Sexualmedizin

Probleme beim Sex sind das letzte große Tabu

Gesund Aktuell
12.09.2022 05:00

Sexualität bedeutet nicht einfach nur Sex zu haben. Oder körperliche Befriedigung. Als wichtiger Teil der Gesundheit kann sie durch Krankheiten wie Diabetes, Schmerzen oder auch psychische Leiden beeinträchtigt werden. Tatsächlich haben immer mehr Menschen Probleme mit der Libido. Damit beschäftigt sich ein großer Kongress in Wien.

Trotz sexueller Freizügigkeit auch heute noch eines der großen Tabuthemen unserer Zeit: Er kann nicht. Sie will nicht. Diskutiert wird dies nur unter vorgehaltener Hand. Therapien bieten zwar vielen Möglichkeiten, werden aber selten angenommen. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist die sexuelle Gesundheit untrennbar mit der Gesundheit insgesamt, mit Wohlbefinden und Lebensqualität verbunden und sollte daher auch Teil des ärztlichen Gesprächs darstellen. Davon sind wir aber leider noch weit entfernt.

Beim Kongress „Sexualmedizin Interdisziplinär“, mittlerweile der größte deutschsprachige Kongress zu diesem Thema, in Wien, werden zahlreiche Aspekte des komplexen Geschehens beleuchtet.

80% der Diabetiker betroffen
Einer davon bezieht sich auf die erektile Dysfunktion bei Zuckerkranken. Dies hat bereits pandemische Ausmaße angenommen und wird 2025 mehr als 300 Millionen Männer weltweit betreffen. Keine oder keine ausreichende Erektion zu bekommen, stellt ein großes Tabuthema dar, über das auch mit dem Arzt nicht gesprochen wird. Das kann aber gefährlich werden! „Bis zu 80 % der männlichen Diabetiker leiden an einer Sexualfunktionsstörung. Es handelt sich oft um ein Warnsignal für koronare Herzkrankheit, das gehört unbedingt abgeklärt“, so Univ.-Prof. Dr. Michaela Bayerle-Eder, Internistin und Sexualmedizinerin, MedUni Wien. „Durch die Optimierung der Stoffwechsellage und Lifestyle-Anpassung wird nicht nur der Diabetes therapiert, sondern auch die Testosteronsynthese angeregt und die Erektionsfähigkeit verbessert.“

Vortrag für Interessierte

Am Freitag, 16.9., wird der ehemalige Gesundheitsminister Rudi Anschober einen Festvortrag beim Kongress „Sexualmedizin interdisziplinär“ mit dem Titel „Soziale Beziehungen im Kontext der Pandemie“ halten, der öffentlich zugänglich ist. Von 18:15 bis 19:00 Uhr im Hörsaalzentrum, Ebene 7, AKH Wien, Währinger Gürtel 18-20, 1090 Wien.

Auch chronisch Kranke haben das Recht auf Sex und Lust darauf! Aber man kann sich vorstellen, dass dies vom jeweiligen Tagesbefinden, von Schmerzgeschehen wie vom Krankheitsmanagement generell abhängig ist. Daher sollte dieser Aspekt in der Therapie nicht vernachlässigt werden. Das betont Prim. Dr. Judith Sautner, Abteilungsvorstand der 2. Med. Abteilung mit Schwerpunkt Rheumatologie am Landesklinikum Korneuburg - Stockerau, NÖ: „Die Entwicklung der modernen Rheuma-Therapeutika ermöglicht eine immer bessere Krankheitskontrolle. Es gilt als gesichert, dass diverse entzündlich rheumatische Erkrankungen (z.B. Rheumatoide Arthritis, Psoriasisarthritis etc.) einen Risikofaktor für die Entwicklung einer sexuellen Dysfunktion darstellen.

Zitat Icon

Sexuelle Gesundheit erfordert einen positiven und respektvollen Umgang mit Sexualität und Beziehungen.

Univ.-Prof. Dr. Michaela Bayerle-Eder

Sprechen Sie das Problem an!
Es ist also keine Schande, noch eine Seltenheit, wenn Sexualstörungen auftreten, immerhin sind 4 von 10 Frauen und ein Viertel der Männer betroffen. 63 % der Patienten mit Fettleibigkeit, 41 % der Hypertoniker, 51 % der Menschen mit Fettstoffwechselstörung, 71 % der ab 65-Jährigen zählen dazu. Doch auch für ältere Menschen stellt Sexualität einen wichtigen Faktor für psychische und physische Gesundheit dar, hält sogar länger jung und fit. Sprechen Sie das Problem beim nächsten Arztbesuch an, es gibt medizinische, pharmazeutische und psychologische Hilfe!

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