Heard gegen Depp:

Die emotionalen Statements nach dem Urteil

Adabei
02.06.2022 09:15

Der wohl spektakulärste Gerichtsprozess des Jahres ist zu Ende. Johnny Depp erfuhr in Großbritannien, wo er in den letzten Tagen Konzerte mit Jeff Beck gespielt hat, dass seine Ex-Frau Amber Heard ihm 15 Millionen Dollar (14 Millionen Euro) Schadenersatz zahlen muss, während Depp seiner früheren Frau zwei Millionen Dollar zahlen müsse. Beide meldeten sich mit sehr emotionalen Statements zu Wort. Heard ist „zutiefst enttäuscht“, Depp feiert, dass er „sein Leben zurück hat“.

Im Verleumdungsprozess zwischen Hollywood-Star Johnny Depp und dessen Ex-Frau Amber Heard haben die Geschworenen beide Seiten wegen Verleumdung schuldig gesprochen. Heard müsse ihrem Ex-Mann 15 Millionen Dollar (14 Millionen Euro) Schadenersatz zahlen, während Depp seiner früheren Frau zwei Millionen Dollar zahlen müsse, entschieden die Geschworenen in ihrer am Mittwoch im Prozess in Fairfax im US-Staat Virginia verkündeten Entscheidung.

Feier in Pub in Newcastle
Heard verfolgte die Entscheidung schockiert vor Ort im Gerichtssaal, während Johnny Depp in Großbritannien davon erfuhr. Er trat am Wochenende bei Konzerten in Sheffield und in der Royal Albert Hall in London auf. Britischen Zeitungen zufolge feierte er das Urteil in einem Pub in Newcastle mit seinen Freunden Jeff Beck und Sam Fender. Auch seine Ex-Freundin Kate Moss, die beim Prozess für ihn ausgesagt hat, soll er am Wochenende getroffen haben.

Depp: „Jury hat mir mein Leben zurückgegeben“
„Diese Jury hat mir mein Leben zurückgegeben“, teilte Depp mit - und bedankte sich bei der Jury und auch bei seinem Anwaltsteam und seinen Unterstützern. „Das Ziel, diesen Prozess voranzubringen, war von Anfang an, die Wahrheit ans Licht zu bringen - egal wie es ausgehen würde. Die Wahrheit zu sagen war etwas, was ich meinen Kindern und all denjenigen, die mich immer unterstützt haben, geschuldet habe. Jetzt, wo ich das geschafft habe, fühle ich einen inneren Frieden in mir.“

Das Statement von Johnny Depp im Wortlaut:

Mein Leben, das Leben meiner Kinder und das Leben von denen, die mir am nächsten sind und die mich immer unterstützt haben, wurde vor sechs Jahren für immer verändert. Im Bruchteil einer Sekunde. Falsche Anschuldigungen gegen mich wurden in den Medien erhoben, was eine Lawine an Falschinformationen ausgelöst hat. Obwohl es nie eine Anklage gegen mich gegeben hat, sind die Anschuldigungen gegen mich innerhalb einer Nanosekunde zweimal um die Welt gegangen. Es hat eine Erschütterungswirkung auf mein ganzes Leben gehabt.

Sechs Jahre später hat mir die Jury mein Leben zurückgegeben. Voller Demut hatte ich mich auf all die juristischen Hürden und weltweiten Schlagzeilen vorbereitet, als ich diese Klage eingereicht habe. Ich habe mich diesem zu erwartenden Spektakel erst nach langem Nachdenken ausgesetzt. Von Anfang an war es mein Ziel, die Wahrheit ans Licht zu bringen - egal wie der Prozess ausgeht. Die Wahrheit zu sagen, das war etwas, was ich meinen Kindern und allen meinen Unterstützern schuldig war.

Ich fühle den Frieden, jetzt, wo ich das geschafft habe. Ich war und bin überwältigt von der Welle der Unterstützung und der Liebe, die mir aus aller Welt entgegen geschwappt ist. Ich hoffe, dass mein Feldzug für die Wahrheit auch anderen helfen wird. Dass Männer oder Frauen, die sich in derselben Situation wie ich befinden, niemals aufgeben. Ich hoffe, das Konzept „unschuldig, bis deine Schuld bewiesen ist“, wieder in die Gerichte und die Medien zurückkehrt.

