Salzburger Festspiele

Mit Vladimir Sorokin im endlosen Schneegestöber

Kultur
17.08.2025 10:21

Finale in Salzburg: Kirill Serebrennikov bearbeitete und inszenierte Vladimir Sorokins Erzählung „Der Schneesturm“ als etwas überladenes Roadmovie mit famosem August Diehl.

Im selben Farbton wie das Vorhergegangene hat der schwärzeste und pessimistischste Sommer in der Geschichte der Salzburger Festspiele das Finale erreicht: ein interessanter, aber auch beschwerlicher Abend, von dem man mehr erwartet hatte. Denn anders als bei mancher seiner Operninszenierungen ist der Regisseur Kirill Serebrennikov hier in seinem Element: Wie der Autor Vladimir Sorokin ist er russischer Regimegegner im Berliner Exil, beider Kernthemen sind die Perversion der Macht und die großartige literarische Tradition der verlorenen Heimat.

So beruft sich auch Sorokins dystopischer Prosatext „Der Schneesturm“ (2010) bis in Handlungsdetails auf Tolstois gleichnamige Erzählung und Tschechows „Pferdediebe“. Ein Arzt bricht mit seinem Kutscher inmitten eines gleißenden, rasenden, nie ermattenden Schneesturms zu einer Enklave auf, um die Bewohner gegen ein Virus zu impfen, das sie zu Ungeheuern macht. Die Geschichte lässt sich gut als Widerstandstext lesen, und die Ereignisse schrauben sich zusehends ins Absurde hoch.

Protagonist August Diehl als Dr. Garin (im Bild mit Sonja Beißwenger) hat großartige Soli
Protagonist August Diehl als Dr. Garin (im Bild mit Sonja Beißwenger) hat großartige Soli(Bild: APA/BARBARA GINDL)

Die drei Stunden, die ihnen hier zugedacht werden, sind allerdings zu großzügig bemessen. Das wackere Roadmovie wird weit über seine Kräfte mit Theatertechniken beladen (Bild: Vlad Ogay). Hand- bzw. Helmkameras befüllen ohne Unterlass drei Projektionsflächen, es wird getanzt, getrommelt, Performance und Akrobatik getrieben und ohrenbeleidigend Schubert gesungen.

Dabei hat der Protagonist August Diehl großartige Soli. Von Viertelstunde zu Viertelstunde dringender wünscht man sich von ihm einen großen, puren Tolstoi oder Tschechow ohne postdramatischen Sperrmüll und plärrendes Gesichtsmikro. Filipp Avdeev gibt etwas überambitioniert eine Art Sancho Pansa in der Gestalt des Kutschers Perkhusha. Die anderen werden mit wechselndem Erfolg in Hochbetrieb gehalten.

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