840.000 Vegetarier und 106.000 Veganer - immer mehr Menschen in Österreicher ersetzen tierische Nahrungsmittel durch pflanzliche. Das bedeutet aber nicht automatisch, dass man damit der Gesundheit etwas Gutes tut, wie ein „Zuckercheck“ des Institus SIPCAN jetzt aufzeigt.
„Auch, wenn ein höherer Anteil pflanzlicher anstatt tierischer Lebensmittel ein wesentlicher Teil der Ernährungsempfehlungen darstellt, heißt dies nicht, dass z. B. jede pflanzliche Milchalternative automatisch die gesündere Wahl ist, denn viele Produkte enthalten zu viel Zucker“, betont Univ.-Prof. Dir. Dr. Friedrich Hoppichler, Vorstand von SIPCAN ( (Initiative für ein gesundes Leben) und Ärztlicher Direktor des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder in Salzburg.
Zahlen einer österreichischen Erhebung (Science 2 School Studie) sprechen bereits bei Jugendlichen von 7,2 Prozent Veganern und 8,5 Prozent Vegetariern. Diesen Trend folgend, bietet der Handel inzwischen eine großes Angebot pflanzlicher Getränke und Löffelprodukte. Diese werden meist aus (Pseudo-) Getreidearten (z. B. Hafer), Nüssen, Samen oder Hülsenfrüchten (z. B. Sojabohnen) und mittels verschiedener Verfahren hergestellt.
Mehr als ein Drittel der untersuchten Produkte waren zu süß oder zu fettreich. So lag ein Viertel über dem Zuckergrenzwert von 6,7 Gramm und jedes zehnte Produkt enthielt zu viel Fett. Der durchschnittliche Zuckergehalt lag bei 4,6 Gramm, der Fettgehalt bei 2,7 Gramm (pro 100 Gramm bzw. Milliliter). Positiv fiel auf, dass bei keinem Produkt Süßstoffe eingesetzt werden.
„Wir nahmen bei unserem Milchalternativen-Check über 400 Produkte zum Trinken und Löffeln genau unter die Lupe. Damit wollen wir ernährungsbewusste Konsumenten mit vegetarischer bzw. veganer Ernährungsweise die gesündere Wahl leichter machen.“ erklärt Studienleiter Dr. Manuel Schätzer, Ernährungswissenschafter bei SIPCAN.
Zuckerreiche Produkte ohne Zuckerzusatz
Besonders beachtenswert ist der Einfluss der Herstellungsmethode auf den Zuckergehalt. So gibt es beispielsweise Pflanzendrinks mit null Gramm Zucker und andere, deren Zuckergehalt über den SIPCAN-Orientierungskriterien liegt, obwohl in beiden Fällen kein Zucker zugesetzt wurde und dieser daher auch nicht auf der Zutatenliste zu finden ist.
Enzyme machen süß
Der Grund dafür sind Enzyme, die bei manchen Produkten im Herstellungsprozess eingesetzt werden. Diese spalten die Kohlenhydrate des Ausgangsprodukts in Zucker auf, wodurch das Produkt auch süßer schmeckt. Diese Enzyme findet man jedoch nicht auf der Zutatenliste, da sie im fertigen Produkt nicht mehr nachzuweisen sind. So kann ein Produkt ohne Zuckerzusatz trotzdem Zucker enthalten. Deshalb immer auch einen Blick auf die Nährwerttabelle und nicht nur auf die Zutatenliste werfen!
Tierische Milchprodukte weisen eine Reihe wichtiger Vitamine und Mineralstoffe auf, allen voran das für die Knochen wichtige Kalzium. Außerdem liefern sie hochwertiges Eiweiß. Gesäuerte Milchprodukte wie etwa Joghurt enthalten zudem noch sogenannte Probiotika, die einen positiven Einfluss auf die Darmgesundheit haben. „Aus allen diesen Gründen haben Milch- und Milchprodukte zurecht einen Platz in der österreichischen Ernährungspyramide“, sagt Diätologin Nadine Moser, die auch den Check der Milchalternativen durchgeführt hat. Zwei Portionen zu je 250 g werden neben einer Portion Käse täglich empfohlen.
Für all, die aus ökologischen, ethischen oder gesundheitlichen Gründen (Laktoseunverträglichkeit) auf tierische Milch- und Milchprodukte verzichten möchten bzw. müssen, stellen pflanzliche Produkte jedoch eine gute Alternative dar. „Sinnvoll ist es dann allerdings darauf zu achten, dass diese mit Kalzium angereichert sind oder genügend andere Kalziumquellen wie z. B. kalziumreiches Mineralwasser konsumiert werden, um Unterversorgung vorzubeugen“, rät Moser.
Online Zucker-Check
Alle Produkte des neuen Milchalternativen-Checks können online gesucht und die Ergebnisse bzw. Nährwerte verglichen werden.
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