"Gefälscht wurde alles, was fälschbar ist", fasste Georg Rabensteiner vom Landeskriminalamt Wien bei einer Pressekonferenz am Mittwoch die Machenschaften der zwölfköpfigen Bande knapp zusammen.
Bei insgesamt 14 Hausdurchsuchungen, 13 davon in Wien, wurde in Simmering eine komplette Falschgeldwerkstätte mit Equipment, Falschgeld und gefälschten Urkunden vorgefunden. Sichergestellt wurden 2.613 gefälschte 100-Euro-Scheine, die teilweise noch nicht geschnitten waren, 915 Stück gefälschte 100-Euro-Scheine geschnitten und gebündelt, 265 Stück gefälschte 50- und sechs Stück gefälschte Zehn-Euro-Banknoten.
Weiters wurden rund 1,5 Millionen gefälschte Serbische Dinar und echtes Geld in der Höhe von 3.575 Euro gefunden. Dabei waren auch Metallfolienrollen, mit denen die Sicherheitsfolien für die Eurobanknoten hergestellt wurden.
Kundschaft mittels Mundpropaganda erreicht
Die Kundschaft für die Fälschungen aller Art - wie auch Vignetten oder Behindertenausweise - erreichte man mittels Mundpropaganda. Der Kopf der Bande dürfte sich seiner Sache ziemlich sicher gewesen sein, laut Rabensteiner genoss er in einschlägigen Kreisen einen gewissen Bekanntheitsgrad.
Seine ebenfalls verhafteten Mitstreiter - eine "abgeschlossene Partie" mit mehreren Scheinidentitäten - waren drei österreichische und acht serbische Staatsbürger, darunter drei Frauen und ein 15-Jähriger. Der Bursche war trotz seines Alters intensiv in die illegalen Machenschaften involviert und kümmerte sich um Bestellungen und Auslieferung.
Bande zunächst auf Fälschung von Dokumenten spezialisiert
Ein Schwerpunkt der kriminellen Aktivitäten der Gruppierung, der man seit Jänner auf der Spur war, sei aber zunächst die Fälschung von Dokumenten gewesen. Zum Beispiel hätten die sich im Paradies wähnenden Verbrecher - daher der Name der Operation - italienische, bulgarische und slowenische Führerscheine hergestellt und verkauft.
Die Bande war dabei in der Lage, "so hochklassige Dokumente herzustellen, dass man mit diesen in Serbien wie auch in Österreich wahrscheinlich durchkommen würde", stellte Rudolf Unterköfler vom Bundeskriminalamt (BK) fest.
Später rückte dann auch das Banknotenfälschen in den Mittelpunkt. Der Leiter der BK-Abteilung Wirtschaftskriminalität gab an, dass die Blüten großteils in Österreich in Umlauf gebracht wurden, aber auch in den Nachbarländern. Die Verteilung erfolgte dabei auf klassischem Wege, ergänzte Rabensteiner, nämlich überall, wo Dunkelheit oder Stress das Überprüfen der Scheine erschwerte. Geld floss aber auch zu Familienfeiern nach Serbien. In der Wiener Werkstatt wurden Blüten unterschiedlicher Qualität hergestellt. Potenziellen Käufern bot man dabei die "gute" Ware als Probe an.
Karl fordert Erhöhung der Strafdrohung für Geldfälschung in EU
An solch eine Probe gelangten die Ermittler laut Rabensteiner nach "zarten Annäherungsversuchen" im März. Sie wurde dann in Kooperation mit der Österreichischen Nationalbank (OeNB) als Blüte identifiziert. Weitere Untersuchungen durch BK und Europol ergaben, dass die Fälschungen Teil einer Serie waren.
Laut OeNB-Direktor Stefan Augustin waren die Blüten leicht als solche zu erkennen. "Es wurde mehr sichergestellt, als in den Umlauf gekommen ist", denn der vorläufig festgestellte Schaden belief sich auf rund 87.000 Euro. Innenministerin Johanna Mikl-Leitner lobte am Mittwoch den Fahndungserfolg, der nicht zuletzt durch die Kooperation mit der Staatsanwaltschaft zustande kam.
Justizministerin Beatrix Karl forderte, dass die Strafdrohung für Geldfälschung in der EU erhöht wird. Seit der Einführung des Euro gebe es in Österreich bei diesem Delikt aber einen Rückgang an Verurteilungen zu verzeichnen.
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