Die Kosten für die Gesundheitsversorgung in Österreich explodieren und das obwohl immer mehr Menschen für medizinische Leistungen ins eigene Geldbörsel greifen. Innerhalb von nur zwei Jahren sind die Gesundheitsausgaben um mehr als 17 Prozent gestiegen.
Um die Finanzierung des Systems wird derzeit heftig zwischen Bund und Ländern gerungen. Bei einem Treffen der Landesgesundheitsreferenten mit Sozialminister Johannes Rauch (Grüne) gab es zuletzt keinerlei Fortschritt. Der größte Streitpunkt ist und bleibt das Geld.
Minister Rauch warnte schon Anfang des Jahres
Der Bund hat den Ländern und der Sozialversicherung mehr als zwei Milliarden Euro pro Jahr zusätzlich für Gesundheit und Pflege angeboten. Gesundheitsminister Johannes Rauch von den Grünen verlangt im Gegenzug Reformen. Er hatte Anfang des Jahres im „Krone“-Interview davor gewarnt, dass „das System an die Wand fahren wird, wenn es nicht reformiert wird“.
Geplant ist eine Strukturreform nach dem Grundsatz „digital vor ambulant vor stationär“. Anstatt in Spitalsambulanzen sollen Menschen von niedergelassenen Kassenärzten versorgt werden. Eine erste Abklärung soll zukünftig digital stattfinden - telefonisch über die Gesundheitshotline 1450, per Chat oder per App.
Bereits seit einem halben Jahr wird verhandelt
Bund und Länder verhandeln bereits seit einem halben Jahr. Der Bund habe dabei eine Reihe von Maßnahmen vorgeschlagen, sagt Rauch. Darunter die Stärkung des niedergelassenen Bereichs mit zusätzlichen Kassenstellen vor allem in der Primärversorgung, mehr Angebot zu Randzeiten und am Wochenende, inklusive einer Modernisierung des Honorarkatalogs. Darüber hinaus ist der Ausbau von Fachambulanzen in den Spitälern und ausgelagerten Spitalseinheiten geplant, um eine stationäre Behandlung von Patienten zu vermeiden.
Die Länder wollen aber vor allem mehr Geld. „Wir sind uns bei Reformschritten sehr einig. Aber es gibt noch Unstimmigkeit bei der Finanzierung“, sagt die Kärntner Landesrätin Beate Prettner (SPÖ) als Vertreterin des aktuellen Vorsitzlandes im Gespräch mit der „Krone“.
Die Finanzbelastung habe sich in den letzten Jahren zu Ungunsten der Länder verschoben. In manchen Ländern sind 50 bis 60 Kassenstellen nicht besetzt, die Patienten weichen auf die Ambulanzen aus. Es gibt damit eine Belastungs- und Finanzierungsverschiebung. „Wir haben alleine für die Infrastruktur einen Kostenanstieg um 20 Prozent (Baukosten) im Vergleich mit der Zeit vor der Pandemie. Bei onkologischen Medikamenten gibt es einen Kostenanstieg von rund 220 Prozent. 2010 haben wir in Kärnten in den Landeskrankenanstalten rund 8,4 Millionen bezahlt, jetzt 26,5 Millionen Euro. Und das ist nur ein Beispiel von vielen“, so Prettner.
„Die Länder geben für alle Spitalsambulanzen in ganz Österreich 3,5 Milliarden Euro aus. Wir bräuchten zusätzlich eine Milliarde, der Bund bietet nur 450 Millionen Euro. Damit können wir nicht mal den Kostenanstieg abdecken. Wir erwarten enorme Gehaltssteigerungen“, erklärt Prettner.
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