Das Bilanzdefizit der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) beträgt rund 591 Millionen Euro. Ursprünglich war das Minus noch höher prognostiziert worden. „Es ist Land in Sicht, aber der Weg zur Anlandung ist noch weit“, sagte Sozialversicherungs-Vorsitzender Peter McDonald.
Derzeit geht man beim Dachverband bei allen drei gesetzlichen Krankenversicherungsträgern 2026 von einem Minus von rund 350 Millionen Euro aus. In die Vorschau können allerdings nur Dinge aufgenommen werden, bei denen es ein beschlossenes Gesetz oder zumindest ein Verhandlungsergebnis gibt. In der ÖGK fehlt zum Beispiel noch die Einigung mit den Ärztinnen und Ärzten auf geringere Einkommenssteigerungen.
McDonald hatte vor dem Sommer einen „Solidarbeitrag“ eingefordert. Diesbezüglich verspürt er durch den jüngsten Rechnungshofbericht Rückenwind. Demnach sind die Honorare der Ärztinnen und Ärzte innerhalb von sieben Jahren doppelt so stark gestiegen wie die Inflation.
Es geht freilich nicht darum, den Ärzten etwas wegzunehmen. Es geht nicht um einen Schritt zurück, sondern darum, dass es nicht mehr zwei Schritte nach vorne sein können in der jetzigen, wirtschaftlich schwierigen Situation.
Peter McDonald, Vorsitzender der Sozialversicherungsträger
Weniger Beiträge, mehr Leistungen
Die Krankenversicherungen stehen laut McDonald derzeit vor der Herausforderung, dass weniger eingezahlt wird, die Menschen aber mehr Leistungen nutzen. Das hänge etwa mit der gestiegenen Arbeitslosigkeit und der demografischen Entwicklung zusammen. Daran werde sich auch in den kommenden Jahren wenig ändern.
Künftig sei auch jedes dritte Medikament aus sozialen Gründen vom Eigenbeitrag befreit. Hier stellt sich McDonald nach die Frage nach der Treffsicherheit. Der Schwellenwert für die Befreiung von der Rezeptgebühr sinkt ab 2027 schrittweise von aktuell zwei Prozent auf 1,5 Prozent des Jahresnettoeinkommens.
Vorbild Deutschland?
ÖGK-Obmann Andreas Huss verwies auf den Vergleich mit Deutschland. Dort beträgt der Krankenversicherungsbeitrag mittlerweile 16 Prozent, in Österreich sind es 7,65 Prozent. Die privaten Zuzahlungen würden im Nachbarland nur 13 Prozent betragen. In Österreich ist es bereits fast ein Viertel (24 Prozent) der Gesundheitsausgaben, diese Gelder fließen zum Beispiel in Wahlärztinnen und Wahlärzte. Dies habe nichts mit einer solidarischen Finanzierung zu tun, kritisierte Huss. Die Regierung müsse die ÖGK mit den benötigten Mitteln ausstatten.
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