Pensionsanpassungen

Große Seniorenverbände stellen sich gegen Kanzler

Innenpolitik
02.09.2025 13:00

Die Diskussion um die Pensionen flammt erneut auf. Nach den jüngsten Aussagen von Bundeskanzler Christian Stocker im „ORF-Sommergespräch“ melden sich die Spitzen der großen Seniorenorganisationen mit scharfen Worten zu Wort. Der Tenor: Die geplante Anpassung von 2,7 Prozent sei nicht verhandelbar – sie sei gesetzlich fixiert und ein Gebot der Fairness.

Birgit Gerstorfer, Präsidentin des Pensionistenverbandes Österreichs, spart nicht mit klaren Worten: „Die Pensionen müssen 2026 um 2,7 Prozent angepasst werden. 2,7 Prozent Pensionsanpassung sind keine Almosen, kein Geschenk und auch keine Verhandlungsbasis. Sie sind Gesetz!“ 

„Nicht auf Kosten der Pensionisten“
Gerstorfer warf der Regierung vor, die ältere Generation einseitig zur Kasse zu bitten. Investitionen in die Wirtschaft seien zwar sinnvoll, aber nicht „auf Kosten der Pensionisten“. Die Liste der Belastungen, die sie aufzählt, ist lang: höhere Krankenversicherungsbeiträge, eine E-Card-Gebühr, das Ende kostenloser Krankentransporte, steigende Gebühren bei Dokumenten, der Wegfall des Klimabonus sowie das Auslaufen der Strompreisbremse.

„Keine Almosen, sondern Gesetz“
„Schluss mit der Belastungswelle für die Pensionisten!“, so Gerstorfer. Statt Kürzungen bei den Älteren fordert sie, Banken, Energiekonzerne, Spekulanten und Online-Giganten stärker in die Pflicht zu nehmen: „Damit lassen sich Budgets nicht nur sozial ausgewogener, sondern auch rascher sanieren.“

Für viele Senioren Realität: Rabattmarken entscheiden, ob frische Erdbeeren auf den Tisch ...
Für viele Senioren Realität: Rabattmarken entscheiden, ob frische Erdbeeren auf den Tisch kommen.(Bild: APA/GEORG HOCHMUTH)
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Eine 25-Prozent-Rabattmarke entscheidet für eine Ausgleichszulagenbezieherin, ob sie sich ein Schälchen Erdbeeren leisten kann oder nicht.

Birgit Gerstorfer, Präsidentin des Pensionistenverbandes Österreichs

Besonders eindringlich wird es, wenn der Verband auf die alltäglichen Auswirkungen verweist: „Eine 25-Prozent-Rabattmarke entscheidet für eine Ausgleichszulagenbezieherin, ob sie sich ein Schälchen Erdbeeren leisten kann oder nicht.“ Steigende Preise im Supermarkt von rund 30 Prozent oder in der Gastronomie von fast 50 Prozent würden die Situation zusätzlich verschärfen. „Das nicht anzupassen, wäre ein schwerer Fehler, der viele Menschen direkt in die Altersarmut treibt.“

Seniorenbund mahnt Fairness ein
Auch Ingrid Korosec, Präsidentin des Österreichischen Seniorenbundes, pocht auf die gesetzliche Anpassung. „Pensionisten dürfen nicht doppelt und dreifach belastet werden“, erklärte sie. Allein die Erhöhung des Krankenversicherungsbeitrags auf sechs Prozent kostet den Älteren rund drei Milliarden Euro in den kommenden Jahren.

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Gerade in Zeiten ständig steigender Lebenshaltungskosten dürfen die Pensionistinnen und Pensionisten nicht die Verlierer sein

Ingrid Korosec, Präsidentin des Österreichischen Seniorenbundes

Zudem sei die Teuerung für Pensionistenhaushalte besonders spürbar: Während die allgemeine Inflation im August bei 4,1 Prozent lag, belief sich die Preissteigerung in Haushalten älterer Menschen laut dem Institut für Höhere Studien bereits im Juli auf vier Prozent. Der Grund: Ältere seien stärker von steigenden Lebensmittel- und Gesundheitskosten betroffen. „Gerade in Zeiten ständig steigender Lebenshaltungskosten dürfen die Pensionistinnen und Pensionisten nicht die Verlierer sein“, betonte Korosec. Sie verwies auf die Durchschnittspensionen: 1527 Euro brutto bei Frauen und 2535 Euro brutto bei Männern. „Jeder Prozentsatz weniger ist eine de facto Pensionskürzung, die sich diese Menschen nicht leisten können.“

Klare Front gegen Kürzungspläne
Korosec zeigte sich irritiert, dass der Kanzler ohne vorherige Gespräche mit den Seniorenverbänden von möglichen Kürzungen gesprochen habe. „Die notwendigen Gespräche und Verhandlungen mit dem Seniorenrat als anerkanntem Sozialpartner müssen dringend geführt werden.“ Ihr Ziel sei klar: „Es geht um Respekt, Gerechtigkeit und die Anerkennung der Lebensleistung jener Generation, die unser Land aufgebaut und getragen hat.“ Die Fronten sind klar: Beide Präsidenten verlangen die volle Inflationsanpassung von 2,7 Prozent – ohne Abstriche, ohne Kompromisse.

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