Patrick Budgen:

Darum hat der ORF-Star als Bestatter gearbeitet

Adabei Österreich
17.10.2023 08:24

ORF-Star Patrick Budgen ist eine der nettesten Plaudertaschen im ORF-Fernsehen. Gut gelaunt begrüßt er das Publikum morgens in „Guten Morgen Österreich“. Da kommt man kaum auf die Idee, dass Friedhöfe für ihn eine Art Relax-Zone sind - Natur, Ruhe, für die Seele angenehm seien sie, sagt er. 

Auch als Bestatter hat er schon gearbeitet. Für einen Tag zumindest. Für seinen ersten Krimi, der am Wiener Zentralfriedhof spielt. 

Wir treffen uns an einem der ersten kühleren Herbsttage am Hietzinger Friedhof. Es ist 12 Uhr mittags, nicht Mitternacht und die Sonne scheint. So gemütlich hatten wir uns das Friedhofs-Interview nicht vorgestellt. Aber, das Ambiente passt. Budgen fühlt sich sichtlich wohl zwischen den Grabsteinen und Mausoleen. Hier fanden Gustav Klimt, Katharina Schratt oder Franz Grillparzer ihre letzte Ruhestätte. 

Nach „Schluss - mit lustig“, einer Sammlung Wiener Begräbnisgeschichten und seinem autobiografischen Werk „Einsiedlerkrebs", in dem Budgen über seine Krebserkrankung geschrieben hat, kommt am Samstag sein erster Kriminalroman „Die Holzpyjama-Affäre“ - möglicherweise sogar der erste einer ganzen Reihe - in die Buchläden.

Verleger war nicht begeistert
„Es ist wirklich lustig, ich bin eigentlich kein esoterischer Mensch, aber ich bin eines Tages in der Früh aufgewacht und habe mir gedacht, ich möchte einen Zentralfriedhofs-Krimi schreiben“, gesteht er lachend. „Vielleicht war ich zu oft am Friedhof für das letzte Buch, ich weiß es nicht. Aber das war wirklich so ein ganz deutlicher Wunsch, das zu machen.“ Er liebe Krimis.

Sein Verleger hingegen war gar nicht angetan, als er ihn zu Silvester über seinen Plan informierte. Der habe ihm gesagt: „Patrick, mach das nicht, es gibt genug schlechte Krimis. Mach das nicht.“

Doch der „Bei Budgen“-Moderator blieb stur, insistierte und „behirnte“. „Ich hab dann gemeinsam mit einer Dramaturgin den Plot erarbeitet und die Figuren und ich glaube, es ist ein spannender und lustiger Krimi herausgekommen.“ Fand auch sein Verleger: „Er hat gesagt, gut, dass ich dir das nicht ausreden konnte.“

Es geht um einen ehemaligen Journalisten namens Alexander Toth, der sozusagen im Dauerstress ist, auf der Jagd nach Schlagzeilen, nach Geschichten und irgendwann wird ihm einfach alles zu viel. Er steht kurz vorm Burn-out und denkt sich, er möchte einfach ein ruhigeres Leben finden und ein Freund sagt ihm dann, es gibt eine offene Stelle beim Zentralfriedhof als Bestatter und er wird dann Bestatter.

Kunden reden nicht zurück
„Geregelte Arbeitszeiten, Kunden, die nicht zurück reden können, kein Twitter, kein Social Media, einfach ein angenehmes Leben“, schildert Budgen. Wie das Leben so spielt, kommt es in seinem Krimi dann aber ein wenig anders. Eine Frau fährt vor, mit einem Toten auf der Rückbank und erklärt, der alte Mann sei im Urlaub gestorben, seiner besten Freundin am Zentralfriedhof, der einzigen Sargträgerin am Friedhof, kommt das komisch vor und plötzlich sind sie mitten im Ermitteln, die Bestatter.

„Mir war wichtig, dass es ein unterhaltsames Buch ist und dass es spannend ist und dass man bis zum Schluss nicht draufkommt, wer es war“, sagt er.

„Ich hab dann auch für das Buch einen Tag lang Bestatter gespielt“, erzählt er. „Ich war von früh bis spät unterwegs mit den Bestattern. Von der Kühlkammer, wo man die Särge rausholt, über das Kontrollieren der Leichen, über das Aufbahren. Wie sie ihre Mittagspause verbringen, was sie miteinander reden, wie der trockene Schmäh dort läuft. Viel von diesem wahren Geschehen ist in das Buch geflossen.“

Zitat Icon

Friedhöfe sind ein wahnsinnig schöner Arbeitsplatz. Es ist ruhig, man ist in der Natur, man sieht Tiere und es ist, glaube ich für die Seele ganz angenehm, dieser Ort.

Patrick Budgen über den Beruf des Bestatters

Er hegt große Bewunderung für Menschen, die diesen Beruf ausüben. „Ein wahnsinnsanspruchsvoller Job“, sagt er und fügt hinzu: „Hut ab vor diesen Menschen, die das machen, die tagtäglich mit dem Leid konfrontiert sind und das geht einem natürlich auch nah. Man kann da gar nicht so eine Schutzschicht aufbauen.“

Für ihn ist es aber ein „wahnsinnig schöner Arbeitsplatz. Es ist ruhig, man ist in der Natur, man sieht Tiere und es ist, glaube ich, für die Seele ganz angenehm, dieser Ort."

Mehr auf eigene Bedürfnisse achten
Auf die eigene Work-Life-Balance angesprochen, wird Budgen ernst. „Da hat die Krankheit schon etwas mit mir verändert.“ Im Frühling 2020 erhielt er die Diagnose Lymphdrüsenkrebs. Zeitgleich mit der Pandemie begann seine Chemotherapie. Heute ist er gesund, sitzt vital, kraftvoll und, was wohl das wichtigste ist, tiefenentspannt am Hietzinger Friedhof.

Er resümiert: „Ich war immer einer, der rund um die Uhr gearbeitet hat, immer erreichbar war, immer auf Twitter war, das mach ich immer noch, muss ich sagen. Das kann man sich leider nicht ganz abgewöhnen. Aber, ich höre jetzt ein bisschen mehr auf meine Bedürfnisse und wenn ich merke, ich bin müde oder ich kann nicht mehr, dann hör ich auf und sag das auch. Das ist, glaube ich, das wichtigste, dass man das artikuliert. Das wird vom Umfeld und von den Chefs eh oft verstanden, aber man muss es halt sagen.“

Fakten

Zur Person:
Patrick Budgen, Sohn eines Engländers und einer Halbfranzösin, wuchs in Wien auf. Seit 2005 arbeitet er für den ORF. Derzeit moderiert er das Frühstücksfernsehen „Guten Morgen Österreich“ und hat mit „Bei Budgen“ jeden Samstag einen wöchentlichen Talk mit spannenden Persönlichkeiten. Der sportbegeisterte Vollblutjournalist und Katzenliebhaber lebt und arbeitet in Wien.

Das sei etwas, was er gelernt habe, „einfach auch mal nein zu sagen und ich arbeite trotzdem noch genug“. Weise Worte ...

„Die Holzpyjama-Affäre“ erscheint am 21. Oktober.

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(Bild: kmm)



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