Ach, übrigens...

Sensation in Simmering

Vorarlberg
20.04.2025 14:25

„Krone“-Autor Harald Petermichl ist bei seinen Recherchen für seine neue Kolumne auf Unglaubliches gestoßen. Könnte es sein, dass der Fußball gar nicht 1890 durch englische Gärtner nach Österreich gekommen ist, sondern schon viele Jahrhunderte zuvor?

Das mag zwar lästig sein und wird viel Arbeit machen, aber es sieht so aus, als müsse ein Teil sowohl der österreichischen Fußballgeschichte als auch der Helmut Qualtinger-Forschung neu geschrieben werden: Bisher war man immer davon ausgegangen, der Satz „Simmering gegen Kapfenberg, das nenn i Brutalität“, den Qualtinger seinem Herrn Travnicek in den Mund gelegt hat, bezöge sich auf ein Match zwischen dem Simmeringer Sport-Club (SSC) und dem Kapfenberger SV (KSV) vom 12. Oktober 1958, bei dem der steirische Siegtorschütze Helmut „Haube“ Hauberger bei einem Zusammenprall mit Goalie Bruno Engelmeier einen offenen Schienbeinbruch erlitt. Jahrzehntelang wurde diese Lesart unreflektiert weitergetragen, obwohl zeitgenössische Berichte, die von einem „harten, aber weder unfairen noch brutalen Spiel“ sprechen, einen hätten stutzig machen können.

Jetzt wird die landläufige Deutung in ihren Grundfesten erschüttert, denn beim Umbau eines Sportplatzes in Simmering wurde ein Massengrab entdeckt, in dem, wie Archäologin Michaela Kronberger erläutert, „Männer, von denen die meisten mit einem Todesalter von 20 bis 30 Jahren eher jung, mit einer Höhe von mehr als 1,70 Metern ziemlich groß und von guter Gesundheit waren“ lagen, die Eisenstollen an den Schuhen trugen. Erster Teil dieser wissenschaftlichen Sensation: Es handelt sich mitnichten um die Spielstätte des SSC, sondern um die des Bezirksrivalen SC Ostbahn XI. Und zweiter Teil: Der Fund stammt mit Sicherheit nicht aus dem Jahr 1958, das zugrundeliegende Geschehen dürfte sich vielmehr vor ca. 2.000 Jahren abgespielt haben.

Pflanzte der Qualtinger etwa?
Pflanzte der Qualtinger etwa?(Bild: ÖNB)

Ist also der Fußball gar nicht, wie bisher angenommen, 1890 durch englische Gärtner der Wiener Bankiersfamilie Rothschild nach Österreich gekommen, sondern hat seine Ursprünge viele Jahrhunderte früher? Haben gar nicht der SSC und der KSV den Autor Qualtinger inspiriert, sondern zwei Clubs, deren Spuren sich im Nebel der römischen Geschichte verloren haben, beispielsweise der SC Vindobona und die SV Noricum? Hat Qualtinger seine Leserinnen und Leser gar bewusst in die Irre geführt, um nicht zu sagen gepflanzt? Fragen über Fragen, aber ein erster Hinweis darauf, dass man in Kapfenberg schon länger was geahnt hat, könnte die Tatsache sein, dass das nach Qualtinger benannte Caféhaus im örtlichen Kulturzentrum 2016 geschlossen wurde. Noch ist es zu früh für eine abschließende Beurteilung; jetzt sind erst mal die Fachleute aus Archäologie, Sport- und Literaturwissenschaft am Zug und dann werden wir mehr wissen.

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