Oft erst spät erkannt

Eierstockkrebs: Was neue Therapien bewirken

In rund 80 Prozent der Fälle wird Eierstockkrebs im fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert.(Bild: stock.adobe.com null)

Während viele Frauen mittlerweile über Brustkrebs Bescheid wissen, sieht es bei Eierstockkrebs (Ovarialkarzinom) anders aus. Wohl auch deshalb, weil es sich bei Letzterem um die weitaus seltenere Erkrankung handelt – die dennoch nicht zu unterschätzen ist! Was jede Frau wissen sollte und wie behandelt wird.

In rund 80 Prozent der Fälle wird Eierstockkrebs erst im fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert. Im Durchschnitt ist die betroffene Frau 63 Jahre alt.

Symptome wie Blutungen außerhalb der Monatsregel oder nach den Wechseljahren, Verstopfung, Bauchschmerzen, Zunahme des Bauchumfangs, Völlegefühl sowie vermehrter Harndrang treten oft erst spät auf und sind sehr unspezifisch. Vor allem in der Menopause sollte man diese Beschwerden daher abklären lassen!

Bauchschmerzen können in fortgeschrittenem Alter auf ein Karzinom hindeuten.(Bild: stock.adobe.com null)

„Mehr als die Hälfte aller Ovarialkarzinome geht direkt vom Eileiter aus“, berichtet Assoc. Prof. Priv.-Doz. Dr. Stephan Polterauer, Leiter Gynäkologisches Krebszentrum, Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Med Uni Wien. „Zur Ausbreitung kommt es leicht, weil die Eileiter offen in der Bauchhöhle liegen und Krebszellen von dort in den gesamten Bauchraum wandern können. Alternativ verteilen sich diese über befallene Lymphknoten.“ Übrigens reduziert die Einnahme der „Pille“ (hormonelle Verhütung) das Risiko, an Eierstockkrebs zu erkranken ebenso wie die Entfernung der Eileiter.

Ziel der OP: Den Tumor vollständig entfernen
Erhält eine Frau die Diagnose „Ovarialkarzinom“, müssen sowohl die Gebärmutter als auch beide Eierstöcke, die Eileiter, das befallene Bauchfell und auffällige Lymphknoten entfernt werden. Diese Therapie sollte in einem spezialisierten gynäkologischen Krebszentrum erfolgen. Die Chemotherapie nach der Operation zerstört dann noch im Körper verbliebene, nicht sichtbare Krebszellen.

Zu den neuesten Therapien zählen Antikörper-Wirkstoff-Konjugate (ADC), die gezielt Tumorzellen angreifen.

Assoc. Prof. Priv.-Doz. Dr. Stephan Polterauer, Leiter Gynäkologisches Krebszentrum, Med Uni Wien

Bild: meeshoo.com

„Im Anschluss erhalten die Betroffenen eine Erhaltungstherapie, um das Risiko für einen Rückfall zu mindern. Dabei kommen Substanzen zum Einsatz, die zu den Angiogenesehemmern (Tumorwachstum hemmende Antikörpertherapie) oder PARP-Hemmern (verhindern die Reparatur von Schäden im Erbgut der Krebszellen) gehören“, klärt der Facharzt auf.

Wenn der Krebs zurückkehrt
Allerdings erkranken etwa 70 Prozent der Patientinnen mit fortgeschrittenem Leiden innerhalb von fünf Jahren ein zweites Mal daran. In einigen Fällen operiert der Arzt dann erneut. Alternativ wird mit der platinhaltigen Chemo- oder einer Monochemotherapie mit bestimmten Medikamenten behandelt.

„Zu den neuesten Therapien zählen Antikörper-Wirkstoff-Konjugate (ADC), die gezielt Tumorzellen angreifen. Diese vereinen zwei Wirkprinzipien: Es handelt sich um eine Kombination aus einem Antikörper und einem Zytostatikum (Wirkstoff, der verhindert, dass sich Tumorzellen teilen und verbreiten). Das Zytostatikum ist direkt an den Antikörper gebunden, der wiederum gezielt an ein Protein an der Oberfläche der bösartigen Zellen bindet. Als Folge nimmt diese Zelle das Antikörper-Wirkstoff-Konjugat auf. Dort wird das Zytostatikum freigesetzt und die Krebszelle stirbt ab“, erläutert Prof. Polterauer.

In der personalisierten Therapie berücksichtigt man immer das individuelle Patientenprofil, um gezielt Medikamente auszuwählen. Ein Beispiel dafür ist der Test auf Folatrezeptor-alpha, der bei bestimmten Tumoren eingesetzt wird, um zu prüfen, ob der Einsatz eines ADC sinnvoll wäre. Die personalisierte Therapie ermöglicht eine maßgeschneiderte Behandlung, welche die Wirksamkeit deutlich erhöht und Nebenwirkungen minimiert.