Der Simulationsforscher Niki Popper hat in seiner Diplomarbeit (2001) Textstellen über den menschlichen Atmungskreislauf angeführt, ohne sie entsprechend zu belegen. Das führte der als „Plagiatsjäger“ bekannte Kommunikationswissenschaftler Stefan Weber in seinem Blog aus.
Popper gab am Montag zu, Passagen „unreflektiert“ übernommen zu haben. Dabei handle es sich seiner Erinnerung nach um Ausführungen zum Aufbau und zur Funktion der menschlichen Lunge, die er aus Physiologie-Büchern übernommen hätte. Poppers eigentliche wissenschaftliche Arbeit habe darin bestanden, ein Modell der Abläufe zu erstellen und Analysen durchzuführen.
Die Arbeit an der Technischen Universität Wien trägt den Titel „Simulation of the Respiratory System: Compartment Modelling and Modelling of Perfusion“. Dabei handelt es sich um den Versuch, die Durchblutung der Lunge aus mathematischer Sicht zu verstehen und darauf aufbauend ein einfaches Modell zu erstellen.
Plagiate aus dem Internet?
Kommunikationswissenschaftler Weber schrieb in seinem Blog von „zahlreichen 1:1-Plagiaten aus dem Internet auf über 30 Seiten“. Er räumte zwar ein, dass „direkte Zitate unter Anführungszeichen“ in der Mathematik und Informatik „so gut wie nie vorkämen“, daraus folge aber „keinesfalls, dass deshalb in der Mathematik und Informatik mit Copy/Paste ohne Quellenverweise (references) gearbeitet werden darf“. Popper meinte auf Twitter wiederum, dass er das Modell und dessen Teile jedenfalls eigenständig umgesetzt und dies auch dokumentiert hätte.
Dass sich Weber seine Arbeit angesehen hat, findet der Wissenschaftler in Ordnung. Popper setze sich selbst für Transparenz in der Wissenschaft ein und stehe für das Aufarbeiten zur Verfügung. Weber kündigte unterdessen an, sich auch Poppers Dissertation widmen zu wollen.
Österreicher des Jahres 2021
Nikolas Popper ist ein österreichischer Simulationsforscher, Hochschullehrer und Unternehmer. Mit seinen Computermodellen zur Covid-19-Pandemie wurde er überregional bekannt. Popper war im Beraterstab der Coronavirus-Taskforce im Gesundheitsministerium und wurde 2021 zum Österreicher des Jahres in der Kategorie Forschung ausgezeichnet.
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