Die heimische Rübenernte hat begonnen: Man kam heuer dank Witterung mit einem blauen Auge davon. In den nächsten Wochen werden vermehrt Traktoren mit Anhängern voller Rüben auf den Straßen zu sehen sein. Zeit für einen Rübengipfel mit Bilanz und bittersüßem Ausblick und scharfer Kritik an der „heuchlerischen Doppelmoral der EU“.
Niederösterreich ist das Land der Zuckerrübe. Die einzigen zwei Zuckerfabriken der Agrana stehen hier – in Tulln und Leopoldsdorf. Der Marktpreis für die süße Feldfrucht ist derzeit hoch, was Bauer und Verarbeiter freut. Auch für nächstes Jahr werden hohe Gelderträge prognostiziert.
An Katzen erlaubt, auf Feldern nicht
Im Gegensatz zum Preis werden die Rahmenbedingungen für Landwirte der Heimat aber weitaus härter – vor allem durch das heuer erstmals exekutierte EU-Verbot, Neonicotinoide (kurz: Neonics) bei der Feldarbeit einzusetzen, obwohl sich ein Stoff derselben Gruppe auch breitest in Katzenhalsbändern wiederfindet. Auch mit den Neonics taten sich die heimischen Agrarier bereits im Kampf gegen Schädlinge, wie den Rübenderbrüssler und Co., schwer: In den letzten Jahren sorgten mildere Winter und trockenere Frühjahre für die Vernichtung von tausenden von Hektarn Rübenfläche.
Glück mit schädlingseindämmender Witterung
Heuer – erstmals ohne Neonics – kam man mit blauem Auge davon, weil die feucht-kühle Witterung die Schädlingsverbreitung eindämmte. Trotzdem fraß das Ungeziefer etwa 5.000 Hektar an Rübenfeldern kahl. Und das trotz intensiver Pflegemaßnahmen. Immerhin gelang es durch Wiederanbau, 36.000 Hektar zu retten. Eine Vollauslastung der Zuckerfabriken liegt aber bei mindestens 38.000 Hektar oder drei Millionen Tonnen Rüben, erklärt Josef Eisenschenk, Geschäftsführer von Agrana Zucker. Für die heimische Versorgung will man nun verstärkt forschen.
Offene Tore für Länder mit weit geringeren Standards
„Diese heuchlerische Doppelmoral kann wohl nicht im Sinne der EU sein! Hier hängt man sich das grüne Mändelchen mit Verboten um, gleichzeitig öffnet man das Tor für Importe aus Regionen, die bei weitem nicht den Produktionsstandards der EU entsprechen“, prangert Ernst Karpfinger, Präsident der Österreichischen Rübenbauern an.
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