Vor mehr als 150 Jahren verkaufte Russland das Gebiet Alaska im Nordosten des amerikanischen Doppelkontinents an die Vereinigten Staaten. In der Stadt Anchorage treffen sich US-Präsident Donald Trump und der russische Staatschef Wladimir Putin am Freitag zu ihrem Ukraine-Gipfel.
Die ganze Welt blickt auf Alaska: Trump und Putin kommen auf dem US-Militärstützpunkt Elmendorf-Richardson in Anchorage zusammen. Dessen Geschichte reicht bis in den Zweiten Weltkrieg zurück. Nach US-Militärangaben wurde 1940 ein Rollfeld auf dem Gelände errichtet, im selben Jahr wurden erste Luftwaffenangehörige dort stationiert. Im Kalten Krieg erlangte die Basis im Süden Alaskas zunehmende Bedeutung zur „Verteidigung Nordamerikas“, wie es in Dokumenten der US-Kongressbibliothek heißt. Seit 2010 vereint sie die US-Luftwaffenbasis Elmendorf und den Armeestützpunkt Fort Richardson. Insgesamt sind dort gut 30.000 Soldatinnen und Soldaten stationiert.
Russische Kolonie
Im 18. Jahrhundert war es der Däne Vitus Bering, der auf einer Expedition im Auftrag des Zarenreichs die Meerenge zwischen Asien und Amerika entdeckte, die später nach ihm benannte Beringstraße. So erfuhr der Westen von der Existenz Alaskas. Russen siedelten zunächst auf der Insel Kodiak, um Robben zu jagen und ihr Fell zu verkaufen. Zar Paul I. gründete 1799 die Russisch-Amerikanische-Kompanie, die den Pelzhandel ohne Rücksicht auf die Ureinwohner organisierte.
Doch die übermäßige Jagd ließ die Bestände der Robben und Seeotter schrumpfen, die Wirtschaft der russischen Siedler brach zusammen. 1867 verkaufte Moskau das Gebiet für 7,2 Millionen Dollar an Washington – viel zu viel Geld für das unwirtliche, abgelegene Gebiet, kritisierten damals viele. Erst 1959 wurde Alaska ein Bundesstaat der USA.
Orthodoxe Kirchen und russischer Dialekt
Mehr als 35 orthodoxe Kirchen, manche mit den typischen Kuppeln, erinnern noch heute an die Präsenz der Russen in Alaska. Die orthodoxe Diözese des Bundesstaates ist die älteste in Nordamerika und unterhält ein Seminar auf Kodiak. Ein vom Russischen abgeleiteter Dialekt, der sich mit den Sprachen der Ureinwohner vermischte, hielt sich über Jahrzehnte vor allem in der Nähe der Großstadt Anchorage. Heute spricht ihn jedoch kaum jemand mehr. Aber in der Nähe der riesigen Gletscher der Halbinsel Kenai wird immer noch Russisch unterrichtet: in einer kleinen Landschule einer orthodoxen Gemeinde mit rund hundert Schülern.
Auch dort ist es kalt.
Putin will Alaska nicht zurück.
Bild: AFP/GRIGORY SYSOYEV
Nähe zu Sibirien
Die Russen „sind unsere Nachbarn von gegenüber, man kann sogar von einer Insel in Alaska aus Russland sehen“, sagte Sarah Palin 2008, damals Gouverneurin des Bundesstaates und Vizepräsidentschaftskandidatin der Republikaner. Tatsächlich liegen sich in der Beringstraße zwei Inseln gegenüber. Die große Diomedes-Insel im Westen gehört zu Russland, die kleine Diomedes-Insel, auf der ein paar Dutzend Leute leben, gehört zu den USA. Sie sind weniger als vier Kilometer voneinander entfernt.
Weiter südlich legten im Oktober 2022 zwei Russen mit ihrem Boot auf der Sankt-Lorenz-Insel an, knapp hundert Kilometer von der sibirischen Küste entfernt. Sie beantragten Asyl in den USA, weil sie nicht im Krieg gegen die Ukraine kämpfen wollten. Seit Jahren fängt die US-Armee regelmäßig russische Flugzeuge ab, die sich dem US-Luftraum in Alaska nähern.
Als der Zar Alaska verkaufte, wusste er noch nicht, welche Schätze an Öl, Gas und Edelmetallen sich dort im Boden verbergen. Doch Moskau hat keine Ambitionen, Alaska zurückzubekommen. „Auch dort ist es kalt“, sagte Putin einmal.
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