Gefahr nicht geahnt

Unfall in Alu-Werk: Kollege schaltete Ofen irrtümlich ein

Salzburg
11.03.2012 20:53
Die Ursache für den schrecklichen Hitzetod zweier Arbeiter in einem Ofen im Aluminiumwerk der SAG in Lend im Salzburger Pinzgau ist geklärt: Es war eine besonders tragische Verkettung unglücklicher Umstände. Ein Kollege hatte – nicht wissend, dass jemand im Ofen ist – den Einschalt-Knopf betätigt. Unbemerkt nahm das Drama daraufhin seinen Lauf.

In der Nacht auf Samstag meldete sich ein SAG-Mitarbeiter, ein sogenannter Ofenwerker, bei der Polizei, weil er noch einmal zum Unfall von Donnerstag aussagen wollte. Dabei stellte sich heraus, dass er unwissend das Unglück ausgelöst hatte.

Der Mann hatte Donnerstag früh im Werk III bemerkt, dass sich beim Vorwärm-Ofen 1 eine Metallplatte gelöst hatte. Er entfernte diese mit dem Stapler aus dem Inneren, stellte sie daneben ab und meldete den Schaden, während er die übrigen Öfen schloss und damit die Aufheizphase einleitete.

"Zeitpunkt war nicht vereinbart"
Der Schichtführer schickte daraufhin – wie berichtet (siehe Infobox) – die beiden Arbeiter Reinhard P. (55) und Bernhard J. (48) in den Rohmetall-Vorwärmofen, um ein heruntergefallenes Blech zu montieren. "Ein genauer Zeitpunkt war nicht vereinbart", zitierte am Montag Polizei-Sprecher Anton Schentz aus dem Erhebungsbericht der Kriminalisten.

Als der Ofenwerker gegen 9 Uhr zum Ofen zurückkehrte, stand die Metallplatte noch immer daneben. Da er weder Menschen noch Werkzeug in der Nähe sah und auch keine Meldung erhalten hatte, dass sich jemand im Ofen befindet, schloss er vom Hubstapler aus per Fernbedienung die 28 Zentimeter dicke Schiebetüre und leitete das Aufheizen ein - die 700 Grad heiße Abluft vom Schmelzofen strömte in den abgeriegelten Raum. Die Männer verbrannten hilflos. Ihre Leichen waren bis zur Unkenntlichkeit verkohlt.

Arbeiter aktivierten Sicherheitsstufen nicht
Laut SAG hatten die beiden Mitarbeiter keine der vier Sicherheitsstufen aktiviert: So muss erstens die Kammer komplett elektrisch abgeschaltet und am Schlüsselschalter ein Vorhängeschloss angebracht sein; zweitens muss der Betrieb auf "manuell" geschalten sein, womit er nicht von außen per Fernbedienung aktiviert werden kann; drittens müssen Wartungsarbeiten generell deutlich sichtbar - etwa mit Warnhinweisen oder Schildern - gekennzeichnet sein, und viertens muss das Wartungsteam einen Bolzen anbringen, der das vollständige Schließen der Türe und damit das Anfahren des Einschaltmechanismus verhindert.

"Er ging davon aus, die Wartung sei abgeschlossen"
Da die beiden Männer keinerlei Werkzeug bei sich hatten, geht die Polizei davon aus, dass sie gar nicht zur Reparatur in den Ofen gestiegen waren, sondern nur kurz, um den Schaden zunächst zu begutachten. Offenbar genau in diesem Augenblick dürfte der Kollege das Tor geschlossen und per Fernbedienung den Erhitzungsknopf gedrückt haben. "Es kann sich da maximal um eine Minute gehandelt haben", so Schentz.

"Er ging davon aus, die Wartung sei abgeschlossen. Er machte seinen Job, da er kein Warnschild sah und sich die Türe routinemäßig verschließen ließ", erklärte dazu Vorstandsmitglied Karin Exner-Wöhrer.

Bei Einhaltung der genannten Sicherheitsstufen wäre laut Exner-Wöhrer ein derartiger Unfall ausgeschlossen. "Einer der verstorbenen Kollegen hat 1971 seine Lehre bei uns begonnen und war ein sehr erfahrener Schlosser, ein profunder Kenner aller Sicherheitsmaßnahmen, und er hat alle Schulungen regelmäßig absolviert. Wir wissen nicht, warum er mit seinem jüngeren Kollegen die Vorwärmkammer betrat und keine der vier Sicherheitsstufen aktivierte."

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