutlich kürzeren Fahrzeiten schneller an ihr Ziel.

ÖBB-Chef Andreas Matthä
Bild: Jöchl Martin
Um einiges schneller nach Italien
Für Wiener interessant: Italienische Reiseziele sind durch die Koralmbahn rascher erreichbar. Triest etwa in 6:38 Stunden (statt derzeit 9:18 Stunden), für Venedig beträgt die Zeitersparnis hingegen nur eine halbe Stunde (7:10 statt 7:40 Minuten).
Mehr Angebot gibt es laut ÖBB auch nach Tschechien und Polen. So startet ein neuer Frühzug um 5.10 Uhr von Wien in Richtung Prag, ergänzt durch eine zusätzliche Spätverbindung von Prag nach Wien (Abfahrt: 19.36 Uhr). Ins polnische Krakau geht es künftig viermal täglich, neu ist eine Direktverbindung nach Posen.
„Enormer Aufschwung“ auch in Alpenregionen
Neu aufgestellt wird auch der sogenannte inneralpine Bahnverkehr (Interregio). Gerade in der Obersteiermark gab und gibt es Sorgen, dass man auf das Abstellgleis gerät. Diesen Befürchtungen haben die ÖBB stets zu entkräften versucht. Auch jetzt wird betont, dass die inneralpinen Linien „einen enormen Aufschwung“ erleben.
Etwa beim Wagenmaterial. Derzeit sind häufig veraltete Garnituren im Einsatz. Nun werden 27 neue, barrierefrei Interregio-Triebzüge eingesetzt, die mit einem 1.-Klasse-Bereich und einer Snack-Zone ausgestattet sind.
Umsteigen in Bruck an der Mur notwendig
Auf allen Interregio-Linien gibt es einen Ein- bzw. Zwei-Stunden-Takt, die Gesamtreisezeiten sollen sich nicht verschlechtern bzw. mitunter verbessern. Allerdings werden teils neue Umstiege notwendig sein. Etwa, wenn man aus dem steirischen Aichfeld (mit den Städten Judenburg, Knittelfeld, Zeltweg und Spielberg) in Richtung Wien unterwegs ist: Da muss in Bruck der Zug gewechselt werden. Dafür gibt es aus dem Aichfeld erstmals Direktverbindungen nach Graz.
Auch die Westbahn fährt in den Süden
Noch einmal zurück zur Südstrecke: Dort ist künftig auch das private Unternehmen Westbahn unterwegs. Allerdings startet hier der Betrieb erst mit März, da neues Zugmaterial geliefert werden muss (die Doppelstock-Waggons können nicht über den Semmering fahren). In Niederösterreich muss die Westbahn zwischen Wien und Wiener Neustadt übrigens auf der Pottendorfer Linie fahren – die klassische Südstrecke (über Mödling und Baden) gehört einzig und allein den ÖBB.
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