Einen schönen Freitagabend.
Ich muss mich für die vergangenen beiden Tage entschuldigen, aber ich habe Männergrippe. Der männliche Teil meiner Leserschaft wird mich verstehen, von Kranzbestellungen ist vorerst noch abzusehen, den Frauen sei gesagt: Wir leiden wirklich, es ist nicht gespielt. Während dieser Nahtoderfahrung rollen sich unsere Körper auf dem Sofa wie Shrimps zusammen, wir sind nicht ansprechbar, phasenweise kommt es zu außerkörperlichen Erlebnissen - nicht alle Geschlechtsgenossen finden von ihrer Astralreise wieder nach Hause. Wer als seelenlose Hülle in dieser Welt zurückbleibt, der ist zu einer Karriere in der Politik verdammt. Sie haben Kinder geboren? Meine Güte, lassen Sie uns doch den Schmerz. Jedenfalls war ich geistig nicht in der Lage, Ihnen zu schreiben. Durch die Erkrankung vorübergehend auf das intellektuelle Niveau von Kohlgemüse geschrumpft, sah ich in dieser Phase nur eine Möglichkeit für ein Lebenszeichen: Ich könnte doch als Bundespräsident kandidieren.
Zu harte Worte? Ich schiebe es auf den Fieberwahn, aber was sich aktuell in Österreich abspielt, ist ein demokratiepolitisches Desaster. Wir haben einen amtierenden Bundespräsidenten, der sich keiner Diskussion stellen möchte, und eine Armada an Spaßkandidaten, die das leider schon tut. 6000 Unterschriften reichen aus, um in der wichtigsten Nachrichtensendung des Landes, in der „ZIB 2“, eine Viertelstunde Sendezeit abzustauben. Zum Vergleich: Der gestrige Bericht über die Flucht vieler Russen nach der Mobilmachung Putins dauerte drei Minuten und 53 Sekunden. Dafür bot sich MFG-Chef Michael Brunner als Vermittler zwischen Russland und der Ukraine an - das riecht nach Friedensnobelpreis, wenn Sie mich fragen, Bertha von Suttner wäre stolz auf ihn. So viel Paracetamol konnte ich gar nicht schlucken, um mich für dieses Interview korrekt zu betäuben. Das Gestammel gestern war übrigens auch für den ORF keine Glanzstunde.
Was bräuchte ich nun für eine Kandidatur? Einen Slogan, der sich ins Gedächtnis brennt, oder ein Lied. „Zipfl eini, Zipfl aussi“ ist nun leider schon von Ulknudel Gerald Grosz belegt - dabei beschreibt der Refrain die Geschlechterparität des Wahlkampfes recht gut, der heuer talibanesk in der Auswahl der Bewerber ausfällt. Auf dem Weg zur Apotheke habe ich gestern eine Frau Auto fahren gesehen. Am Steuer! Hoffentlich spricht sich das nicht bei den Parteien und Kandidaten herum. Mit einer roten Jacke würde ich mich in die „ZIB 2“ setzen und irgendeinen Stuss von mir geben. Regierung einsperren geht immer, die in Österreich natürlich, nicht die in Russland. Dann würde ich den Mars kolonialisieren, am besten mit Asylwerbern, oder waren es Asylberechtige, wie auch immer, Asylanten halt. Das wird man ja noch sagen dürfen, ohne im rechten Eck zu stehen. Bier ist schon vergeben, aber ein alkoholisches Getränk zur Suchtglorifizierung ist Pflicht - um die Stimmen der Sozialdemokraten einzusacken, biete ich ihnen ordentlich Barolo.
Und wir lachten einst noch über Richard Lugner. Ein Drama. Zum Glück haben wir dann wieder sechs Jahre Ruhe. Und da Alexander Van der Bellen gewinnen wird, ist das wortwörtlich gemeint.
Ich wünsche einen schönen Feierabend, so Sie einen haben.
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