Nur weil sie Frauen liebt, wurde eine 20-jährige Burgenländerin von Mutter und Bruder verleumdet, angezeigt und schließlich aus dem Haus geworfen.
Nicht nur zum Abschluss des Prozesses sprach die Jugendstrafrichterin weise Worte: „So eine Verhandlung hat noch nie einen Familienkonflikt gelöst. Sucht euch alle zusammen externe Hilfe!“
Kartoffelsalat isst man mit der Gabel
Die Angeklagte (20) soll ihre Mutter laut deren Aussage bei der Polizei mit einem roten Gemüsemesser bedroht und geschrien haben: „Ich werde dich abstechen!“ Der Bruder (14) stützt die Theorie. „Stimmt alles nicht“, sagt die Burgenländerin, „ich habe mit einer Gabel Kartoffelsalat gegessen. Außerdem hatten wir nie ein rotes Gemüsemesser daheim. Und die Mutter war gar nicht dabei.“ Trotzdem wurde die junge Frau via Wegweisung aus dem Haus geworfen und mit einem Betretungsverbot belegt.
„Mit der sexuellen Orientierung nicht einverstanden“
Ja, sie habe an diesem Tag gestritten mit dem Bruder. Der habe sie, wie so oft, getreten, zu Boden geworfen, derb beschimpft. „Er ist Mutters Liebling. Er darf alles.“ Der innerfamiliäre Konflikt schwelt schon seit Jahren. „Ich wurde vom Vater geschlagen, von der Mutter, vom Bruder. Sie sind mit meiner sexuellen Orientierung nicht einverstanden“, so die Schülerin. „Zu meinem Maturaball ist keiner gekommen, nur, weil ich kein Kleid anziehen wollte.“
„Sie wollten mich loshaben“
Freilich habe sie sich früher stets gewehrt, mit lauten Worten, die nicht zitierbar sind. „Aber seit ich meine Freundin habe, habe ich gelernt, Konflikte ruhig zu regeln. Das war auch an besagten Tag der Fall.“ Warum sie glaube, dass sie von Mutter und Bruder wegen gefährlicher Drohung angezeigt wurde? „Weil sie mich loshaben wollten.“
Keine Aussagen der Beschuldiger
Beide betreten nacheinander den Saal 8 am Landesgericht Eisenstadt, beide entschlagen sich wegen des Verwandtschaftsverhältnisses der Aussage. Eine Frage noch: „Warum ist der Streit mit dem Bruder damals so eskaliert?“ – „Er hatte einen Schulkollegen bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt und davon ein Tik-Tok-Video gemacht. Das habe ich seinem Klassenvorstand gezeigt. Damit er so etwas nicht mehr macht! Das kann ja schlimm ausgehen.“
Die 20-Jährige wird freigesprochen. Sie wird nicht mehr daheim einziehen.
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