Schock in Jugendhäfen

Abendessen um 13.30 Uhr, Mädchen doppelt bestraft

Wien
28.10.2025 16:25

Unter teils menschenunwürdigen Bedingungen müssen Jugendliche in Wien ihre Haft absitzen – das deckte die Kinder- und Jugendanwaltschaft (KIJA) jetzt auf. Fehlende Ausbildung beim Personal, grobe Beschimpfungen und schlechte Hygiene gehören dort zum Alltag. Besonders hart trifft es Mädchen: Sie werden noch stärker als die Burschen benachteiligt.

Jugendliche Insassen erhalten ihr Abendessen bereits um 13.30 Uhr, nur an zwei Tagen die Woche ist das Duschen erlaubt und Mädchen müssen sich mit erwachsenen Frauen die Abteilung teilen: Prekäre Missstände offenbaren sich im Kinder- und Jugendstrafvollzug in Wien-Josefstadt (JA), wie die Kinder- und Jugendanwaltschaft in ihrem Jahresbericht 2024 festhielt.

Rund 40 Gespräche führte die KIJA mit den Insassinnen und Insassen für den veröffentlichten Bericht. Die Jugendlichen berichteten nicht nur von einer mangelhaften Ausstattung, es wurde auch von überschießenden Einsätzen und Beschimpfungen durch nicht speziell für den Jugendvollzug ausgebildete Justizwachebeamte, mangelnde Beschäftigungs- und Freizeitangebote und langen Einschlusszeiten berichtet.

Ausstattung mangelhaft, Personal fehlt
Seit Jänner 2025 werden jugendliche Insassen der JA Josefstadt kontinuierlich in das neue Jugendgefängnis am Münnichplatz in Simmering verlegt, das bis Jahresende den Vollbetrieb aufnehmen soll. Die JA Münnichplatz sei allerdings bis vor kurzem noch eine Baustelle gewesen, bestätigte die KIJA Wahrnehmungen der Volksanwaltschaft. Damit einhergehend gebe es „strukturelle Probleme“, sagte der Wiener Kinder- und Jugendanwalt Sebastian Öhner Dienstagmittag vor Medienschaffenden. So sei die Infrastruktur zur Gestaltung der Freizeit „zu weiten Teilen noch nicht fertiggestellt“. Ein sogenannter Sporthof lag Ende Juni noch brach.

Die Justizanstalt in Wien-Josefstadt.
Die Justizanstalt in Wien-Josefstadt.(Bild: APA/ROLAND SCHLAGER)

Das neue Jugendgefängnis, das auf 72 männliche Häftlinge im Alter zwischen 14 und 18 Jahren ausgerichtet ist, sei „noch nicht so ausgestattet, wie es sein sollte“, bemängelt die Wiener KIJA. Es fehle vor allem auch am Personal aufseiten der Justizwache.

Prekäre Lage für Mädchen in Haft
Besonders prekär ist die Lage für Mädchen, die in Haft kommen. Aufgrund des vergleichsweise geringen Anteils weiblicher Häftlinge gibt es etwa in der JA Josefstadt kein eigenes Abteil für weibliche Jugendliche. Sie werden mit erwachsenen Frauen untergebracht, was sich – wie die KIJA betont – auch weiterhin nicht ändern wird.  

Das habe schwerwiegende Folgen: „Es wird nicht nur das Trennungsgebot von Erwachsenen verletzt, auch Besuche der Sozialpädagoginnen und -pädagogen müssen oft entfallen.“ Inhaftierte Mädchen hätten außerdem wesentlich weniger Freizeitangebote als die Burschen. Auch der Zugang zur psychiatrischen Versorgung sei für sie erschwert.

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