Nach Coronainfektion
70 Jahre in Eiserner Lunge: „Polio Paul“ gestorben
Traurige Nachrichten aus Dallas im Bundesstaat Texas: Paul Alexander, der im Kindesalter an Kinderlähmung erkrankt war und seitdem fast sein ganzes Leben in der Eisernen Lunge verbringen musste, ist im Alter von 78 Jahren gestorben. Er war vermutlich der letzte Mensch, der dieses Gerät genutzt hatte. Der Mann hatte sich vor seinem Tod mit dem Coronavirus infiziert.
Alexander soll bereits am 11. März verstorben sein. Er wurde als „Polio Paul“ berühmt, da er trotz seines Gesundheitszustandes nie seinen Lebenswillen verloren hatte. Auf seiner Spendenseite auf GofundMe bedankte sich sein Bruder Philip für die finanziellen Zuwendungen, die dem außergewöhnlichen Mann ein stressfreies Leben in seinen letzten Jahren ermöglicht hatten: „Es ist absolut unglaublich, all die Kommentare zu lesen und zu wissen, dass so viele Menschen von Paul inspiriert wurden. Ich bin einfach so dankbar“, erklärte der Angehörige.
Vor wenigen Wochen wurde in sozialen Medien bekannt gegeben, dass Alexander nach einer Infektion mit dem Coronavirus ins Spital eingeliefert wurde. Er soll danach aber wieder nach Hause entlassen worden sein. Woran er genau starb, wurde jedoch nicht mitgeteilt.
Unterdruck saugt Luft in Körper
Alexander erlangte internationale Bekanntheit, nachdem er nach einer Polioinfektion vom Hals abwärts gelähmt war und jahrzehntelang in seiner Eisernen Lunge leben musste. Sein ganzer Körper bis auf den Kopf steckten in dem Gerät – durch den abwechselnden Unterdruck und Überdruck in der Kabine wird Luft in die Lunge gesogen bzw. wieder hinausgepresst und die Funktion der gelähmten Atemmuskulatur übernommen.
Der US-Amerikaner ließ sich trotz seiner schwierigen Lage nicht davon abhalten, zu studieren, als Anwalt zu arbeiten und ein Buch zu verfassen. Er konnte mit seinem Mund malen und schreiben – zuletzt war er auch in sozialen Medien aktiv und erzählte darin Millionen Interessierten von seinem Alltag in dem Hunderte Kilo schweren Gerät.
Alexander entwickelte Schnappatmung für Ausgänge
Einige hatten Alexander diesen Lebensweg gar nicht zugetraut, als in den 1950er-Jahren als Sechsjähriger nach einer Not-Operation in der Eisernen Lunge gelandet war. Die Viruserkrankung hatte den Buben stark gezeichnet – er war vom Hals abwärts gelähmt. Die meisten Polio-Patienten, die in das Gerät gesteckt wurden, konnten dieses nach ihrer Genesung wieder verlassen – doch Alexander war sein Leben lang auf die Maschine angewiesen. Er lernte jedoch, diese zumindest zeitweise verlassen zu können. Dies gelang ihm mit einer speziellen Atemtechnik, die Schnappatmung ähnelt.
Poliomyelitis, auch Kinderlähmung oder Polio genannt, ist eine Viruserkrankung, an der allein in Österreich 13.000 Kindern zwischen 1946 und 1961 erkrankten. Rund 1500 starben hierzulande nach einer Infektion. Erst als ein Impfstoff in den späten 1950er-Jahren entwickelt wurde, konnte die Krankheit weitgehend eingedämmt werden.








Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.