Ein Jahr vor Vertragsende ist für Peter Rassaerts die Zeit bei der Gswb vorbei. Das hat ein turbulenter Mittwoch mit einer langen Aufsichtsratssichtung und einem Treffen mit Landeshauptmann Wilfried Haslauer ergeben. Die Wohnbaugeselleschaft selbst steht vor einem Umbruch.
Überlang dauerte die Sitzung des Gswb-Aufsichtsrats am Mittwoch. Es gab viel zu besprechen. Viereinhalb Stunden tagten die großteils von der Politik entsandten Mitglieder in der Gswb-Zentrale in Salzburg-Lehen. Am Ende stand eine Überraschung. Das Aufsichtsgremium wollte mit 9:3-Stimmen die Abberufung von Geschäftsführer Peter Rassaerts. Die Eigentümer Land und Stadt Salzburg kamen dem aber zuvor.
Kurz nach der Aufsichtsratssitzung trafen sich Landeshauptmann Wilfried Haslauer und Bürgermeister Harald Preuner mit Rassaerts. Dabei wurde eine einvernehmliche Trennung mit Ende September beschlossen. Eine neue Geschäftsführung wird „zeitnah“ ausgeschrieben.
Ich spreche für mich persönlich: Ich habe den Antrag auf Abberufung von Geschäftsführers Rassaerts abgelehnt, weil ich ihn für überschießend halte.
Lukas Wolff, Vorsitzender Aufsichtsrat Gswb
Bild: Valentin Snoe
Die außerordentliche Aufsichtsratsitzung war nach den Ungereimtheiten im Beschwerdemanagement einberufen worden. Wie berichtet waren mehr als 1500 Mieteranfragen vor einer Kontrollamtsprüfung auf „erledigt“ gestellt worden, obwohl sie noch offen gewesen waren. Die mutmaßliche Anweisung aus der Geschäftsführerebenen dürfte für Rassaerts zum Stolperstein geworden sein.
Dazu häuften sich in den letzten Wochen bei der „Krone“ die Berichte verärgerter Mieter. Den Beschwerden und Ansuchen der Gswb-Kunden würde, so der Tenor, nur sehr schleißig nachgegangen.
Wir haben die Entwicklung der letzten zwei Wochen verfolgt. Die Sache mit der Kommunikation mit dem Kontrollamt, das war nicht in Ordnung, was da passiert ist.
Wilfried Haslauer Landeshauptmann ÖVP
Bild: Tröster Andreas
Kommt Zwei- oder sogar Dreierspitze?
Zwei Geschäftsführer gab es in der Gswb traditionell eigentlich immer. Rassaerts ist der erste Allein-Geschäftsführer. Früher war die Chefetage meist zwischen Schwarz und Rot aufgeteilt. Die schwarze Reichshälfte verantwortete den kaufmännischen Teil, die rote den technischen. Im Zuge des Chaos werden auch jene Stimmen lauter, die, ähnlich wie bei vergleichbaren Genossenschaften wie Salzburg Wohnbau oder Heimat Österreich, eine Zweier- oder sogar Dreierspitze fordern.
Das aktuelle Fiasko bestätigt unsere Kritik. Der nächste Direktor muss von außen kommen, ohne Verstrickungen in Parteien oder Bünde, die Gswb neu aufstellen.
Kay-Michael Dankl, Bürgermeisterkandidat KPÖPlus
Bild: Jauschowetz Christian
Ticketsystem nur einer von vielen Kritikpunkten
Die Neubestellung des Chefpostens wird aber nur ein Punkt in der Aufarbeitung innerhalb Salzburgs größter Wohnbaugesellschaft sein, die rund 42.000 Einheiten, davon allein 25.000 Wohnungen verwaltet. Die Unternehmensstruktur muss dabei eben so einer Bewertung unterzogen werden wie die Unternehmenskommunikation.
Es ist Zeit, die Wohnbau-Genossenschaft neu, professionell und kundenfreundlich aufzustellen, denn es warten wichtige Aufgaben
Anna Schiester Stadträtin Bürgerliste
Bild: Tschepp Markus
Teils völlig überforderte Mitarbeiter indes dürfen hoffen, dass das Beschwerdemanagement mit dem oft gescholtenen Ticketsystem auf neue Beine gestellt wird und somit Arbeitslast abfällt. Und viele Mieter dürfen darauf hoffen, dass ihre verschlampten Anfragen nun doch noch bearbeitet werden.
Dass es geht, zeigt der Fall von Evelyn Michels (73). Die Pensionisten hat am Dienstag in der „Krone“ über Schimmel im Schlafzimmer geklagt. Gestern bekam die Gswb-Mieterin in der Bessarabierstraße Hilfe von gleich zwei Firmen.
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