Ich bedanke mich für die noble Arbeit der Richterin, der Geschworenen, der Gerichtsbeamten und den Gerichtspolizisten, die dafür verantwortlich sind, dass wir an diesem Punkt heute angekommen sind. Und natürlich bedanke ich mich auch bei meinem brillanten Anwaltsteam, das mir geholfen hat, die Wahrheit zu präsentieren. Das Beste wird noch kommen, das nächste Kapitel wurde endlich aufgeschlagen. Veritas nunquam perit - die Wahrheit stirbt nie.

Heard „zutiefst enttäuscht“
Heard hatte ihrem Ex-Mann häusliche Gewalt vorgeworfen, Depp wiederum beschuldigte sie, immer wieder gewalttätig geworden zu sein. Heard verfolgte die Urteilsverkündung ganz in Schwarz gekleidet vor Gericht, sie war in Begleitung ihrer Schwester gekommen.

Heard zeigte sich hingegen zutiefst enttäuscht. „Die Enttäuschung, die ich heute fühle, kann man nicht in Worte fassen“, schrieb die Schauspielerin via Kurznachrichtendienst Twitter. Dass die Jury ihr trotz eines „Bergs an Beweisen“ größtenteils nicht geglaubt habe, breche ihr Herz. Zudem sehe sie das Urteil als einen „Rückschritt“ für andere Frauen in ähnlicher Situation. „Ich bin traurig, dass ich den Prozess verloren habe. Aber ich bin noch trauriger, dass ich anscheinend ein Recht verloren habe, von dem ich davon ausgegangen war, dass ich es als Amerikanerin habe - frei und offen zu sprechen.“

Das Statement von Amber Heard im Wortlaut:

Die Enttäuschung, die ich fühle, kann ich nicht in Worte fassen. Es hat mir das Herz gebrochen, dass die Berge an Beweisen nicht genug waren, um gegen die unproportionale Macht und den Einfluss meines Ex-Ehemannes zu bestehen. Ich bin noch enttäuschter, wenn ich daran denke, was das Urteil für andere Frauen bedeutet. Es wirft uns zurück. Es dreht die Zeit zurück in eine Ära, in der Frauen, die ihre Stimmen laut erhoben haben, öffentlich bloßgestellt und erniedrigt wurden.

Es ist ein Rückschlag für die Einstellung, dass man Gewalt gegen Frauen ernst nehmen sollte. Ich glaube, dass Johnnys Anwälte damit erfolgreich waren, die Jury dazu zu bringen, das Recht auf freie Meinungsäußerung als wichtiges Gut zu übersehen. Sie haben Beweise ignoriert, die so überzeugend waren, dass wir in England den Prozess gewonnen haben. Ich bin traurig, den Fall verloren zu haben. Aber ich bin noch trauriger, dass ich scheinbar das Recht einer amerikanischen Staatsbürgerin verloren habe - frei und offen sprechen zu dürfen.

Gegenseitige schwere Vorwürfe
Depp und Heard hatten sich in dem Verleumdungsprozess sechs Wochen lang gegenseitig mit schweren Vorwürfen überzogen - über Kameras per Livestream in alle Welt verbreitet. In ihren Abschlussplädoyers hatten die Anwälte beider Seiten dann noch einmal heftige Anschuldigungen von sexuellem Missbrauch, körperlicher Gewalt, Lügen und Drogenexzessen vorgebracht.

Der „Fluch der Karibik“-Star hatte Heard in seiner Zivilklage beschuldigt, in einem 2018 von der „Washington Post“ veröffentlichten Kommentar zum Thema häusliche Gewalt falsche Aussagen gemacht zu haben. Dies hätte seinem Ruf geschadet. Wegen Verleumdung hatte er 50 Millionen Dollar (gut 46 Millionen Euro) Schadenersatz gefordert. Heard pochte in ihrer Gegenklage auf 100 Millionen Dollar. Sie machte geltend, dass Depps Ex-Anwalt Adam Waldman mit einer Schmutzkampagne ihrem Ansehen geschadet habe.

Rosenkrieg seit 2016
Der bittere Rosenkrieg tobt schon seit Jahren. 2016 hatte Heard nach nur 15 Monaten Ehe die Scheidung eingereicht. Sie warf dem Hollywood-Star häusliche Gewalt vor.

Vor rund zwei Jahren hatte Depp in London mit einer Klage gegen die Boulevardzeitung „Sun“ eine Niederlage einstecken müssen. Es ging um einen Artikel, in dem behauptet wurde, Depp habe als Frauenschläger („wife beater“) Heard körperlich misshandelt. Nach einem Prozess mit heftigen Vorwürfen wies der High Court die Klage am Ende ab.

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(Bild: kmm)



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