„Keine Erdbeben“

Vor Gaslecks in Ostsee Erschütterungen registriert

Ausland
27.09.2022 19:34

Just in jenem Gebiet in der Ostsee, wo derzeit unkontrolliert Gas aus den Pipelines Nord Stream 1 und 2 austritt, wurden am Montag Erschütterungen gemessen. Ein Seismograf auf der dänischen Insel Bornholm habe zweimal ein Beben registriert - einmal um zwei Uhr morgens Ortszeit, ein weiteres Mal um 19 Uhr, berichtete am Dienstag das deutsche Forschungszentrum GFZ. Die massive Freisetzung an Energie würde für Explosionen sprechen, sagen Experten.

„Wir haben zwei ziemlich große Explosionen registriert, die nach unserer Einschätzung mit den Gasaustritten aus der Nord-Stream-Pipeline zusammenfallen. Die Quelle dieser Explosionen ist, soweit wir das beurteilen können, nicht natürlichen Ursprungs“, sagte der Seismologe Peter Schmidt von der Universität Uppsala der Nachrichtenagentur AFP (siehe Video oben). Über die genaue Quelle können man vorerst nur Vermutungen anstellen.

„Sehr wahrscheinlich Explosionen“
„Wenn es sich wirklich um Explosionen handelt, was wir für sehr wahrscheinlich halten, dann sind sie natürlich in irgendeiner Weise von Menschen verursacht“, so der Wissenschaftler. Vor allem die Menge der freigesetzten Energie und die kurze Zeitspanne, in der diese Energie freigesetzt wurde, würde nahelegen, dass es sich bei den gemessenen Erschütterungen um Explosionen handle, sagte Schmidt. Hätte es sich um einen Bruch (der Pipelines, Anm.) gehandelt, dann wäre das ein längerer Zeitraum gewesen, so der Experte.

In die gleiche Kerbe schlug auch Schmidts Forscherkollege Bjorn Lund vom Schwedischen Seismologischen Zentrum an der Universität Uppsala: „Es gibt keinen Zweifel, dass das Explosionen waren“, sagte er dem öffentlich-rechtlichen schwedischen Fernsehsender SVT. 

GFZ: Keine Hinweise auf ein Erdbeben
Ob die Ausschläge des Messgeräts durch Explosionen verursacht wurden, die auf Sabotageakte an den Gasleitungen hinweisen, wollte das GFZ nicht sagen. Es gebe aber keine Hinweise auf Erdbeben.

Ukraine sieht einen Terrorakt Russlands
Die Ukraine macht Russland für die Lecks an den beiden Nord-Stream-Pipelines verantwortlich. „Das ist nichts anderes als ein von Russland geplanter Terrorakt und ein Aggressionsakt gegen die EU“, schrieb der externe Berater des ukrainischen Präsidentenbüros, Mychajlo Podoljak, am Dienstag auf Twitter. Moskau wolle damit die wirtschaftliche Situation in Europa destabilisieren und „Panik vor dem Winter“ erzeugen.

Nach gleich drei Lecks binnen nur kurzer Zeit an Nord Stream 1 und Nord Stream 2 wird ein Sabotageakt nicht ausgeschlossen. In Polen, Russland und Dänemark wird ein gezielter Anschlag auf die europäische Gasinfrastruktur als Ursache für die als beispiellos geltenden Schäden an beiden Pipelines für denkbar gehalten. Auch aus Sicht deutscher Sicherheitskreise spricht vieles für Sabotage.

Nach Einschätzung des deutschen Wirtschaftsministers Robert Habeck gehen die Lecks auf gezielte Angriffe zurück. Man wisse inzwischen sicher, „dass sie nicht durch natürliche Vorkommnisse oder Ereignisse oder Materialermüdung entstanden sind, sondern dass es wirklich Attacken auf die Infrastruktur gegeben hat“, sagte der Grünen-Politiker am Dienstag bei einer Veranstaltung von Spitzenverbänden der Wirtschaft.

CIA warnte vor Anschlag auf Pipelines
Medienberichten zufolge haben die Vereinigten Staaten bereits vor Wochen die deutsche Regierung vor möglichen Anschlägen auf Gaspipelines in der Ostsee gewarnt. Wie der „Spiegel“ berichtet, ging ein entsprechender Hinweis des US-Geheimdienstes CIA im Sommer in Berlin ein.

Dänischer Kampfjet filmte Gaslecks
Seit Montag tritt aus den Pipelines Nord Stream 1 und 2 von Russland nach Deutschland an drei Stellen in der Nähe der Insel Bornholm unkontrolliert Gas aus. Die dänische Marine veröffentlichte am Dienstag Filmaufnahmen, auf denen eine großflächige Blasenbildung an der Meeresoberfläche (Bild oben) der Ostsee zu sehen ist.

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