GUTEN MORGEN

Zocken um Förderung | Vertrauen verzockt

Zocken um Förderung. Spielen Sie gerne? Wetten Sie gerne? Riskieren Sie gerne? Zocken Sie gerne? Mögen Sie das Kribbeln, wenn man nicht weiß, wie die Angelegenheit ausgeht, wenn man nicht sicher sein kann, ob man gewinnt oder verliert? Dann sind Sie bei der staatlichen Lotterie ganz richtig. Nein, ich meine jetzt nicht die Klassenlotterie, bei der man zuvor Lose kauft und dann bangt, ob seine Gewinnzahl vom Glücksengerl auch gezogen wird. Auch nicht 6 aus 45, wo man zuvor Zahlen tippt und dann hofft. Nein, hier geht es um die staatliche Solarförderung, die so ziemlich alle Züge eines Glücksspiels aufzuweisen hat. Nur die Umstände sind ernster. Denn wer das tun möchte, was uns gerade in Klimawandel-Zeiten zu Recht so dringend nahegelegt wird, wer also bei sich zu Hause die Sonnenenergie einfangen und verwerten möchte, der muss sich, sehr vereinfacht gesagt, zunächst so etwas wie ein Los besorgen, um dann bei einer der Neudeutsch so wunderbar „Förder-Call“ genannten Lotterieveranstalten teilnehmen zu können. Dafür rüsten sich mit allen Wassern gewaschene Solar-Förder-Profis in Gruppen, um dann - wie jüngst am vergangenen Donnerstag - zum richtigen Zeitpunkt einen sogenannten Slot zu erwischen. Man muss hoffen, dass aufgrund des Andrangs die Server nicht zusammenbrechen. Und man rechtzeitig drankommt und alles richtig ausfüllt und anklickt. Voller Stolz meldete die Solarförderungs-„Lottozentrale“ diese Woche, dass bereits in den ersten fünf Minuten „mehr als 58.184 Tickets gezogen“ wurden, „nach 60 Minuten waren es über 100.000 Tickets“. Ja, und dann - nach etlichen bürokratischen Zwischenschritten - warten die zum Zocken gezwungenen Staatsbürger gespannt auf die „Ziehung“… Schafft man es diesmal nicht, dann wartet die nächste Glücksspiel-Runde in drei Monaten. Und später im Jahr - ja, da bekommt man sogar noch weitere Chancen bei weiteren „Ziehungen“ Das alles darf doch nicht wahr sein, meinen Sie? Na, dann reden Sie einmal mit jenen Landsleuten, die gerade versuchen, viel Geld in erneuerbare Energie zu investieren. Denn in Wahrheit läuft das alles sogar noch viel komplizierter ab, als hier zusammengefasst. Einfach irre, wie der Staat hier jene Bürger behandelt, die etwas Positives für die Gesellschaft tun - und zum Zocken gezwungen werden, um die ihnen zustehende Förderung zu „gewinnen“.

Vertrauen verzockt. Doch mit den Bürgern zu spielen, viele würden sogar sagen: sie zu sekkieren - das scheint manchen im Staate Österreich einen rechten Spaß zu bereiten. Da müssen wir jetzt gar nicht an die letztlich zum Glück doch nicht realisierte Corona-Impflotterie denken. Aber man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Bundesregierung - oft noch sekundiert von den Landesregierungen - am liebsten Geschenke verteilt. Vom Umweltbonus bis zur Schnitzelprämie, vom Strombonus bis zum Wohnzuschuss. Der wurde gerade in dieser Woche beschlossen: Lieber wieder einmal Zig Millionen als Geschenk, um nicht die viel geforderte Mietpreisbremse ziehen zu müssen. Kein Wunder, wenn das - neben vielen anderen - der kluge Wifo-Chef Felbermayr verurteilt, weil nicht nur er weiß, dass mit dieser multiplen Füllhornausschüttung die Inflationsspirale weiter angeheizt wird. Aber die Herrschenden scheinen sich zu gefallen in ihrem Gönnertum. Sie verteilen lieber Almosen und degradieren die Staatsbürger zu Bittstellern. Anträge stellen, schön brav „bitte-bitte“ sagen. Und dann? Wird - siehe oben - verlost, verteilt, gegönnt. Nebenbei bemerkt: Es dreht sich bei all diesen „Lotto-Gewinnen“, Zuckerln, Geschenken stets um Geld, das die Österreicher zuvor eingezahlt haben… Die Politik - sie spielt mit uns. Und sieht dabei sich selbst gegenüber gönnerhaft darüber hinweg, dass sie so die Reste des noch vorhandenen Vertrauens der Bürger zu verspielen droht. Direkter gesagt: Die Politik ist drauf und dran, unser letztes Vertrauen zu verzocken.

Kommen Sie gut durch den Sonntag!

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