Gusenbauer, Kurz & Co.

Benkos Seilschaften: Erst hofiert, nun ignoriert

Wirtschaft
05.11.2023 06:00

10,8 Mrd. Euro Schulden bei Signa Prime da, alle Freunde weg: Bis vor Kurzem war der Immobilienjongleur René Benko ein Liebling der Polit-Prominenz. Nun ist von seinem Glanz nicht mehr viel übrig, seine früheren Seilschaften schweigen betreten.

Im Jahr 2019 ist der Überflieger auch in Übersee gelandet. René Benkos Signa erwirbt mit einer US-Firma das Chrysler Building, ein weltbekanntes Immobilien-Schmuckstück in Manhattan – 319 Meter hoch. Ein Prestigeobjekt für 120 Millionen. Davor war man in Abu Dhabi. „Und dann haben wir dem dortigen Staatsfonds das Chrysler Building abgekauft“, sagte Benko. Er war auf dem Höhepunkt.

Hofiert von Wichtigen, auch aus höchsten Politikkreisen. Im Beirat seiner Signa Holding sind namhafte Banker, Berater, Ex-Kanzler Alfred Gusenbauer (SPÖ) sowie Ex-Vizekanzlerin Susanne Riess-Hahn (FPÖ). Sie lobte ihn noch neulich als „vorsichtigen und risikobewussten Finanzmanager“. Investoren und auch die EZB, die die Bankverbindlichkeiten prüft, sehen das anders.

Um den lange hochgelobten Investor wird es zunehmend still. Er muss sich zurückziehen. Eine Sanierung findet ohne ihn statt. Es wartet viel Arbeit. Jetzt wurde endlich die Bilanz 2022 der Signa-Prime-Gruppe bekannt, des größten Teilkonzerns. Sie weist Schulden von über 10,8 Milliarden Euro aus! Der Verlust 2022 betrug schon eine satte Milliarde. Ein enger Vertrauter Benkos ist auch Sebastian Kurz. Der ehemalige ÖVP-Kanzler war mit Benko im arabischen Raum, soll als Türöffner für Investoren fungieren. Es soll seit 2022 weitere Versuche gegeben haben.

Benko könne keine Fehler eingestehen
Doch wie geht es Benko? Offenbar sei sein größtes Problem, dass er keine Fehler eingestehen könne, hört man aus dem Investorenumfeld. Er hätte die eigene Vergangenheit aufarbeiten müssen. Das könne er aber nicht.

Es sei auch schwierig, eine 180-Grad-Drehung hinzulegen. „Benko ist stets auf ,es geht weiter‘ und Optimismus getrimmt.“ Dies sei toll in Phasen des Wachstums, aber nicht dann, wenn man ein Unternehmen sanieren müsse und die Banken keine Liquidität mehr bereitstellen. Die Sanierung sei noch zu schaffen, werde ein bis zwei Jahre in Anspruch nehmen. Wichtig sei laut Investoren-Umfeld, dass die Branche wieder Vertrauen in das Unternehmen bekomme. Seine Entmachtung habe er „professionell aufgenommen“. Gusenbauer, Vorsitzender des Signa-Beirats, wollte sich auf Anfrage nicht dazu äußern.

Törggelen und Putin: Erinnerungen verblassen
Es ist ein tiefer Fall. 2018 war Wladimir Putin in Wien zu Gast. Da stellte Sebastian Kurz wichtige Leute vor – darunter René Benko. Mit den Worten: „Einer der wichtigsten Unternehmer des Landes.“

Der Nimbus bröckelt. Das berühmte Törggelen, ein Südtiroler Erntedank-Fest, Magnet für Promis aus allen Bereichen, könnte ebenfalls ein Ende finden. Benkos Veranstaltungsort Park Hyatt in der Wiener Innenstadt soll ebenfalls zum Verkauf stehen.

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Ein Investor ist daran interessiert, dass das Geld, das er einsetzt, anständig verzinst wird. Da sind alle Investoren gleich. Und das hat Benko halt von Anfang an geschafft. Die Investoren haben immer gut verdient.

Alfred Gusenbauer, Altkanzler, in ORF-„Eco“, Juli 2022

Ausblick - Warum Benkos Exit ohne Alternative ist
Donnerstag wurde bekannt, dass wesentliche Signa-Investoren per Brandbrief den Rückzug des Gründers fordern. Freitag erhöhte Hans Peter Haselsteiner, der 15 Prozent an der Holding hält, den Druck. Samstag wurde im Investorenkreis noch immer über die Details des Exits verhandelt. Benko will, dass die Investoren erneut Geld nachschießen, um einen Konkurs der Gruppe zu verhindern - und nebenbei Haftungen loszuwerden. Aus Sicht der Geldgeber wiederum ist der Ausstieg des Tirolers zwingend notwendig, damit in der Signa endlich Transparenz einziehen und der Sanierer Arndt Geiwitz seine Aufräumarbeit aufnehmen kann.

Warum ist Benkos Ausstieg alternativlos?
Zieht er sich nicht zurück, droht ein Konkurs-Domino in vielen der über 1000 Signa-Gesellschaften. In jeder insolventen Gesellschaft müsste ein Masseverwalter das Vermögen (häufig Liegenschaften) verwerten. Vor allem müsste der Masseverwalter aber die Zahlungsströme und Vermögensverschiebungen zwischen den Signa-Gesellschaften prüfen. Und da hat Benko in der kürzlich abgewickelten Kika/Leiner-Insolvenz feststellen müssen, dass Masseverwalter, Gläubigerausschüsse und Konkursrichter relativ humorlos sind, wenn es um Haftungen geht. Bei Kika/Leiner muss Signa 20 Millionen nachschießen.

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