Didi Tunkel bleibt dem Burgenland-Tourismus weitere fünf Jahre als Geschäftsführer treu. Das Multitalent sprüht vor Tatendrang.
Schon im Sommer 2020 hatte Didi Tunkel bei den Hearings großen Eindruck hinterlassen. Dem Prozedere musste sich die einstige „Summer Splash“-Ikone wieder stellen. Wie jeder der vier Mitstreiter – zwei davon Frauen – bewarb sich der 52-Jährige als Geschäftsführer des Burgenland-Tourismus aufs Neue. Die Kommission entschied sich klar für den Vollprofi mit Unternehmergeist.
„Krone“: Gratulation zur Wiederbestellung! War für Sie von Anfang an klar, sich für weitere fünf Jahre bewerben zu wollen?
Didi Tunkel: Wäre ich vor zwei Jahren gefragt worden, hätte ich gesagt „mission completed“. Die Burgenland-Tourismus-GmbH war ab diesem Zeitpunkt top aufgestellt und ein funktionierendes Unternehmen. Für mich hätte es damals geheißen, ab in die Privatwirtschaft! Diverse Angebote haben mich sehr gefreut.
Was hat Sie umgestimmt?
Einerseits hat mich das enorm positive Feedback von vielen touristischen Stakeholdern im Land überzeugt, andererseits will ich das, was wir in den vergangenen fünf Jahren umgesetzt und aufgebaut haben – und das war sehr viel – weiterentwickeln.
Sie sagen, viel umgesetzt. Was sehen Sie als Ihre größten Leistungen in der ersten Funktionsperiode?
Man bräuchte fünf Seiten in der „Krone“, um alles aufzulisten, was wir erreicht haben. Die größte Leistung für mich persönlich war sicher, dieses hoch motivierte und kompetente Team im Burgenland-Tourismus zu formieren. Gemeinsam mit den Geschäftsführern der drei Tourismusverbände und deren Crews ist die GmbH eine leistungsstarke Truppe geworden. Um einen Vergleich mit der Privatwirtschaft zu bringen: Ich hatte einen „Sanierungsfall“ übernommen und führe nun ein Unternehmen, das ein Vorzeigebetrieb und viel wert ist.
Welche inhaltlichen Akzente sind hervorzuheben?
Besonders wichtig war die Umsetzung einer schlanken, effizienten Tourismusstruktur auf Basis eines neuen Tourismusgesetzes, die Einführung eines digitalen Meldewesens und die Erarbeitung der Tourismusstrategie 2030. Dazu kamen eine einheitliche, landesweite Gästekarte, die „Burgenland Card“, mit öffentlichem Verkehr integriert, und unsere Mitarbeiter-Card für alle 7200 im Tourismus Beschäftigten.
Wie wichtig ist Nachhaltigkeit in der Berufssparte?
In 14 Monaten harter Arbeit ist es gelungen, das ganze Bundesland mit dem österreichischen Umweltzeichen und dem internationalen Zertifikat, TourCert, punkto Nachhaltigkeit zertifizieren zu lassen. Bislang gab es in Österreich lediglich acht Regionen mit 48 Gemeinden, wir haben es auf einen Schlag bei drei Regionen mit 171 Gemeinden geschafft. Da haben sich viele wieder gefragt, wie macht das der Burgenland-Tourismus?
Wie steht es um vielversprechende Kooperationen?
Das vernetzte Arbeiten war mir von Anfang an wichtig. So kooperieren wir hervorragend mit den Kulturbetrieben Burgenland, den sechs Naturparken, dem Nationalpark, den Beherbergungs- und Gastro-Betrieben, der Bildungsdirektion, der Wirtschaftsagentur und vielen mehr. Gemeinsam haben wir dasselbe Ziel und bringen mit vereinten Kräften mehr weiter.
Der Weintourismus wird ebenfalls neu aufgestellt. Wie läuft die Zusammenarbeit?
Der Weintourismus als eigene Einheit wird nur strukturell von einem Verein zur GmbH, um ihn als Tochterunternehmen der Burgenland-Tourismus-GmbH sauber in die Landesholding integrieren zu können.
Mit welchen Zielen?
Inhaltlich und operativ bleibt alles beim Alten. Die Zusammenarbeit mit dem Führungsduo Herbert Oschep und Christian Zechmeister funktioniert hervorragend. Wein bleibt mit Kulinarik, Kultur, den Thermen, dem Naturtourismus sowie den Aktivsäulen Radfahren und Wandern eine wichtige Stütze. Ein Ausbau ist geplant.
Was heißt das konkret?
Mir schweben etwa buchbare Wein- und Kulinarik-Touren entlang schöner Wander- und Radrouten vor, Winzer und Gastro-Betriebe sollen sich aktiv ins Angebot integrieren können. Oder die Einführung von Wein-Taxis, die Gäste von der Unterkunft zum Winzer und retour bringen.
Fünf Jahre Tourismuschef heißt fünf Jahre Zusammenarbeit mit dem Referenten, Landeshauptmann Hans Peter Doskozil. Ihr Resümee?
Die Touristiker im Land können sich glücklich schätzen, dass der Landeshauptmann selbst für diese Agenden verantwortlich zeichnet. Er hat stets ein offenes Ohr für neue Projekte, bringt selbst innovative Ideen ein und – ganz wichtig – er trifft Entscheidungen. Einziger Nachteil für mich: Er will die Umsetzung immer lieber schon gestern als morgen.
Was steht als Nächstes im Tourismus an?
Der Herbst steht vor der Tür. Wir wollen gezielt Wein und Kulinarik, Stichwort Martiniloben, bewerben. Gleichzeitig haben wir viel in das Thema „Pannonisch Wandern“ investiert. In jeder unserer drei Regionen gibt es fünf neue Themenwanderwege, die einheitlich beschildert sind. Im Südburgenland wird der Drei-Weinberge-Rundweg zum Vorzeigeprojekt. Die Wein- und Naturerlebnisse Csarterberg, Eisenberg und Deutsch Schützener Weinberg sowie die gastronomische Versorgung von Montag bis Sonntag auf 14,3 Kilometer sind einzigartig. Offizielle Eröffnung mit dem gleichzeitigen „Live-Erlebnis“ der heurigen Weinlese ist am 17. September.
Was ist langfristig geplant?
Wir finalisieren unter anderem die Camping-Strategie. Dieses touristische Segment wird immer wichtiger und passt in den nachhaltigen Tourismus. Ziel wäre, am Ende des Tages ein, zwei neue qualitativ hochwertige Campingplätze an heute noch „weißen Flecken“ im Land zu haben.
Was soll in der neuen Funktionsperiode anders werden?
Die ersten fünf Jahre waren geprägt vom Aufbau, sehr viel struktureller und strategischer Arbeit und fast unendlich vielen Meetings. Ich habe mir vorgenommen, künftig mehr Betriebe im Land zu besuchen und die Unternehmer dahinter kennenzulernen.
Und wo zieht es einen Tourismuschef hin, wenn er selbst Urlaub macht?
Mit meiner Familie und Freunden war ich diesen Sommer in Italien und in der zweiten Woche am schönsten Urlaubsort der Welt, zu Hause in Grafenschachen im Garten und am Fischteich.
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