Sieben Mädchen soll ein früherer Fußballtrainer begrapscht, mit einer 15-Jährigen sogar Sex gehabt haben. „Er hatte die Macht über die Spielerinnen. Schöner kann man das ja gar nicht mehr erfüllen“, so die Staatsanwältin über den Missbrauch des Autoritätsverhältnisses. Der ehemalige Vienna-Frauen-Trainer muss deswegen nun nicht rechtskräftig in Haft.
Er habe alle Entscheidungen getroffen, bezüglich der Mannschaft und somit auch der Zukunft der Mädchen. Genau das habe der ehemalige Vienna-Frauen-Trainer als Druckmittel eingesetzt. Der Fußballerinnennachwuchs soll deswegen Griffe zwischen die Beine, an die Brüste und unangebrachte Kommentare geduldet haben.
Laut Staatsanwaltschaft habe der 40-Jährige dadurch das Autoritätsverhältnis mit den Spielerinnen missbraucht: „Für viele dieser Mädchen war Fußball der wichtigste Bestandteil ihres Lebens!“
Berührungen „unabsichtlich“
Alles erfunden und gelogen, wenn es nach dem ehemaligen Frauen- und Mädchentrainer im Landesgericht Wien geht. Die Opfer seien zornig, weil sie nicht gut genug waren, in den Spielen nicht mehr eingesetzt wurden. Ein paar Berührungen habe es gegeben, die meisten aber unabsichtlich. Sexueller Natur waren sie aber auf gar keinen Fall.
Die Schilderungen der Spielerinnen fielen vor Gericht anders aus:
Lediglich „harmlose Popo-Klatscher beim Einwechseln“ gibt der gelernte Medientechniker davon zu - Usus in dem Sport, wenn es nach ihm ginge. Ab 2014 war er beim First Vienna FC als Trainer der Frauen- und Mädchenmannschaft eingesetzt.
„Er kam in die Kabine, wenn wir nackt waren, schaute in die Dusche“
Reihenweise betraten jedoch an den Verhandlungstagen mittlerweile junge Frauen den Gerichtssaal und waren sich alle einig: „Es gab diese unangenehmen Berührungen.“ Auch soll er sie nackt beim Duschen und in den Umkleiden beobachtet haben.
Der Angeklagte hat Glück, dass alle schon über 14 Jahre alt waren, sonst würden wir hier vor einem Schöffengericht sitzen, mit einer Strafdrohung von zehn Jahren.
Die Staatsanwältin im Wiener Landesgericht
„Der Angeklagte hat Glück, dass alle schon über 14 Jahre alt waren, sonst würden wir hier vor einem Schöffengericht sitzen, mit einer Strafdrohung von zehn Jahren“, erinnert die Staatsanwältin zum Schluss. Ein Missbrauch des Autoritätsverhältnisses sei eindeutig: „Schöner kann man das ja gar nicht erfüllen!“ Er als Fußballtrainer habe die Macht über die Mädchen gehabt.
Nicht nur strafbar ...
Sie erinnert außerdem daran, dass „Popo-Klatscher“ im Sport nicht Usus seien: „Er hat auch Burschen trainiert und da ist das nicht passiert.“ Sein Verhalten sei nicht nur strafbar, so die Anklägerin, sondern auch charakterlich „sehr bedenklich“. Auch die Opfervertreterin appelliert: „Er soll einfach nicht mehr als Trainer in die Nähe von jungen Frauen kommen!“
Aber was hat er falsch gemacht? Er ist viel zu weit gegangen. Er hat die notwendige Distanz nicht eingehalten.
Verteidiger über seinen Mandanten
Was sein Anwalt bereits vorwegnehmen kann: Tätigkeitsverbot hin oder her, „er wird nie wieder als Trainer arbeiten“. Auch wenn er in diesem Beruf sehr erfolgreich gewesen wäre. „Aber was hat er falsch gemacht? Er ist viel zu weit gegangen. Er hat die notwendige Distanz nicht eingehalten“, räumt der Verteidiger ein, sieht den angeklagten Missbrauch aber nicht erfüllt: „Als so einen Bösewicht, dass man ihn unbedingt einsperren muss, so sehe ich ihn nicht.“
Das sieht Richter Stefan Apostol aber anders und verurteilt den 40-Jährigen zu einer teilbedingten Strafe wegen des angeklagten Missbrauchs eines Autoritätsverhältnisses. Von den 20 Monaten sind fünf unbedingt abzusitzen. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.
Erst 2022 wurden die Vorwürfe laut. Der Club selbst machte in der Folge den Fall publik und setzte sich unter der sportlichen Leiterin der Frauen, Nina Burger, für eine lückenlose Aufklärung ein.
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