Kampftaucher-Einsatz?
Nord-Stream-Leitungen wohl irreparabel beschädigt
Nach wie vor strömt aus den drei beschädigten Pipeline-Strängen in der Ostsee Erdgas mit unveränderter Kraft aus. Und es könnte gut sein, dass die Nord-Stream-Leitungen für immer unbrauchbar werden, denn je mehr Salzwasser in sie hineindringt, desto größer ist die Gefahr von Korrosionen. Während die EU nach wie vor keinen Verdächtigen offiziell benennt, mutmaßen deutsche Sicherheitsbehörden, dass Kampftaucher Sprengsätze angebracht haben und diese dann detoniert seien.
Laut dem deutschen „Tagesspiegel“ ist in Berlin bereits ein Krisenstab im Einsatz, um den Sabotagefall zu untersuchen. Dem Bericht zufolge wird nun die Bundespolizei die deutschen Hoheitsgewässer intensiver bewachen - vor allem dort, wo kritische Infrastruktur vorhanden ist. Hierbei seien vor allem Unterseekabel und Flüsiggasterminals, die gerade gebaut werden.
Sicherheitszonen für Schiffe eingerichtet
Die Lecks befinden sich teils in der dänischen, teils in der schwedischen ausschließlichen Wirtschaftszone. Beide Länder hatten nach der Entdeckung Sicherheitszonen für die Schifffahrt errichtet. Schiffe dürfen das Gebiet um die Lecks in einem Radius von fünf Seemeilen (knapp 9,3 Kilometer) nicht passieren.
„Wenn sich Schiffe aus dieser Zone heraushalten, besteht kein Risiko für die Besatzung“, sagte ein Sprecher der schwedischen Küstenwache. Diese sei mit einem Schiff mit einer speziell ausgebildeten Crew vor Ort und behalte die Lecks im Auge.
Die Deutsche Marine wird sich an der Aufklärung des mutmaßlichen Sabotageakts beteiligen. Der Vorfall führe vor Augen, dass Deutschland auf kritische Infrastruktur angewiesen sei, auch unter Wasser, teilte die deutsche Verteidigungsministerin Christine Lambrecht in Berlin mit. „Die Umstände dieses beunruhigenden Ereignisses müssen nun schnell geklärt und die Verantwortlichen identifiziert werden.“
Kreml: Russland hat kein Interesse an Ausfall
Kreml-Sprecher Dmitri Peskow bezeichnete die Sabotage-Vorwürfe in seinem täglichen Telefonat mit Journalisten als „vorhersehbar dumm und absurd“. Was genau an den Pipelines passiert sei, wisse Russland derzeit auch nicht. Russland habe kein Interesse daran, dass die Pipelines ausfielen und auch Europa nicht. Wann die Röhren repariert seien, könne er nicht sagen. Zugleich verwies Peskow auf große Gewinne, die US-Firmen mit Gaslieferungen nach Europa machten. Peskow forderte zur Aufklärung der Vorfälle eine Beteiligung Russlands.
Der Bundesnachrichtendienst nimmt dem Vernehmen nach nun auch Schiffsbewegungen wenige Tage vor den Explosionen unter die Lupe. In den sozialen Medien wird in diesem Zusammenhang auf die Präsenz eines US-Flottenverbands unter der Führung der USS Kearsarge fünf Tage vor dem Schadensfall in der Nähe der Pipelines hingewiesen.
USA: Moskaus Anspielung zu Verantwortung lächerlich
Als „lächerlich“ wies unterdessen die US-Regierung Andeutungen Russlands zurück, sie könnte hinter den Lecks an den Nord-Stream-Gaspipelines stecken. „Wir alle wissen, dass Russland eine lange Geschichte der Verbreitung von Falschinformationen hat, und es tut es hier jetzt wieder“, sagte die Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrates des Weißen Hauses, Adrienne Watson, am Mittwoch.
Zuvor hatte die Sprecherin des russischen Außenministeriums angedeutet, US-Präsident Joe Biden könnte eine Sabotage der Ostsee-Pipelines Nord Stream 1 und Nord Stream 2 angeordnet haben. „Der US-Präsident muss auf die Frage antworten, ob die USA ihre Drohung umgesetzt haben“, schrieb Maria Sacharowa im Onlinedienst Telegram. „Europa muss die Wahrheit kennen.“



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