Kopftuchverbot im Landesdienst, scharfe Kritik an dem Erdogan-engsten Imam in Wien und Vorwürfe religiöser Einflussnahme aus dem Ausland – die Debatte rund um gelingende Integration ist wieder voll entbrannt. Doch was bedeutet das für den Alltag in Österreich? Wie kann Integration funktionieren, wenn kulturelle und religiöse Prägungen aus dem Herkunftsland mit den hiesigen Werten kollidieren?
Der jüngste Besuch von Ali Erbaş, Chef der türkischen Religionsbehörde Diyanet und engster Vertrauter von Präsident Erdoğan, hat die Frage nach religiöser Einflussnahme auf Muslime in Österreich neu entfacht. Der Imam traf sich mit der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ), unterzeichnete ein Kooperationsabkommen – und sorgte für politische Kritik. Integrationsministerin Claudia Plakolm zeigte sich empört: Wer Intoleranz importiere, sei „nicht willkommen“. Gleichzeitig wurden in Niederösterreich Gesetze gegen islamistische Tendenzen verschärft – von Burkaverbot im Landesdienst bis zu höheren Strafen für „integrationsunwillige“ Eltern. Die IGGÖ sieht darin eine bedenkliche Entwicklung: Pauschalierungen würden Misstrauen säen und Muslime unter Generalverdacht stellen.
Strenge Regeln – oder mehr Verständnis?
Wie also gelingt Integration? Mit klaren Regeln, wie die Politik fordert – oder mit mehr Verständnis für religiöse Identität, wie es viele Muslime einmahnen? Kritiker warnen: Wenn Einfluss aus Herkunftsländern wie der Türkei durch religiöse Akteure wie Erbaş wächst, steht die Integration vor neuen Herausforderungen. Andere fragen sich, ob nicht gerade das ständige mit dem Finger zeigen und Pauschalisieren das Zusammenleben erst erschwert.
Kulturelle Prägung – ein Hindernis für Integration?
Integration bedeutet mehr als Deutschkurse oder Jobvermittlung – sie verlangt, gemeinsame Werte zu leben. Doch was, wenn in manchen Familien andere Werte gelten und diese von Einflussträgern aus den Herkunftsländern noch perpetuiert werden, etwa in Fragen von Gleichberechtigung, Gesetze oder Sexualität? Wie viel Anpassung ist zumutbar? Und was darf der Staat im Rahmen der Religionsfreiheit fordern?
Kann Integration gelingen, wenn religiöse und kulturelle Einflüsse aus dem Herkunftsland einer gegenteiligen Wertevermittlung Vorschub leisten? Oder schaffen gerade solche Spannungen Raum für eine offene Debatte über Identität und Zusammenleben? Braucht es mehr Konsequenz in der Integrationspolitik – oder mehr Empathie für unterschiedliche Lebenswelten?
Diskutieren Sie mit – wir freuen uns auf Ihre Meinung!
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.