Weil seit Wochen kein Durchfahren mehr möglich ist, gehen die Ungarn nun auf die Barrikaden. Sie fühlen sich im Stich gelassen und üben Kritik.
Die Vorgeschichte ist bekannt: Weil Schattendorf massiv unter dem Durchzugsverkehr der ungarischen Pendler leidet, entschloss sich die Gemeinde eine Fußgängerzone mit Pollern an der Grenze zu schaffen, welche nur mit Ausnahmegenehmigung befahren werden darf. Unbekannte zerstörten jedoch die Laser zur Vignettenkontrolle, seither ist gesperrt.
Weiter Umweg notwendig
Die Ungarn sind wenig überraschend verärgert. Am Sonntag kam es zu einer Kundgebung direkt am Grenzübergang, an der rund 60 Personen teilnahmen. Sie sehen unter anderem das Schengenrecht verletzt und fordern freie Fahrt. Sie hätten sich an Stellen in Österreich und Ungarn gewandt, aber niemand fühle sich zuständig, erklärt eine Frau bei der Demo. 80 Prozent der Agendorfer würden in Österreich arbeiten, sagt Ferenc Tauber, der selbst aus Agendorf stammt. Seine Frau müsse nun 50 Kilometer Umweg fahren, um ihre Ärztin in Schattendorf zu besuchen.
„Was ist das für eine Fußgängerzone?“
Bis heute habe kein einziger Agendorfer eine Durchfahrtsgenehmigung erhalten. „Es ist völlig unklar, wer darüber entscheidet und nach welchen Prinzipen“, so Tauber. Auch die Fußgängerzone selbst wird von den Demo-Teilnehmern kritisiert. Man frage sich, was das für eine Fußgängerzone sein solle, ohne Geschäfte oder Kaffeehäuser. Und: Die Poller würden nur auf der Seite Richtung Ungarn stehen. „Die Ungarn sind ein friedfertiges Volk, aber das hier ertragen sie nicht mehr so leichtfertig“, sagt Tauber.
Öffis statt mit dem Auto
Bürgermeister Thomas Hoffmann betont erneut, dass die derzeitige Lösung den gesetzlichen Rahmenbedingungen entspricht. Er verweist darauf, dass es in Sopron einen Bahnhof mit Verbindungen ins Burgenland gibt. Ungarn sei aufgerufen, wie das Burgenland den öffentlichen Verkehr auszubauen, um den Pendlern eine Alternative zum Auto zu bieten. Dann brauche man auch nicht mehr darüber nachdenken, ob man bei Schattendorf fahren darf oder nicht.
Sperre bis Mitte Oktober
Zum Ausstellen der Durchfahrtsgenehmigungen habe die Gemeinde sechs Monate Zeit. Außerdem sei es wenig zielführend, die Bescheide auszustellen, solange die Technik nicht repariert sei. Das soll voraussichtlich Mitte Oktober erfolgen. Die Poller seien an der Stelle angebracht, damit die Einfahrt beim Pflegestützpunkt für Einsatzfahrzeuge frei passierbar bleibe. „Ich appelliere auch an die Ungarn, bei der Wortwahl abzurüsten“, so Hoffmann.
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