Alternativen gefragt

Menschen vertrauen Gesundheitssystem weniger

Österreich
30.09.2023 06:00

Lange Wartezeiten auf Termine, Ärzte am Limit - mehr und mehr Beitragszahler fühlen sich im Stich gelassen, schließen Privatversicherungen ab.

Wochenlange Wartezeiten für einen Termin beim Kassenarzt trotz quälender Schmerzen oder verdächtiger Symptome – endlich im Wartezimmer angelangt, wird der Patient in ein paar Minuten abgefertigt, fühlt sich allein gelassen, obwohl er einen beachtlichen Teil seines Lohns Monat für Monat in die Kassa der Sozialversicherung einzahlt.

Die Mehrheit davon sieht Akupunktur, Homöopathie, Bachblüten oder TCM als optimale Ergänzung zur Schulmedizin (Bild: stock.adobe.com)
Die Mehrheit davon sieht Akupunktur, Homöopathie, Bachblüten oder TCM als optimale Ergänzung zur Schulmedizin

Unser Gesundheitssystem, einst Meilenstein österreichischer Sozialpolitik, pfeift aus dem letzten Loch. Schon jetzt spüren die Beitragszahler, dass immer mehr Leistungen gestrichen werden. Denn steigende Ausgaben stehen bedingt durch den demografischen Wandel sinkenden Einnahmen gegenüber. Das lässt wiederum die Privatversicherungen jubeln.

Denn das Interesse an privater medizinischer Vorsorge steigt – früher eher etwas für Menschen mit Topeinkommen, heute immer mehr von Durchschnittsverdienern unter 35 Jahren gewählt. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Umfrage der Wiener Städtischen, durchgeführt vom Gallup Institut.

Hier sehen Sie eine Grafik zu den Gründen für eine private Gesundheitsvorsorge.

(Bild: Krone Kreativ (Quelle: Wiener Städtische/Vienna Insurance Group))

Während im Vorjahr noch 32 Prozent eine private Versicherung strikt abgelehnt haben, sind es 2023 nur noch 26 Prozent. Mittlerweile hat knapp jeder Zweite eine Privatarzt- oder Sonderklasseversicherung, viele sogar beides. Denn das Vertrauen der Österreicher in das staatliche Gesundheitswesen sinkt rapide, die Angst der Bürger steigt.

Großes Vertrauen in die asiatische Heilkunst 
Selbst die klassische Schulmedizin muss Federn lassen. So sehen mittlerweile drei von vier Befragten die Alternativ- beziehungsweise Komplementärmedizin als Teil der gesundheitlichen Versorgung in unserem Land. Mehr als die Hälfte hat bereits Erfahrungen mit Behandlungen dieser Art, knapp ein Fünftel hat eine innerhalb der vergangenen 12 Monate in Anspruch genommen.

Zitat Icon

Bei 37 Prozent der Befragten ist das Interesse am Abschluss einer Privatversicherung in den vergangenen zwölf Monaten gestiegen.

Sonja Steßl, Vize-Generaldirektorin der Wiener Städtischen (Bild: MARLENE FROEHLICH LUXUNDLUMEN)

Sonja Steßl, Vize-Generaldirektorin der Wiener Städtischen

Die Mehrheit davon sieht Akupunktur, Homöopathie, Bachblüten oder TCM als optimale Ergänzung zur Schulmedizin. Ein Sechstel zieht überhaupt die alternativen Heil- oder Präventionsmethoden den klassischen Behandlungen vor.

Doch es gibt einen Unterschied zwischen den Geschlechtern. Während Frauen eher zu homöopathischen Mittelchen oder Bachblüten greifen, setzen Männer auf Reize durch Nadelstiche. Sie bevorzugen die Akupunktur.

Homöopathie (Bild: stock.adobe.com)
Homöopathie

Männer holen bei gesunder Ernährung und Sport auf
Am häufigsten wird bei Nacken- und Rückenproblemen ein Komplementärmediziner konsultiert, gefolgt von Stressauswirkungen und Magen- und Darmbeschwerden. Bei Kindern vertrauen vor allem Mütter auf alternative Heilmethoden, speziell dann, wenn es um Allergien ihrer Sprösslinge geht. Das starke Geschlecht holt seit der Corona-Pandemie übrigens in Sachen Gesundheitsbewusstsein auf. Dazu gehören gesunde Ernährung und Sport.

Zurückhaltung bei mentalen Problemen
Insgesamt fühlen sich Herr und Frau Österreicher körperlich fit. Immerhin bewerten 60 Prozent der Studienteilnehmer ihren aktuellen physischen Gesundheitszustand mit Sehr gut oder Gut. Geht es um mentale Probleme, sind die Österreicher zurückhaltend. Immer noch fällt es ihnen leichter, über einen gebrochenen Fuß zu sprechen als über psychische Probleme. Dabei herrscht die Ansicht: Das kann ich selbst regeln.

Kinder sind durch die Auswirkungen der Pandemie weiter mental belastet. Der Anteil der Mädchen und Buben, die aus Sicht ihrer Eltern aktuell psychisch belastet sind, beträgt 39 Prozent.

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare
Eingeloggt als 
Nicht der richtige User? Logout

Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.



Kostenlose Spielechevron_right
Vorteilsweltchevron_right