Ringen um Metaller-KV

Arbeitgeberseite warnt: Kein Lohn für Streikende!

Wirtschaft
22.11.2023 13:24

Seit über acht Wochen verhandelt die Arbeitgeberseite mit der Gewerkschaft nun schon um einen Abschluss des Kollektivvertrages in der Metallbranche. Die Fronten sind extrem verhärtet. Während die Gewerkschaften am Montag eine Vertiefung der Streiks angekündigt hatten, zeigte sich die Arbeitgeberseite am Mittwoch zwar verhandlungsbereit, sprach aber auch eine deutliche Warnung aus: „Klar ist, dass die Streikenden für die Zeit der Arbeitsniederlegung keinen Lohn erhalten, dafür sind die Gewerkschaften zuständig. In jedem Fall bedeutet dies für die Streikenden Lohneinbußen!“

Reinhold Binder, Verhandlungsführer der Arbeitnehmer bei den Metaller-Kollektivvertragsverhandlungen, spriach im krone.tv-Interview Klartext: „Letzte Woche waren 90.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in 270 Betrieben an den Warnstreiks beteiligt, das waren so viele Betriebe, wie noch nie. Und nun, wo die Streiks ausgeweitet werden, sind des noch mehr. Es entsteht damit die größte Streikbewegung der letzten 40 Jahre".

Metaller-Streiks: „Größte Streikbewegung seit 40 Jahren“

Arbeitgeberseite droht Streikenden mit Anzeigen
Was die aktuelle Streikwelle betrifft, vertritt die Arbeitgeberseite naturgemäß eine andere Position. „Wir treten den Streiks mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln entgegen. Jede Form von unzulässiger Behinderung oder Blockade wird zur Anzeige gebracht“, betonte Stefan Ehrlich-Adám, der Verhandlungsführer für den Fachverband Metalltechnische Industrie (FMTI), am Mittwoch auf einer Pressekonferenz.

Dass es Lohneinbußen für Streikende gibt, müssten die Gewerkschaften auch aktiv kommunizieren, „damit die Beschäftigten keine böse Überraschung erleben, wenn am Ende des Monats die Lohnabrechnung kommt“.

„Unser Angebot steht, wir sind jederzeit verhandlungsbereit“
FMTI-Obmann Christian Knill ergänzte: „Wir lassen uns von weiteren Streiks und Machtdemonstrationen nicht beeindrucken. Eine Lösung werden wir nur am Verhandlungstisch finden, nicht auf der Straße und nicht in den Betrieben. Unser Angebot steht und wir sind weiterhin jederzeit verhandlungsbereit.“

Arbeitgeberseite bietet im Schnitt 8,2 Prozent Lohnerhöhung
Auch Ehrlich-Adám zeigte sich im Ringen um einen KV-Abschluss verhandlungsbereit: „Wir bieten weiterhin im Schnitt 8,2 Prozent Lohn- und Gehaltserhöhung, für die unteren Beschäftigungsgruppen würde das bis zu 12 Prozent mehr Lohn bedeuten. Das ist ein fairer und ausgewogener Vorschlag. Bei der aktuellen Inflation von 5,4 Prozent würde dieser Abschluss für viele Beschäftigte eine deutliche Stärkung der Kaufkraft bringen.“

Allerdings sind in diesen Erhöhungen auch Einmalzahlungen inkludiert, die die Gewerkschaften ablehnen, weil sie bei den nächstjährigen KV-Verhandlungen nicht schlagend würden. Die Arbeitgeber finden es „grotesk“, dass die Gewerkschaften für eine KV-Erhöhung streiken, wenn ohnehin drei von vier Beschäftigten bei den Vorschlägen der Arbeitnehmervertreter ein Lohnplus von 11,6 Prozent hätten. „Die Arbeiter streiken für die Höherverdiener“, meinte Ehrlich-Adám. 

Der FMTI zeigt sich also verhandlungsbereit, allerdings haben die Gewerkschaften PRO-GE und GPA erst nächste Woche Donnerstag Zeit für die dann schon achte Gesprächsrunde für den KV 2024. Mittlerweile hätten die Arbeitgeber bereits zehn Vorschläge gelegt, von den Arbeitnehmervertretern seien bisher erst zwei gekommen. Zuletzt hatte die Gewerkschaft ihre Forderung nach 11,6 Prozent Lohnerhöhung auf 10,6 Prozent reduziert.

Zitat Icon

Die Arbeiter streiken für die Höherverdiener.

FMTI-Chefverhandler Stefan Ehrlich-Adám

KV gilt weiter 
Gleichzeitig verwies Ehrlich-Adám darauf, dass der Kollektivvertrag unbefristet gilt. „Es gibt also keine zeitlichen Einschränkungen, auch die laufenden Löhne und Gehälter sind von den Verhandlungen unbeeinflusst. Denkbar ist aber, dass der FMTI im Falle von fortlaufenden Blockaden durch die Gewerkschaften den Unternehmen empfiehlt, zur Unterstützung der Beschäftigten auf betriebliche Lösungen zu setzen.“ Er und Knill verwiesen gleichzeitig auf die „schwierigen und komplexen Rahmenbedingungen“ der heurigen Lohnrunde.

Rezession in der Industrie
Die gesamte Industrie befinde sich derzeit in einer Rezession, auch die Metalltechnische Industrie sei davon massiv betroffen. „Im ersten Halbjahr 2023 verzeichnete sie einen Rückgang der Produktion von rund 6 Prozent, die Auftragseingänge gingen sogar um 18 Prozent zurück. Fast jedes dritte Unternehmen erwartet heuer einen Verlust. Auch das gesamtwirtschaftliche Umfeld ist negativ“, betonte Knill.

Ihm zufolge seien mehr als 85 Prozent der Betriebe Familienbetriebe und mittelständisch strukturiert (KMU), im Schnitt würden diese 100 Mitarbeiter beschäftigen. „Entsprechend unterschiedlich ist auch ihre wirtschaftliche Entwicklung, das müssen wir in den KV-Verhandlungen berücksichtigen. Wir können nicht die erfolgreichsten Unternehmen als Maßstab nehmen, sondern müssen alle Betriebe der Branche mit ihren sehr unterschiedlichen Voraussetzungen und Herausforderungen mitnehmen“, so Knill.

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