Nach Schusswechseln im südlichen Gazastreifen hat Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu am Dienstagnachmittag „intensive Angriffe“ angeordnet. Die brüchige Waffenruhe, die seit dem 10. Oktober gilt, steht damit erneut auf dem Spiel.
Bei den israelischen Luftangriffen auf das Viertel Sabra südlich von Gaza-Stadt wurden laut dem Zivilschutz im Gazastreifen mindestens neun Menschen getötet und weitere verletzt.
Im südlichen Gazastreifen war es zuvor nach einem Medienbericht ungeachtet der Waffenruhe zu einem Feuergefecht gekommen. Der israelische Armeesender meldete, bewaffnete Mitglieder der Hamas hätten auf israelische Soldaten geschossen. Nach Angaben palästinensischer Augenzeugen kam es anschließend zu Artilleriebeschuss mehrerer Gebiete im Bereich von Rafah. Alle Angaben können derzeit nicht unabhängig überprüft werden.
Das Militär sei angesichts der Verstöße angewiesen worden, „umgehend massive Angriffe im Gazastreifen“ auszuführen, teilte Netanyahus Büro nach einer Sicherheitsberatung des Regierungschefs am Dienstag mit.
Nicht erster Bruch der Waffenruhe
Es ist nicht der erste Bruch der Waffenruhe. Bereits vor anderthalb Wochen kam es zu einem schweren Zwischenfall in Rafah, bei dem zwei israelische Soldaten – Yaniv Kula (26) und Itay Yavetz (21) – getötet wurden. Palästinensische Kämpfer hatten damals unter anderem eine Panzerabwehrrakete eingesetzt. Drei weitere Soldaten wurden kurz darauf verwundet.
Damals reagierte Israel mit Luftangriffen auf den Gazastreifen, setzte die Waffenruhe nach einigen Stunden jedoch wieder in Kraft. Das israelische Militär machte dabei deutlich, dass es auf jeden Verstoß mit Nachdruck reagieren werde. Die aktuelle Waffenruhe war Teil eines Friedensplans, der mit Vermittlung von US-Präsident Donald Trump zustande gekommen war.
Auch bei Geiselrückgabe hapert es weiterhin
In Israel stoßen zudem die Verstöße der Hamas gegen die im Waffenruhen-Abkommen vereinbarte Rückgabe der getöteten Geiseln auf massive Kritik. Im Rahmen einer ersten Phase des von den USA vorangetriebenen Friedensplans muss die Hamas insgesamt 28 Leichen übergeben.
Bislang sind es nur 13. US-Präsident Donald Trump hatte am Samstag den Druck auf die Hamas erhöht, die verbleibenden toten Geiseln schnell zu übergeben.
Hamas verschiebt Leichen-Übergabe
Indessen kündigte der bewaffnete Teil der Hamas an, die für Dienstag geplante Übergabe der entdeckten sterblichen Überreste einer Geisel werde verschoben. Zur Begründung hieß es, Israel habe gegen die Waffenruhe verstoßen. Dies werfen sich beide Konfliktparteien gegenseitig vor. Die Übergabe aller in den Gazastreifen verschleppten Geiseln – auch der sterblichen Überreste der toten Geiseln – an Israel ist Teil der Vereinbarung einer Waffenruhe zwischen Hamas und Israel.
Die Übergabe der sterblichen Überreste von Geiseln erfolgte bisher stets über Repräsentanten des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK). Am Montagabend hatte die Hamas erneut sterbliche Überreste übergeben. Forensische Untersuchungen in Israel brachten jedoch ans Licht, dass diese zu einem Israeli gehörten, dessen Leiche die Armee bereits im Herbst 2023 nach Israel gebracht hatte. Dies löste in Israel großen Zorn und Empörung aus, und es war der Anlass für die Sicherheitsberatung Netanyahus, bei der über das weitere Vorgehen beraten werden sollte.
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